André Watts

André Watts (* 20. Juni 1946 in Nürnberg, Deutschland; † 12. Juli 2023 in Bloomington, Indiana, Vereinigte Staaten) war ein US-amerikanischer klassischer Pianist und Professor an der Jacobs School of Music der Indiana University Bloomington.

Leben und Wirken

Watts wurde in Nürnberg als Sohn der ungarischen Pianistin Maria Alexandra Gusmits und des US-amerikanischen Offiziers Herman Watts geboren.[1]

Seine frühe Kindheit verbrachte er in Europa und lebte meist auf Stützpunkten, auf denen sein Vater stationiert war.[1] Mit vier Jahren begann er Violine spielen zu lernen, entschied sich aber mit sechs Jahren für das Klavier. Als er acht Jahre alt war, zog die Familie berufsbedingt nach Philadelphia (Pennsylvania, USA). Seine Mutter unterrichtete ihn in Klavier, und da ihm das Üben keinen Spaß bereitete, versuchte seine Mutter ihn mit Geschichten über den Pianisten und Komponisten Franz Liszt zu motivieren.[2] Watts fand Gefallen an Liszt und wurde durch dessen dramatischen Spielstil beeinflusst. Seinen ersten Wettbewerb bestritt er im Alter von 9 Jahren, um die Chance zu bekommen, mit dem Philadelphia Orchestra ein Kinderkonzert zu spielen. Im Wettbewerb trat er mit einem Stück von Joseph Haydn an und gewann. Mit 10 Jahren führte er mit dem Robin Hood Dell Orchestra Felix Mendelssohn Bartholdys Klavierkonzert Nr. 1 auf, mit 14 Jahren César Francks Symphonische Variationen mit dem Philadelphia Orchestra. Mit 16 hatte er am 12. Januar 1963 sein Debüt bei den New Yorker Philharmonikern unter der Leitung von Leonard Bernstein mit Liszts Klavierkonzert Nr. 1 in Es-Dur bei einem Young People’s Concert in der Philharmonic Hall.[3] Wenige Wochen später sprang er mit demselben Werk kurzfristig für den erkrankten Glenn Gould ein.[4] Für sein erstes Album The Exciting Debut of André Watts, das Columbia Records 1963 herausbrachte, erhielt er den Grammy als meistversprechender Künstler der klassischen Musikszene („Most promising new classical recording artist“).[5] 1969 spielte Watts bei der Amtseinführung von Präsident Richard Nixon.[6] Im Jahr 1969 hatte er ein umfassendes Konzertprogramm, das drei Jahre im Voraus gebucht war. Watts gab sein Boston-Debüt 1969 für die Peabody Mason Concert-Reihe.[7] Er unterzeichnete 1969 einen Exklusivvertrag mit Columbia Masterworks Records,[8] der 1977 endete.[9] 1972 schloss er sein Bachelor-Studium in Musik am Peabody Institute ab, wo er vom Pianisten Leon Fleisher unterrichtet worden war.[2]

1976 wurde sein Konzert unter dem Titel Live from the Lincoln Center vom Fernsehsender PBS live übertragen. Es wurde das erste Klavierrecital in der Geschichte des amerikanischen Fernsehens, das nationalweit zur Hauptsendezeit, live und in voller Länge ausgestrahlt wurde.[10]

Ab 2004 unterrichtete er als Professor an der Jacobs School of Music der Indiana University Bloomington.[11]

Im Juli 2016 wurde bei Watts Prostatakrebs diagnostiziert,[12] und er starb daran am 12. Juli 2023 im Alter von 77 Jahre in Bloomington (Indiana).[13][14] Er war ab 1995 verheiratet[2] und hatte zwei Stiefkinder.[15]

Auszeichnungen

Quellen

  1. Catherine D. Foster: Watts, Andre. In: BlackPast. 9. August 2007, abgerufen am 14. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  2. Biographie von biography.com (Memento vom 18. April 2013 im Internet Archive) (amerikanisches Englisch)
  3. 1963 Jan 12 / Young People’s Concert / Bernstein, New York Philharmonic digital archive, abgerufen am 20. Februar 2019 (englisch)
  4. 1963 Jan 31; Feb 01 / Subscription Season / Bernstein, New York Philharmonic digital archive, abgerufen am 20. Februar 2019 (englisch)
  5. André Watts Grammy – Wins and Nominations. In: grammy.com. Abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  6. Frank Villella: Remembering André Watts. In: cso.org. 13. Juli 2023, abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  7. Record American, March 7, 1969, George Gelles, „Watts outstanding in all-Liszt recital“, Boston
  8. This Day in UMS History: New York Philharmonic and Seiji Ozawa with Andre Watts (September 21, 1969). In: University Musical Society. University of Michigan, 21. September 2010, abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  9. Classical Notes. In: Billboard. 10. Dezember 1977, S. 36 (amerikanisches Englisch, google.com [abgerufen am 15. Juli 2023]).
  10. University Honors & Awards. Indiana University, abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  11. Biographie der Indiana University. Abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  12. Norman Lebrecht: Eminent pianist cancels due to prostate cancer. Slippedisc.com, 8. August 2016, abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  13. Pianist André Watts dies at age 77 of prostate cancer. In: apnews.com. Associated Press, 14. Juli 2023, abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  14. Indiana University mourns loss of distinguished professor of piano André Watts. In: indiana.edu. 13. Juli 2023, abgerufen am 13. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  15. Javier C. Hernández: André Watts, 77, Trailblazing Superstar in Classical Music, Is Dead. In: nytimes.com. The New York Times, 14. Juli 2023, S. B11, abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  16. Get to Know André Watts, Appearing in the Beethoven Festival with the A2SO. In: Broadway World. 27. August 2014, abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  17. IU Jacobs School of Music professor Watts receives 2011 National Medal of Arts. In: Jacobs School of Music. Indiana University Bloomington, 13. Februar 2012, abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  18. Professor André Watts, Indiana University Jacobs School of Music, Musician (pianist); Educator, AREA Humanities and Arts, SPECIALTY Performing Arts, ELECTED 2017. In: amacad.org. American Academy of Arts and Sciences, Juli 2023, abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  19. Linda Cajigas: IU Distinguished Professor André Watts elected to American Philosophical Society. In: Jacobs School of Music. Indiana University Bloomington, 21. Mai 2020, abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
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