Anatolische Biene

Die Anatolische Honigbiene (Apis mellifera anatoliaca; auch A. m. anatolica) ist eine in Anatolien heimische Unterart der Westlichen Honigbienen.

Anatolische Biene

Anatolische Biene (Apis mellifera anatoliaca)

Systematik
Überfamilie: Apoidea
ohne Rang: Bienen (Apiformes)
Familie: Echte Bienen (Apidae)
Gattung: Honigbienen (Apis)
Art: Westliche Honigbiene (Apis mellifera)
Unterart: Anatolische Biene
Wissenschaftlicher Name
Apis mellifera anatoliaca
Maa, 1953

Verbreitung

Die anatolische Honigbiene ist auf der anatolischen Halbinsel (Türkei) verbreitet, deren größter Teil von ihr besiedelt wird. Im europäischen Teil der Türkei grenzt ihr Areal an das von Apis mellifera carnica. Vom Nordosten des Landes an, im Gebirgsland und an der Schwarzmeerküste nördlich von Erzurum, lebt die kaukasische Unterart Apis mellifera caucasica. Im Südosten der Türkei lebt bereits die persische Unterart Apis mellifera meda. Entgegen früheren Vermutungen kommt wohl auch die Unterart Apis mellifera syriaca im äußersten Süden des Landes noch vor. Die Unterarten sind an den Verbreitungsrändern durch Übergangsformen verbunden, genetische und morphometrische Zuordnungen stimmen dabei nicht in allen Fällen überein.

Eigenschaften

Die anatolische Biene hat einen vergleichsweise kleinen Phänotyp, mit eher hellen Farbvariationen. Sie ist kleiner als caucasica, aber größer als meda.[1] Bienenunterarten überlappen in ihren Merkmalen weit, sie sind nur durch die synchrone Messung und den Vergleich zahlreicher Messwerte, durch Morphometrie, unterscheidbar; die Methodik geht vor allem auf den Bienenkundler Friedrich Ruttner zurück. Dabei werden vor allem Messpunkte auf den Flügeln und die Winkel zwischen Flügeladern gemessen und nach bestimmten Vorschriften miteinander verrechnet. Dabei sind verschiedene Verfahren in Gebrauch. Die morphometrische Unterscheidung der Unterart ist schwierig und die Zuordnung vieler regionaler Formen von der genauen Messmethode abhängig.[2]

Die anatolische Biene gilt nach Karl Kehrle (Bruder Adam) als widerstandskräftig gegenüber Krankheiten, geht sparsam mit dem Futtervorrat um und hat keine allzu hohen Auswinterungsverluste. Aufgrund dieser Eigenschaften nahm man sie in die Hybridkreuzungsprogramme auf, die zur Zucht der Buckfastbiene führten.

Zusammen mit der kaukasischen Rasse neigt sie zur starken Kittharzverwendung.[3]

Klassifizierung

Nach der morphologischen Einteilung Ruttners gehört die Unterart in die Gruppe der Nahöstlichen Bienenrassen. Dem widersprechen allerdings neuere genetische Studien. Diese haben in zahlreichen unabhängigen Untersuchungen klar ergeben, dass die Anatolische Biene näher mit den südosteuropäischen Bienen um die Kärntner Biene Apis mellifera carnica verwandt ist.[4][5]

Historische Imkerei im Nahen Osten

Bei den Ausgrabungen im israelischen Tel Rehov[6] wurden 3000 Jahre alte Bienenbauten gefunden, die noch Reste von Honigbienen enthielten (vgl. Hauptartikel Imkerei von Tel Rechov). Dabei handelte es sich nach morphometrischen Messungen um Apis mellifera anatoliaca. Dies ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil die Unterart in dieser Region nicht natürlich verbreitet ist, und auch damals nach allen Informationen nicht war. Sie muss also von Imkern hier eingeführt worden sein. Dies liegt vermutlich daran, dass sie weitaus besser für die Imkerei geeignet ist als die lokale Unterart syriaca.[7]

Siehe auch

Commons: Anatolische Biene – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. M. Bagher Farshineh Adl,H. Vasfi Gençer, Çetin Firatli, Rasoul Bahreini (2007): Morphometric characterization of Iranian (Apis mellifera meda), Central Anatolian (Apis mellifera anatoliaca) and Caucasian (Apis mellifera caucasica) honey bee populations. Journal of Apicultural Research and Bee World 46(4): 225–23.
  2. Ayça Özkan Koca & İrfan Kandemir (2013): Comparison of two morphometric methods for discriminating honey bee (Apis mellifera L.) populations in Turkey. Turkish Journal of Zoology 37: 205-210. doi:10.3906/zoo-1104-10
  3. Rudolf Moosbeckhofer, Josef Ulz: Der erfolgreiche Imker. Stocker, 2002, S. 134
  4. Cagri Bodur, Meral Kence, Aykut Kence (2007): Genetic structure of honeybee, Apis mellifera L. (Hymenoptera: Apidae) populations of Turkey inferred from microsatellite analysis. Journal of Apicultural Research Vol. 46 (1): 50 - 56. doi:10.3896/IBRA.1.46.1.09
  5. Fulya Özdil, Ibrahim Aytekin, Fatma Ilhan, Saim Boztepe (2012): Genetic variation in Turkish honeybees Apis mellifera anatoliaca, A. m. caucasica, A. m. meda (Hymenoptera: Apidae) inferred from RFLP analysis of three mtDNA regions (16S rDNA-COI-ND5). European Journal of Entomology 109 (2): 161-167 doi:10.14411/eje.2012.021 (open access)
  6. Tel Rehov - Overview. The Beth-Valley Archaeological Project, Hebrew University of Jerusalem. abgerufen am 12. März 2015 (Memento des Originals vom 16. März 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rehov.org
  7. Guy Bloch, Tiago M. Francoy, Ido Wachtel, Nava Panitz-Cohen, Stefan Fuchs, Amihai Mazar (2010): Industrial apiculture in the Jordan valley during Biblical times with Anatolian honeybees. Proceedings of the National Academy of Sciences USA vol. 107 no. 25: 11240–11244. doi:10.1073/pnas.1003265107 (open access)
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