Amateurfotografie

Amateurfotografie ist die Erstellung von fotografischen Aufnahmen als Freizeitbeschäftigung bzw. Hilfsmittel für ein Hobby und stellt keine Erwerbstätigkeit dar. Die ersten Vereinigungen von Amateurfotografen in Deutschland bildeten sich Anfang der 1890er Jahre. Ursächlich waren vereinfachte Technik und Massenproduktion.

Bildsequenz eines Amateurfotografen bei Wikimedia
Amateurfotograf in der Architekturfotografie
Amateurfotografen beim fotografieren wilder Tiere am Chobe River / Botswana (2018)
Fotoworkshop nachts

Einordnung

Engagierte Fotoamateure verfügen über keine reguläre fotografische Ausbildung, sondern haben sich Technik und Praxis autodidaktisch, in Kursen oder bei Workshops angeeignet. Allerdings gibt es auch unter den Fotografen, vor allem im Bereich der Hochzeits-, Reportage- und Pressefotografie Quereinsteiger, das heißt, dass diese ihre Tätigkeit hauptberuflich ausüben, ohne eine reguläre Ausbildung zum Fotografen durchlaufen zu haben. Ihr liegt eine Ausbildung mit Prüfung vor einer Handwerkskammer zugrunde.

Hinsichtlich der fotografischen Qualität ist eine Abgrenzung zwischen Berufsfotografen und Amateurfotografen kritisch. Zwar gibt es eine Reihe von Fotografien von Amateuren die bestimmte Kriterien der Qualität (z. B. Schärfe, Komposition, Belichtung etc.) nicht erfüllen, aber Arbeiten von engagierten Amateurfotografen sind von Arbeiten der Profis qualitativ kaum abgrenzbar.

Grundsätzlich widmen sich Amateurfotografen allen Genres der Fotografie.

Aspekte

Fotografie als Hobby oder Freizeitbeschäftigung

Der „fotografische Amateur“ führt eine Tätigkeit aus, die weder objektive Qualitätskriterien erfüllen muss, noch der Sicherung des Lebensunterhaltes dient. Amateurfotografie ist ein unter Umständen zeit- und kostenintensives Hobby, dessen Liebhaber sich in Clubs organisieren und in dem auch Wettbewerbe ausgetragen werden.

Manche Fotoamateure vermarkten ihre gelungensten Aufnahmen für Bildarchive oder Lokalzeitungen, womit sie sich in einer Grauzone zwischen Amateur- und Berufsfotografie befinden. Hier liegt auch der wesentliche Unterschied zwischen Amateur und Profi: ein Fotoamateur kann gute Bilder fertigen und diese vermarkten, ein Profifotograf muss in jedem Fall gute Aufnahmen liefern.

Von großer Relevanz, schon alleine wegen der Masse, hat die Amateurfotografie heute durch Smartphones erhalten. Mit einem Smartphone können Aufnahmen gemacht werden ohne eine besondere Fotoausrüstung mitzuführen. Der Vorteil ist auch die Unauffälligkeit. Dieser Teilbereich entwickelte sich auch stark durch die internetbasierten sozialen Medien, bei dem Bilder hochgeladen werden können. Klassische Einsteiger-Digitalkameras sind kaum noch gefragt, da Smartphone-Kameras qualitativ immer besser werden.[1] Während das Marktsegment für Digitalkameras in den letzten Jahren sinkt, gelten die Smartphones heute als beliebteste Bildquelle.[2]

Die Bezeichnung „Knipser“ soll Fotografierende kennzeichnen, die ohne Kenntnisse oder Interesse an Fototechnik oder Bildgestaltung typischerweise Schnappschüsse aufnehmen. Der Ausdruck „Knipser“ wird auch von engagierten Amateuren mit einer negativen Konnotation verwendet, um sich von deren fotografischer Anspruchslosigkeit klar zu distanzieren.

Fotografie zur Dokumentation im Rahmen der Berufsausübung

Ein wesentlicher Teil der Amateurfotografie ist der Einsatz der Fotografie von Amateuren ohne spezifische Ausbildung im Rahmen eines Berufes, meist zu reinen Dokumentationszwecken. Die Gründe sind meistens, dass das Fotografieren keine wesentlicher Teil der beruflichen Aufgabe ist und dass die fachlichen Berufskenntnisse wesentlich wichtiger sind als fotografische Kenntnisse. Beispiele:

  • Dokumentation und Beweisaufnahmen von Verkehrsunfällen durch Polizisten
  • Fotografie bei Polizei, Zoll, Aufklärungsdiensten
  • Fotografie von auffälligen Demonstranten durch Polizisten
  • Dokumentation von Bauwerken durch Bauherren, Architekten oder Bauplaner
  • Dokumentation von Grabungen durch Archäologen
  • Dokumentation zur Bauwerkssicherung durch Bauingenieure (z. B. Staudämme, Brücken, Bergwerke, Deiche etc.)
  • Dokumentation in der Wissenschaft
  • Dokumentation in der Ethnologie
  • Dokumentation in der Raumfahrt
  • Dokumentation in der Kunst
  • Dokumentation von Kundendienstmonteuren und Handwerkern.

Fotografie als Zeitzeugnis

Die Amateurfotografie ist oft ein wichtiges Zeitzeugnis. Mögliche Aspekte sind:

  • Eine große Bedeutung haben Amateurfotografien im historischen Kontext. So sind solche Aufnahmen interessant als Zeitzeugnis für Bauhistoriker oder Historiker.
  • Amateurfotografien von Soldaten, sind auch wichtige Zeitzeugnisse, die an propagandistischer Filterung vorbei fotografiert wurden, worauf das Militär oft mit einem Fotografierverbot reagierte.
  • Eine besondere Bedeutung haben Amateurfotografien ohne künstlerischen Charakter für die Historiografie und die Soziologie, da sie gerade das dokumentieren, was künstlerische Aufnahmen und Bilder der Massenmedien nur gefiltert wiedergeben: das mehr oder minder authentische private und kulturelle Umfeld der Amateurfotografen und die Sichtweise, die der Fotografierende von sich und seinem Umfeld zeigen will.
  • Illustrationspotential: Amateurfotografien von Bedeutung als Dokumente zur Einbindung in Wikimedia bzw. Wikipedia. Bilder von Amateuren in öffentlich zugänglichen Bildarchiven (Photo Stocks, Wikimedia etc.) werden von der Tourismuswirtschaft und Industrie genutzt.
  • Auch Museen und Ausstellungen bedienen sich fotografischen Arbeiten von Amateuren.
  • Medien und Fernsehen zeigen z. B. Aufnahmen von Amateuren zu Wetterphänomenen oder zur Verwendung in der Lokalberichterstattung.

Fotografie in Interessensnischen

Generell findet man im Bereich der Amateurfotografie alles an Fotomotiven, was mit der jeweils verwendeten Ausrüstung fotografierbar ist. Hierunter auch zahlreiche Motive, die wegen ihrer Seltenheit, des privaten Kontextes (z. B. Sportverein) oder auch, weil Berufsfotografen hierfür nicht engagiert werden kann, nicht von Berufsfotografen aufgenommen werden. Oft wird die Amateurfotografie zur Ausübung eines eigentlichen Hobbys als Unterstützung eingesetzt.

Hintergründe

Kontext und Wertung

„Vielleicht ist die wahre, totale Photographie […] ein Haufen von Bruchstücken privater Bilder, vor dem zerknitterten Hintergrund der Zerstörungen und der Krönungen“

Italo Calvino, 1957.

Soziologische Studien in der Tradition von Pierre Bourdieu unterstellen der Amateurfotografie den Zweck, den Zusammenhalt der Familie zu gewährleisten und zu fördern; Autoren wie Susan Sontag übernehmen diese Sichtweise weitgehend unreflektiert, der Fotohistoriker Timm Starl widerspricht ihr jedoch vehement.

Motivationen

Aufnahme eines Amateurastronomen der Galaxie NGC 4103
Amateuraufnahme eines Blitzeinschlages

Die Gründe sich der Amateurfotografie zu widmen sind äußerst vielfältig. Beispiele:

  • Amateurfotografie als beruflich veranlasste Nebentätigkeit ohne besondere Vergütung als Hobby
  • Amateurfotografie als generelles Interesse an der Welt (z. B. Wetter, Natur, Umwelt, Flora und Fauna)
  • Amateurfotografie als Archiv und Dokument im Sinne des Fotojournalismus
  • Amateurfotografie als Archiv und Dokument des eigenen Lebens (z. B. Familie, Reisen, Vereine, Hobbys etc.)
  • Amateurfotografie als technische Lernkurve bis hin zur Teilnahme an Fotowettbewerben
  • Amateurfotografie als unabhängiges Bilddokument ohne Filter der Medien oder der Propaganda
  • Amateurfotografie im Rahmen eines eigentlichen Hobbys (z. B. Astronomie, Reisen, Sammlungen, Bergsteigen etc.).

Wirtschaftliche Bedeutung

Für die Fotoindustrie sind Amateure eine wichtige Zielgruppe, da deren Nachfrage wesentlich größer ist, als die der Gruppe der Berufsfotografen. Der globale Umsatz mit Digitalkameras erreichte im ersten Halbjahr 2018 einen Wert von 3,9 Milliarden Euro. Für Deutschland waren es 345 Millionen Euro.[1] Der größte Anteil davon dürfte auf die Nachfrage von Amateurfotografen entfallen. Kostenintensive Neuentwicklungen der Industrie werden zu einem Großteil aus dem Massenmarkt der Amateurfotografie erwirtschaftet. Allerdings kann die Industrie nur dann erfolgreich Digitalkameras verkaufen, wenn der Funktionsumfang, den einer Smartphone-Kamera deutlich übertrifft.[1]

Ebenso gibt es einen Markt zur Schulung von ambitionierten Amateuren in Kursen und Workshops, die meist von Berufsfotografen angeboten werden.

Geschichte und Entwicklung

Die Entwicklung der Amateurfotografie steht im engen Zusammenhang mit der Entwicklung von Fototechnik und Fotoapparat.

Frühzeit der Pioniere

Die Amateurfotografie entstand parallel zur Entwicklung der Fotografie um 1840; und viele namhafte frühe Fotografen waren Amateurfotografen.

Beschleunigt wurde die Ausdifferenzierung der Amateurfotografie vor allem durch drei Faktoren, welche die Fotografie vereinfachten:

  1. Die Entwicklung der Handkameras ab den 1870er Jahren
  2. Die Entwicklung lichtstarker Objektive
  3. Die Erfindung der Gelatine-Trockenplatte durch Richard Leach Maddox und die Kombination mit Wechsel- oder Doppelcassetten sowie Plattenmagazinen, die einen Plattenwechsel im Tageslicht ohne Schutzzelt ermöglichten.

Eine verbreitete Kamerabauform im ausgehenden 19. Jahrhundert war der so genannte Schülerapparat, eine einfache Kamera mit preiswerter Landschaftslinse, die jedoch als Aufnahmematerial – wie auch die zeitgenössischen Geheimkameras – noch Glasplatten verwendete. Aus dem Jahr 1881 stammt das erste deutschsprachige Handbuch für Fotoamateure von Haugk und Wilde (Ausführliche Anleitung, die Photographie mit der neuen, äußerst empfindlichen und haltbaren Gelatine-Emulsions-Platten, ohne eingehende Fachstudien leicht und sicher zu erlernen. Für Touristen […] und Alle, welche die Photographie […] zum Vergnügen betreiben wollen).

In dieser Phase stellten Umfang, Gewicht und Vorbereitungszeit enorme Einschränkungen an das Fotografieren, weswegen man nur von sehr vereinzelten Amateuren sprechen kann.

Erste Massenverbreitung (Handkamera und Rollfilm)

Plakat von Burkhard Mangold für eine Ausstellung für Amateur-Photographie in Interlaken, 1908

Die Amateurfotografie im engeren Sinne beginnt um 1888 mit der Etablierung der ersten industriell gefertigten und massenhaft verbreiteten Handkameras wie der Kodak No. 1. Ab diesem Zeitpunkt war die Fotografie durch den Rollfilm, kompakte Fotoapparate und eine komfortable Handhabung einfacher und mobiler geworden, um neue Kundenschichten zu erschließen. George Eastman setzte den Rollfilm als Massenprodukt gegen den Widerstand des Einzelhandels am Markt durch. Wer seinen Rollfilm belichtet hatte, konnte Kamera und Film an Kodak einschicken und bekam wenig später die Abzüge und eine mit einem frischen Film bestückte Kamera zurück. Dies war einer der wesentlichen Gründe, weshalb die Fotografie ab der Jahrhundertwende immer beliebter werden konnte.[4]

Die Situation der Amateurfotografen, ihre Bedeutung für die Geschmacksbildung, ihre künstlerischen Ziele und ihr wichtigstes Bildthema, die natürliche Landschaft, beschrieb der bedeutende Museumsmann Alfred Lichtwark in einer programmatischen Schrift von 1894.[5]

Die Normierung und Standardisierung fotografischer Apparaturen und Edeldruckverfahren ab Anfang des 20. Jahrhunderts förderten die Akzeptanz und Verbreitung weiter. Genutzt wurden zunächst überwiegend einfache Mittelformatkameras – die so genannten Boxkameras. Weiteren Auftrieb erhielt die Amateurfotografie durch die Entwicklung der Farbfotografie und die Kamera-integrierte Belichtungsmessung ab Mitte der 1930er Jahre. In dieser Zeit entstanden auch zahlreiche Periodika für Amateurfotografen wie Die Leica, Perutz-Mitteilungen und Der Satrap. Die Fotografie wurde „eine, wenn auch vom Großkapital unterstützte, Basis-Bewegung“.[6]

Eine besondere Bedeutung kam der Arbeiterfotografie in den 1920er und 1930er Jahren zu, die sich als politisch engagierte Fotografie mit dokumentarischem und sozialem Anspruch verstand; in diesem Kontext sind auch die fotografischen Arbeiten von Heinrich Zille zu sehen. Die Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ) veröffentlichte zahlreiche Sozialreportagen und erreichte mit einer Auflage von 1,5 Millionen nicht nur Fotoamateure.

Zweite Massenverbreitung (Kleinbildkameratechnik)

Die zweite Massenverbreitung wurde initiiert durch den Farbfilm und die Kleinbildkamera: Die ersten Dreischichtenfilme wurden 1936 von Agfa und direkt danach von Kodak auf den Markt gebracht. Nach diesem Verfahren funktionieren Farbfilme prinzipiell bis heute. Die Kleinbildkamera, ursprünglich von Optischen Werke Ernst Leitz in Wetzlar, als legendäre Leica 1925 mit einem 50 mm-Standardobjektiv als Sucherkamera vorgestellt, wurde zum wichtigen Impuls für die Verbreitung in der Amateurfotografie.[4] Carl Zeiss, Canon und andere Hersteller zogen nach. Die erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera wurde auch 1936 von Kine Exakta vorgestellt. Die Kleinbildkameras im Bildformat von 24 mm × 36 mm veränderten die Akzeptanz in der Amateurfotografie vollständig. Die kompakte Kameratechnik konnte nun ohne großen Aufwand an jedem Ort eingesetzt werden: Auf Reisen, für Familienaufnahmen, zu Weihnachten, zu Ostern, an Geburtstagen, zur Dokumentation, als fotografisches Hilfsmittel für ein Hobby oder Naturerlebnis. In der Vorkriegszeit der 1930er Jahre wurde das Fotografieren für Amateure sehr populär. Durch das Objektiv sah der, was er sich erworben hatte, was jetzt leibhaftig und gegenständlich um ihn herum vorhanden war.[7] Die Bilderflut wurde in Fotoalben gebändigt, die chronologisch angeordnet oder nach Ereignissen gegliedert wurden, um Stimmungslagen oder Erlebnisse in Erinnerung zu rufen.[7] Pierre Bourdieu sagte dazu: Amateurfotografen sind "Saisonkonformisten", weil sie sich für Höhepunkte des eigenen Lebens interessieren.[7]

Wenngleich die Ausrüstung nicht gerade billig war, so war sie doch erschwinglich, wenn man sich intensiver mit dem Hobby beschäftigen wollte. Zahlreiche Amateure jener Zeit nahmen ihre Kameras auch in den Kriegseinsatz als Soldaten mit. Generell sorgten die Kleinbildtechnik durch ihre Verbreitung für deutlich preisgünstigere Kameras und Filme, während Objektive aufgrund des hohen Aufwandes vergleichsweise teuer blieben.

Dritte Massenverbreitung (Innovationen der analogen Fotografie)

In den Nachkriegsjahrzehnten wurde der Markt der Fotoamateure mit speziell für die einfache und komplikationslose Handhabung konstruierten fototechnischen Geräten versorgt; zu erwähnen sind hierbei vor allem die Instamatic-Kamera, die Polariod-Technik die Pocket-Kamera. Insbesondere die Sofortbildkamera erweiterte die Zielgruppen nun auch auf Amateure ohne jede Affinität zur Fototechnik. Das zunehmende Reisen der Nachkriegszeit dürfte auch nicht unwesentlich die Amateure beflügelt haben; da wo man gewesen war braucht man Fotos als Beweise für die Daheimgebliebenen. Der Urlaub wurde zum Fotomotiv schlechthin. Die Verbreitung des Diafilms sorgte auch für eine Veränderung der Präsentationstechnik: Kleinbilddias wurden zur Diashow zusammengeführt und gemeinsam betrachtet.

Neben amerikanische Anbieter von Kameras und Filmen wie Kodak oder deutsche wie Carl Zeiss, Leica, Voigtländer, Agfa und viele andere, wurde der Markt zunehmend von Produkten aus Japan versorgt. Zahlreiche japanische Unternehmen wandten sich nach der Kriegsproduktion verstärkt zivilen Produkten zu, so auch der Herstellung von Kameras, Objektiven und Filmen (z. B. Fuji). Ab den 1950er Jahren gelangten elektrische Elemente in die Fotokameras und viele weitere Innovationen zur Belichtungsmessung oder Automatisierung, die sehr stark von der japanischen Industrie ausgingen. Japanische Anbieter, wie Nikon, Olympus, Pentax oder vor allem auf Amateure ausgerichtet Minolta (erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera mit Autofokus) sorgen für einen enormen Anstieg der Zahl der Fotoamateure. Ca. ab den 1970er Jahren bekam das Siegel Made in Japan auf foto-optischen oder fotochemischen Produkten eine gute, später innovativen Namen und die Marktanteile der Japaner wuchsen gerade durch die Amateurfotografie enorm.

Typische Amateurfotografie-Situation: zwei Freunde fotografieren ohne größere Ausrüstung Porträts an ungewöhnlichen Orten. In diesem Fall nutzt der Fotograf die analoge Nikon F50. (Das Bild ist selbst eine gestellte Amateurfotografie, das mit Hobby-Models für Strike Wardrobe gemacht wurde.)

Am Ende des analogen Zeitalters, um das Jahr 2000 waren japanische Anbieter auf vielen Feldern von Produkten zum Fotografieren dominant.

Vierte Massenverbreitung (die digitale Revolution)

Die Digitalfotografie veränderte ab den 2000er Jahren deutlich die Nachfrage: Die Digitalkameras ermöglichten das Fotografieren ohne Aufwand und Kosten für Negative oder Dias. Der Markt wurde von Anbietern wie Nikon und Canon dominiert. Auch die Speicherung, Archivierung vereinfachte sich deutlich. Das Internet ermöglichte zudem eine Präsenz von Bildern von Amateuren. Besonders hervorzuheben ist auch die digitale Bildbearbeitung[4]: Durch Nutzung vergleichbarer Werkzeuge, wie sie Berufsfotografen einsetzen, können heute Amateure die Qualität oder die Wirkung ihrer Bilder deutlich steigern.

Aktuell sinkt der Markt für einfache Digitalkameras, weil sie von den Smartphone verdrängt werden. Das High-End-Segment, knapp unterhalb der Spitzenprodukte für Berufsfotografen, gleicht dies als Nachfrage der Amateure für die Industrie leicht aus.[1] Die digitalen Werkzeuge sorgen für eine ungeheuerliche Bilderflut und ein breites Interesse, mit einer enormen Bandweite der Objekte aber auch Qualitäten.

Zitate

„Lassen Sie mich die Aufmerksamkeit auf einen der populärsten Irrtümer in Sachen Fotografie lenken – den Irrglauben, dass man herausragende Arbeiten oder was man dafür hält mit der Klassifizierung professionell belegt und den Ausdruck Amateur für alle unausgereiften oder ganz miserablen Fotografien bereithält. Tatsache ist, dass so ziemlich alle wichtigen Arbeiten von Menschen kommen und kamen, die aus Liebe zur Sache und nicht aus finanziellen Gründen fotografieren. Wie der Name besagt, arbeitet der Amateur aus Liebe zur Sache, und angesichts dieses Sachverhalts muss die Unhaltbarkeit dieser populären Unterscheidung offenkundig werden.“

Ästhetik der Amateurfotografie

Natürlich gibt es keine verbindliche Ästhetik der Amateurfotografie. Wenn überhaupt wurde sie stets durch modischen Geschmack der Zeit, vielleicht auch der Technik beeinflusst. Wie man fotografieren sollte, wurde allerdings stets über Verbote formuliert, die die Technik betreffen: Nicht unscharf, nicht schief, nicht unnatürlich oder unrealistisch, nicht anschneiden, nicht ins Gegenlicht fotografieren, nicht unvorteilhaft, nicht unausgewogen beleuchtet. Kriterien, bei deren Einhaltung der Amateur kein Knipser ist, sondern als sachkundig gilt. Diese Kriterien gelten jedoch in der professionellen Fotografie oder dem Fotojournalismus aus guten Gründen nicht immer. In der künstlerischen Fotografie gilt es manchmal sogar als K.o.-Kriterium, wenn diese Kriterien befolgt werden.[7] Die Lomografie oder die HDR-Fotografie postulieren solche „Fehler“ sogar als neue Ästhetik der Amateurfotografie. Die einzig zulässige Definition einer Ästhetik wäre: Der Amateur ist autonomer Bildproduzent, seiner Interpretationen, Bildwelten und Bildsprache. Oder des Versuchs dessen.

Organisationen und Verbände

Viele Fotoamateure organisierten sich in Vereinen; Vorbild waren die Vereinigungen von Berufsfotografen, deren erste in den 1860er Jahren gegründet worden waren. Diese Vereine trafen sich, veranstalteten Ausstellungen und Vorträge, gaben Zeitschriften heraus und verfügten gelegentlich über eigene Bibliotheken.

Das American Annual of Photography listet im Jahr 1893 rund 500 derartige Vereine auf, die teilweise noch heute existieren. Zu den bekanntesten Amateur-Fotoclubs zählen:

Auch heute noch haben Fotoclubs eine gewisse Bedeutung für Fotoamateure als Verbände mit kulturpolitischem Einfluss.

Literatur

  • Pierre Bourdieu u. a.: Un art moyen. Essai sur les usages sociaux de la photographie. 1965 (dt. Übers. Eine illegitime Kunst. Die sozialen Gebrauchsweisen der Photographie. Frankfurt am Main 1981), ISBN 3-434-46162-0.
  • Ulrich Hägele: Visuelle Tradierung des Popularen. Zur frühen Rezeption volkskundlicher Fotografie. In: Zeitschrift für Volkskunde, 93. Jg. 1997/II, S. 159–188.
  • Douglas Harper: Visual Sociology An Introduction (Fotografien als sozialwissenschaftliche Daten), 2012, ISBN 978-0415778954.
  • Susan Sontag: Über Fotografie. Hanser Verlag, München, Wien 1978, ISBN 978-3-446-12428-8 (dt. Übers. aus Susan Sontag: On Photography 1977. Die dt. Ausgabe erschien in mehreren Auflagen.)
  • Hamburger Amateur-Photographenverein (Hrsg.), Alfred Lichtwark: Die Bedeutung der Amateur-Photographie. Wilhelm Knapp, Halle (Saale) 1894. (Digitalisat)
  • Timm Starl: Knipser. Die Bildgeschichte der privaten Fotografie in Deutschland und Österreich von 1880 bis 1980. Koehler & Amelang, München, Berlin 1995, ISBN 3-7338-0200-4.
  • Vilém Flusser: Für eine Philosophie der Fotografie, European Photography, Göttingen 1983, ISBN 978-3-923283-01-9.
  • Carl Falkenhorst: Die Liebhaberphotographie. In: Die Gartenlaube. Heft 36, 1894, S. 604–606 (Volltext [Wikisource] mit Zeichnungen von Hermann Haase).

Einzelnachweise

  1. Fotomarkt in Zahlen. Abgerufen am 4. Januar 2020 (deutsch).
  2. Infografik: Digitalkameras verkaufen sich immer schlechter. Abgerufen am 4. Januar 2020.
  3. Andrew Chaikin: Who Took the Legendary Earthrise Photo From Apollo 8? In: The Smithsonian Institution (Hrsg.): Smithsonian Magazine. Band 2018, January, Januar 2018, ISSN 0037-7333 (amerikanisches Englisch, smithsonianmag.com [abgerufen am 19. Januar 2019]).
  4. Salim Butt: Geschichte der Fotografie. In: planet-wissen.de. WDR, 26. Juli 2019, abgerufen am 27. Januar 2020.
  5. Alfred Lichtwark: Die Bedeutung der Amateurphotographie. Halle 1894.
  6. Boris von Brauchitsch: Kleine Geschichte der Fotografie. Reclam, 2001, ISBN 978-3-15-010502-3, S. 110.
  7. Nadine Olonetzky: Lächeln ist erste Bürgerpflicht. Amateurfotografie. In: Der Spiegel. 30. Dezember 2007, abgerufen am 27. Januar 2020.
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