Amanda Palmer

Amanda Palmer (* 30. April 1976 in New York) ist eine US-amerikanische Musikerin, Sängerin und Songwriterin. Sie wurde vor allem als Mitglied des Duos The Dresden Dolls international bekannt. Seit 2008 ist sie vorwiegend als Solokünstlerin tätig, dies zuweilen auch als Amanda „Fucking“ Palmer.[2]

Amanda Palmer (2008)

Werdegang

Palmer wuchs in Lexington auf. Obwohl sie das Notenlesen nie richtig gelernt hatte, spielte sie bereits als Kind Klavier und komponierte erste Melodien. Im Alter von zehn Jahren kreierte sie ihr erstes Musical. Laut eigenen Angaben hatte Palmer in ihrer Jugend nur wenige Freunde und verbrachte ihre Freizeit vorwiegend damit, Lieder und Texte zu schreiben.[3] Palmer studierte an der privaten Wesleyan University in Middletown, Connecticut. Ende der 1990er Jahre lebte Palmer als Studentin der Germanistik einige Auslandssemester lang in Heidelberg, Regensburg und Köln.[4][5]

Amanda Palmer (2008)

Auf einer Party im Oktober 2000 traf sie auf den Schlagzeuger Brian Viglione, mit dem sie sich auf Anhieb gut verstand. Viglione mochte Palmers Lieder, und einige Tage später trafen sie sich, um zusammen zu spielen. Dies war der Anfang des Band-Duos The Dresden Dolls, mit dem sie zwischen 2003 und 2008 vier Alben herausbrachte und – neben Auftritten im Vorprogramm anderer Bands – dreimal auf eigene Tour ging. 2006 wurde sie von Boston.com zur „stylishsten“ Frau Bostons gekürt.[6]

2006 erschien außerdem das Buch The Dresden Dolls Companion, in dem Palmer die Entstehung und Geschichte der Band und des gleichnamigen Albums sowie teilweise ihre Biografie schildert. Darüber hinaus enthält das Buch Liedtexte und Noten des Albums und ein DVD-Interview mit Palmer. Im gleichen Jahr schrieb sie auch das Theaterstück The Onion Cellar, das an ein Kapitel aus Günter GrassDie Blechtrommel angelehnt war und, untermalt von Musik ihrer Band, von Dezember 2006 bis Januar 2007 im Zero Arrow Theatre von Boston zu sehen war. 2008 folgte das Buch Virginia Companion zu den zwei weiteren Alben des Duos.

Ab Januar 2007 arbeitete Palmer an ihrem ersten Soloalbum, erschienen im September 2008 unter dem Titel Who Killed Amanda Palmer. Ihr Kollege Ben Folds war dabei als Produzent und Musiker tätig.[7] Der Titel ist eine Anspielung auf die Fernsehserie Twin Peaks, in welcher der Mord an der fiktiven Figur Laura Palmer untersucht wird. In einem dazugehörigen Buch wurde die Sängerin auf einigen Fotos als Ermordete inszeniert; neben Liedtexten kamen Geschichten des Autors Neil Gaiman hinzu. Ferner veröffentlichte sie 2007 mit Jason Webley als fiktives „siamesisches Zwillingspaar“ unter dem Bandnamen Evelyn Evelyn die EP Elephant Elephant.[8] Im März 2010 folgten mit Evelyn Evelyn ein Album und eine Welttournee.

Im Juli 2010 erschien die EP Amanda Palmer Performs the Popular Hits of Radiohead on Her Magical Ukulele, die ausschließlich aus Coverversionen von Liedern der britischen Band Radiohead besteht, die von Palmer auf der Ukulele eingespielt wurden. Mit dem Album feierte Palmer die Emanzipation von ihrer Plattenfirma, nachdem sie nach zwei Jahren zäher Verhandlungen den Vertrag mit der Firma aufgelöst hatte.[9]

2011 veröffentlichte sie das Album Amanda Palmer Goes Down Under und im Rahmen der Kollaboration 8in8 die EP Nighty Night bei Bandcamp. Nach einer Diskussion auf Twitter wurde Nighty Night unter eine Creative-Commons-BY-NC-Lizenz gestellt,[10] ebenso wie die wenige Monate später erschienene EP Ukulele Anthem. Anfang 2012 nahm Palmer zusammen mit The Grand Theft Orchestra ihr neues Album Theatre is Evil[11] auf und startete anschließend ein Crowdfunding-Projekt auf der Plattform Kickstarter-Projekt zur Finanzierung der Produktions- und Tourkosten durch Albumvorbestellungen der Fans.[12][13][14] Letztendlich finanzierten 24.883 Unterstützer mit 1.192.793 US-Dollar Album und Tour,[14][15] was es zum erfolgreichsten Musik-Crowdfunding-Projekt überhaupt machte.[16]

Amanda Palmer und Neil Gaiman (2011)
Am Open Piano for Refugees (Wien 2019)

Ein immer wiederkehrendes Thema in Palmers Songtexten ist die Sexualität. Sie zeigt sich sehr offen gegenüber verschiedenen sexuellen Ausrichtungen und bezeichnet sich selbst als bisexuell.[17] Sie und Brian Viglione waren nie ein Paar, was von Anfang an ihr ausdrücklicher Wunsch war, da eine derartige Beziehung sehr schnell zerbräche und die Musik wichtiger als alles andere sei.[18]

Amanda Palmer nach einem Konzert im Heidelberger Karlstorbahnhof (2008)

Seit Januar 2011 ist sie mit dem britischen Schriftsteller Neil Gaiman verheiratet.[19] Am 16. September 2015 bekamen sie ihr erstes gemeinsames Kind.[20] Am 4. November 2022 gaben sie und Gaiman ihre Trennung bekannt. Palmer und Gaiman wollen ihrem Sohn als Co-Eltern auch weiterhin in einem „liebevollen und mitfühlenden Umfeld aufwachsen“ lassen.[21]

Im November 2014 erschien mit The Art of Asking Palmers Autobiographie in Buchform.[22] Persönlicher Auslöser und Grundlage dazu waren Themen wie ihr Crowdfunding-Projekt von 2012 und ihre Lebenseinstellung, andere ohne Scham um Hilfe zu bitten, die sie in einem TED-Vortrag im Vorjahr behandelt hatte und sie in der Folge nicht mehr losgelassen hatten.[16] Mit dem Buch gelang ihr der Einstieg in die Bestseller-Liste der New York Times.[23][24] Judith Holofernes war begeistert von dem Buch und bezeichnete es als „ein Manifest für die Kunst als Liebesdienst an der Welt und gegen die seelentötenden Mechanismen des Kunstgeschäfts.“[25]

Im März 2015 veröffentlichte sie die Single Bigger On The Inside, die sie per Crowd-Funding finanziert hatte,[26] was sie seitdem häufig nutzt. Bei den Independent Music Awards 2015 agierte sie ferner als Jury-Mitglied. In diesem Jahr begann sie außerdem, mit ihrem Vater Jack Palmer zusammenzuarbeiten, und nahm mit ihm nach einigen Singles 2016 ein Album auf, das You Got Me Singing genannt wurde.[27] Dazu traten die beiden auch zusammen zu mehreren Konzerten auf.[28]

Anlässlich des Todes von David Bowie veröffentlichte Amanda Palmer im Februar 2016 die EP Strung Out In Heaven: A Bowie String Quartet Tribute.[29] Unter den Coversongs befindet sich ebenfalls eine deutsche Version des Bowie-Songs Heroes.[30] Im September desselben Jahres kam es zu einer erneuten Kollaboration mit ihrem Kollegen Jason Webley in Form der EP Sketches For The Musical JIB.[31] Wenige Wochen später erschien Piano Is Evil, eine Piano-Version ihrer CD Theatre Is Evil.[32]

2019 folgte das dritte offizielle Studio-Album There Will Be No Intermission. Inspiriert unter anderem durch Hannah Gadsbys Nanette und Bruce Springsteens Broadway Show (Springsteen on Broadway)[33] konzipierte Palmer die dazugehörige Welttournee als 4-stündige Show – inklusive Pause (Intermission) –, die zum Teil Konzert, zum Teil Erzählung war. Der Hauptfokus dieser Erzählungen lagen auf Palmers persönlichen Erfahrungen zu Mutterschaft, Fehlgeburt und ihren drei Abtreibungen. Anstatt Konzerthallen und Clubs wurden klassische Theatersäle bespielt.[34]

Diskografie

Alben

  • 2008: Who Killed Amanda Palmer
  • 2011: Amanda Palmer Goes Down Under
  • 2012: Theatre Is Evil[11]
  • 2016: You Got Me Singing (mit Jack Palmer)
  • 2017: I Can Spin a Rainbow (mit Edward Ka-Spel)
  • 2019: There Will Be No Intermission

EPs

  • 2010: Amanda Palmer Performs the Popular Hits of Radiohead on Her Magical Ukulele
  • 2024: New Zealand Survival Songs

Kollaboration

  • 2003: Trudy (mit Ad Frank and the Fast Easy Women auf In Girl Trouble)
  • 2005: Circus Freak Love Triangle (mit Hierosonic auf Pornos and Razorblades)
  • 2006: The Lovers (mit Meredith Yayanos auf Brainwaves (Kompilation))
  • 2006: Life, Eight Days of Hell und Witch’s Web (mit … And You Will Know Us by the Trail of Dead auf So Divided)
  • 2006: Warsaw Is Khelm (mit Golem! auf Fresh Off Boat)
  • 2007: Elephant Elephant, Have You Seen My Sister Evelyn? (mit Jason Webley als Evelyn Evelyn)
  • 2007: Stuck with You (mit Voltaire auf Ooky Spooky)
  • 2010: Evelyn Evelyn (mit Jason Webley als Evelyn Evelyn)
  • 2011: Nighty Night (mit Ben Folds, Neil Gaiman und Damian Kulash)
Commons: Amanda Palmer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chartquellen: [ Österreich] / USA
  2. MTV Hive: Amanda Palmer Is Comfortable Wearing Her Own Blood (Memento des Originals vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mtvhive.com; TED: Amanda Palmer – Musician, Blogger; IFC: [NSFW] Exclusive Premiere: Amanda Palmer & The Grand Theft Orchestra "Want it Back" [NSFW]
  3. Amanda Palmers Biografie (Memento vom 6. September 2015 im Internet Archive) (englisch)
  4. Amanda Palmer: „Ich habe nie bessere Lieder geschrieben“ von Luigi Lauer auf www.deutschlandfunk.de (Deutschlandfunk), 3. September 2012
  5. Amanda Palmer talks German and explains her connection with Cologne. Abgerufen am 16. August 2019.
  6. Boston’s stylish 25
  7. Artikel auf spin.com (Memento vom 29. April 2007 im Internet Archive)
  8. Artikelbeschreibung und Bandcharakterisierung zu Evelyn Evelyn
  9. Interview (Memento vom 26. August 2014 im Internet Archive) mit der Zeitschrift uMag
  10. Blogatrikel von Lorenzo's Music
  11. COUNTDOWN PARTY & ALBUM TITLE!!!!! In: amandapalmer.net. 30. Juni 2012, archiviert vom Original am 9. Juni 2012; abgerufen am 11. Januar 2021 (englisch).
  12. On Recording, Marriage, and the Problem with First World Problems. In: amandapalmer.net. 9. April 2012, archiviert vom Original am 26. Juni 2012; abgerufen am 11. Januar 2021 (englisch).
  13. IT’S MY BIRTHDAY AND HERE’S WHAT I WOULD LOVE. In: amandapalmer.net. 20. April 2012, archiviert vom Original am 26. Juni 2012; abgerufen am 11. Januar 2021 (englisch).
  14. Amanda Palmer: The new RECORD, ART BOOK, and TOUR. In: Kickstarter.com. Abgerufen am 7. Juni 2012 (englisch).
  15. Amanda Palmer Raises $1.2 Million On Kickstarter, And The Crowd Goes Wild. In: techdirt.com. 1. Juni 2012, abgerufen am 7. Juni 2012 (englisch).
  16. Amanda Palmer Explores "The Art of Asking" auf washingtonian.com, 11. November 2014, abgerufen am 7. Oktober 2016
  17. Interview mit Amanda Palmer (Memento vom 10. März 2007 im Internet Archive)
  18. Interview mit Brian Viglione (Memento vom 8. Oktober 2007 im Internet Archive)
  19. Hermione Hoby: Neil Gaiman and Amanda Palmer: an audience with geek royalty. In: the Guardian. Abgerufen am 11. Oktober 2015.
  20. Amanda Palmer and Neil Gaiman welcome baby boy - The Boston Globe. In: BostonGlobe.com. Abgerufen am 11. Oktober 2015.
  21. A joint statement from me and Neil - Amanda Palmer. In: amandapalmer.net. 4. November 2022, abgerufen am 8. November 2022 (englisch).
  22. THE BOOK IS OUT, THE BOOK IS OUT, GOD ALMIGHTY, THE BOOK IS OUT!!!!!!!!!!!!!!!!!! In: amandapalmer.net. 11. November 2014, abgerufen am 22. November 2014 (englisch).
  23. Hardcover Nonfiction In: The New York Times. Abgerufen am 10. September 2016 (englisch).
  24. Combined Print and E-book Nonfiction In: The New York Times. Abgerufen am 10. September 2016 (englisch).
  25. Judith Holofernes: Die Träume anderer Leute. Köln 2022. S. 260.
  26. BIGGER ON THE INSIDE - the first Thing is HERE.
  27. Steve Smith: Amanda Palmer teams with long-estranged father for album, tour, The Boston Globe, 14. Juli 2016. Abgerufen am 30. August 2016 (englisch).
  28. Bill Pearis: Amanda Palmer playing shows with her father in support of their collaborative covers LP (tour dates), The Brooklyn Vegan, 16. Mai 2016. Abgerufen am 30. August 2016 (englisch).
  29. THE FULL BOWIE. thank you for making this happen. | Amanda Palmer Blog. In: Amanda Palmer Blog. 5. Februar 2016 (amandapalmer.net [abgerufen am 4. November 2016]).
  30. Strung Out In Heaven: A Bowie String Quartet Tribute. In: The official website of Amanda Fucking Palmer. Yes it is - Amanda Palmer. (amandapalmer.net [abgerufen am 4. November 2016]).
  31. Amanda Palmer & Jason Webley – Sketches for the Musical JIB. In: The official website of Amanda Fucking Palmer. Yes it is - Amanda Palmer. (amandapalmer.net [abgerufen am 4. November 2016]).
  32. piano is evil (or: what i've been doing for the past 5 days) | Amanda Palmer Blog. In: Amanda Palmer Blog. 26. September 2016 (amandapalmer.net [abgerufen am 4. November 2016]).
  33. Amanda Palmer bares her soul in her one-woman show at the Warfield. Abgerufen am 2. Februar 2020.
  34. Elena Witzeck: Das Ende der Metapher. FAZ.net, abgerufen am 2. Februar 2020.
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