Analdehnung
Analdehnung ist ein Sammelbegriff für Übungstechniken mit dem Ziel, die Schließmuskeln des menschlichen Anus zu dehnen.
Zweck der Dehnung
Analdehnung kann aus medizinischen Gründen angewendet werden, aber auch in der Erotik zur Stimulation verwendet werden, z. B. als Vorbereitung für Analverkehr. Analdehnung wird mittels eines Dehners vollzogen. Der Analdehner ist ein medizinisches Instrument von konischer Form. Er besteht für gewöhnlich aus Kunststoff oder Silikon. In der Regel wird er mit einem Gleitmittel bestrichen.
- Medizinisch wird der Analdehner zur Überwindung eines reflektorischen Krampfes des Schließmuskels bei einer akuten Analfissur angewendet und unterstützt so deren Heilung. In seltenen Fällen kommt er als Widerstand beim Training eines geschädigten äußeren Schließmuskels in Anwendung. Vor dem Gebrauch wird er zweckmäßigerweise mit einem örtlich wirksamen Betäubungsmittel, z. B. einer anästhetische Salbe bestrichen.
- Auch atopische Ekzeme können mit einer Analdehnung behandelt werden.[1]
- Neben medizinischen Zwecken findet der Analdehner auch Anwendung beim Analverkehr, um den Schließmuskel zuvor auf die Belastung vorzubereiten und so Verletzungen wie Analfissuren oder Schließmuskelzerrungen vorzubeugen.
Im Gegensatz zum Butt-Plug verjüngt sich ein Analdehner nicht, hat aber ein dickeres abschließendes Ende, um zu verhindern, dass er versehentlich komplett in den Anus gelangen kann.
Risiken
Irreführend ist die Bezeichnung der Dehnung als „Training“ des Schließmuskels, da ein Training den Aufbau neuer Muskelfasern beinhaltet, was jedoch in diesem Fall nicht eintritt. Physiologisch handelt es sich um eine Überdehnung des Schließmuskels, die das Risiko von Spätfolgen beinhaltet und bei welcher daher große Vorsicht geboten ist.
Unklar und letztendlich nicht eindeutig bestimmbar ist, ab welchem Grad und welcher Dauer der Dehnung mit Schädigungen des Schließmuskels (Sphinkter) zu rechnen ist. Die Kontinenz der Praktizierenden bleibt zwar zunächst unbeeinträchtigt. Dies wird jedoch von Proktologen damit erklärt, dass im ersten oder mittleren Lebensabschnitt die Muskulatur des Beckenbodens eine mögliche Schädigung des Schließmuskels noch kompensiert. Durch eine dauerhafte Erweiterung des Ringmuskels wird die Sphinkterkraft herabgesetzt, was letztlich durch das Nachlassen der Gewebeelastizität im höheren Lebensalter zu Stuhlinkontinenz führen kann.
Einer Studie über Analsex praktizierende homosexuelle Männer nach wurde eine Erhöhung des sog. Kontraktionstonus einerseits und eine Herabminderung des sog. Ruhetonus verzeichnet.[2] Die Herabsetzung des Ruhetonus wird teilweise damit erklärt, dass die an der Studie teilgenommenen Probanden sich wegen ihrer Gewöhnung an Analsex besser entspannen konnten. Nach anderer Ansicht ist die Herabminderung des Ruhetonus dagegen eine Folge der Überdehnung des Schließmuskels.[3]
Spezifische Untersuchungen zu den Spätfolgen von Fisting und sexuell motivierter Analdehnung (insbesondere im hohen Alter) gibt es jedoch bislang nicht, da die relative Verbreitung dieser Praxis ein vergleichsweise junges Phänomen ist, sodass mögliche Spätfolgen erst in der Zukunft manifest werden. Eine bestehende Schädigung des Schließmuskels ist durch äußeren Augenschein selbst für einen Proktologen nicht feststellbar, sondern erfordert eine Ultraschalluntersuchung.[4]
Einzelnachweise
- Kongressbericht: Abszess, Fistel und Fissur (PDF; 219 kB) CHAZ, 2005
- A. B. Chun, S. Rose, C. Mitrani, A. J. Silvestre, A. Wald: Anal sphincter structure and function in homosexual males engaging in anoreceptive intercourse. In: The American Journal of Gastroenterology, Band 92, Nummer 3, März 1997, S. 465–468, PMID 9068471.
- Luis Sanz: health.unece.net (Memento vom 24. Februar 2013 im Internet Archive)
- Risk of sphincter damage and anal incontinence after anal dilatation for fissure-in-ano. In: Diseases of the Colon and Rectum, Volume 36, Number 7, Juli 1993, S. 677–680, doi:10.1007/BF02238595.