Amanal Petros
Amanal Petros (* 17. Mai 1995 in Assab, Eritrea) ist ein deutscher Leichtathlet, der sich auf Langstrecken- und Crossläufe spezialisiert hat. Er hält den deutschen Rekord über die Halbmarathon- und Marathondistanz (Stand September 2023).
Amanal Petros | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nation | Deutschland | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtstag | 17. Mai 1995 (28 Jahre) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtsort | Assab, Eritrea | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Größe | 181 cm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gewicht | 62 kg | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karriere | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Disziplin | Langstreckenlauf | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Verein | TSVE Bielefeld (2012–2015) SV Brackwede (2016–2018) TV Wattenscheid 01 (2019–2022) SCC Berlin (seit 2023) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Trainer | Thomas Heidbreder, Anton Kirschbaum | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Medaillenspiegel | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
letzte Änderung: 15. August 2022 |
Berufsweg
Seit September 2017 ist Petros Sportsoldat.[1]
Werdegang
Amanal Petros wurde in Eritrea geboren. Als er zwei Jahre alt war, flüchtete seine Mutter mit ihm ins Nachbarland Äthiopien.[2] Im Alter von 16 Jahren flog er nach Deutschland[2] (seine Mutter und zwei Schwestern lebten 2020 weiterhin in Äthiopien[3]) und wurde Anfang 2012 als Asylbewerber in Bielefeld untergebracht.[4] In Äthiopien spielte er gerne Fußball, und bei Schulwettkämpfen gewann er regelmäßig beim Laufen.[2] In Bielefeld vermittelten seine Betreuer ihn zunächst an einen Fußballklub, dann aber wegen seines Lauftalents an einen Leichtathletikverein. Seit Juni 2012 war Petros beim TSVE Bielefeld, wo er gleich Ende des Monats bei seinem ersten Wettkampf über 10 km in 32:15 min und weiteren Volksläufen siegte[5][6] sowie bei den Vereinsmeisterschaften einen neuen Streckenrekord aufstellte.[7]
Bereits 2013 nahm Petros erstmals an Deutschen Jugendmeisterschaften teil und wurde sogleich Vizemeister über 5000 Meter der U20. Ohne deutsche Staatsbürgerschaft konnte Petros international nicht für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) starten,[8] die Teilnahme an nationalen Titelkämpfen war nach DLV-Regelung hingegen auch ohne deutsche Staatsbürgerschaft möglich.[9]
2014 holte Petros drei Deutsche Meistertitel. Bei den Deutschen Jugendhallenmeisterschaften im 3000-Meter-Lauf (U20), bei den Deutschen Crosslauf-Meisterschaften über 6,18 km in der U20-Wertung und bei den Deutschen Meisterschaften im 10-km-Straßenlauf (U23), was gleichzeitig der 2. Platz in der Männerhauptklasse war.
2015 folgten national weiter zahlreiche Podiumsplätze. Bei den Deutschen Crosslauf-Meisterschaften holte sich Petros über 8,4 km den U23-Titel. Über 5000 m wurde Petros Deutscher U23-Meister, bei den Deutschen Meisterschaften im 10.000-Meter-Lauf konnte er U23-Vizemeister werden, was einem 4. Platz in der Männer Hauptklasse entsprach. Die Deutschen Meisterschaften im 10-km-Straßenlauf beendete Petros als U23-Meister, was gleichzeitig der Vizemeistertitel in der Männer Hauptklasse bedeutete. Bei den Deutschen Meisterschaften erreichte er über 5000 m den Bronzerang. Ende Juli erhielt Petros die deutsche Staatsbürgerschaft,[8] weshalb er Mitte Juli noch nicht an den U23-Europameisterschaften in Tallinn teilnehmen konnte. Im Dezember startete er dann bei den Crosslauf-Europameisterschaften in Hyères in der Altersgruppe der U23 und gewann nach einem Tempovorstoß eineinhalb Kilometer vor dem Ziel die Bronzemedaille.
2016 konnte Petros mehrere nationale Titel verteidigen. Er wurde wieder U23-Meister bei den Deutschen Crosslauf-Meisterschaften, diesmal über 8,3 km, bei den Deutschen U23-Meisterschaften über 5000 m und bei den Deutschen Meisterschaften im 10-km-Straßenlauf. Letztere bedeutete auch die Verteidigung der Vizemeisterschaft in der Männer Hauptklasse. Auch kam er bei den Deutschen Meisterschaften über 5000 m wieder auf den Bronzerang. Schließlich holte Petros erstmals den U23-Titel bei den Deutschen Meisterschaften im 10.000-Meter-Lauf, der gleichzeitig die Vizemeisterschaft in der Männer Hauptklasse war. International verpasste der Langstreckenläufer bei den Crosslauf-Europameisterschaften in Chia in der U23-Wertung das Podium nur knapp und wurde Vierter.
2017 wurde er in Bautzen erneut Deutscher Vizemeister über 10.000 m. Mit der Mannschaft wurde Petros im nordfranzösischen Lille Team-Europameister, beim 5000-Meter-Lauf belegte er den dritten Platz und sammelte neun Punkte für das deutsche Team. Drei Wochen später wurde er in Bydgoszcz U23-Vizeeuropameister über 10.000 m und belegte zudem den 4. Platz über 5000 m. Seinen ersten Titel bei den Aktiven konnte Petros in Bad Liebenzell durch den Sieg bei den Deutschen Meisterschaften im 10-km-Straßenlauf feiern.
Petros gehört seit der Leistungssportreform 2017 zum Perspektivkader (PK) des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).[10]
2018 kam Petros bei den Deutschen Hallenmeisterschaften über 3000 m auf den 5. Platz. Bronze holte er sich bei den Deutschen Meisterschaften über 5000 m. Über 10.000 m kam er bei den Heimeuropameisterschaften in Berlin auf den 16. Platz.
2019 wurde Petros in Ingolstadt Deutscher Crosslauf-Vizemeister auf der Langstrecke und holte Bronze über 5000 m bei den Deutschen Meisterschaften. Mit der Mannschaft kam Petros bei der Team-Europameisterschaft in Bydgoszcz auf den 2. Platz. Er selbst wurde im Einzel wegen Bahnübertretung disqualifiziert. Mitte September holte er sich erneut den Titel im 10-km-Straßenlauf. Jeweils den zweiten Platz belegte Petros bei den Militärweltspielen in Wuhan über 5000 m sowie 10.000 m und kam mit der Mannschaft auf den 6. Platz.
2020 siegte er in der wegen der COVID-19-Pandemie verspätet gestarteten Freiluftsaison am 13. September beim Frankfurt Halbmarathon Invitational in 1:03:31 h, kam aber bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften in Gdynia in 1:05:22 h nur auf den 100. Platz. Am 6. Dezember gelang ihm beim Valencia-Marathon mit 2:07:18 h ein neuer deutscher Landesrekord über die Marathondistanz. Dabei unterbot er den von Arne Gabius 2015 aufgestellten Rekord um über eine Minute.[11]
2021 belegte Petros bei den Olympischen Spielen den 30. Rang im Marathonlauf. Am 24. Oktober stellte er beim Valencia-Halbmarathon mit 1:00:09 h einen neuen deutschen Landesrekord über die Halbmarathondistanz auf.[12] Am 5. Dezember konnte er erneut in Valencia den deutschen Marathonrekord mit 2:06:27 h nochmals verbessern.[13]
Beim Marathon der Leichtathletik-Europameisterschaften 2022 belegte Petros den 4. Platz in 2:10:39 h. In der Teamwertung belegte er damit, gemeinsam mit Richard Ringer (2:10:21 h (1. Platz)) und Johannes Motschmann (2:14:52 h (16. Platz)), den 2. Platz in 6:35:52 h.
Am 26. Februar 2023 brach Petros den 30 Jahre alten deutschen Rekord über 10 Kilometer von Carsten Eich. Im spanischen Castellón lief er nach 27:32 Minuten ins Ziel.[14] Einen Monat später siegte Petros beim Hannover-Marathon und stellte dabei mit 2:07:02 h einen neuen Streckenrekord auf.[15] Mit neuartigen Carbonlaufschuhen gelang ihm beim Berlin-Marathon 2023 die Verbesserung seines deutschen Marathonrekords um gleich 1 1⁄2 Minuten auf 2:04:58 h.[16]
Vereinszugehörigkeiten und Trainer
Amanal Petros war von 2012 bis 2015 beim TSVE Bielefeld und wechselte Anfang 2016 zum Nachbarverein SV Brackwede. Von dem dort ansässigen A-Lizenz-Trainer Thomas Heidbreder, der zugleich als ostwestfälischer Stützpunkttrainer agierte, wurde er bereits bald nach Beginn seiner Laufkarriere betreut.[5] Von 2019 bis 2022 startete er für den TV Wattenscheid 01 Leichtathletik, wo er von Anton Kirschbaum und weiterhin von Heidbreder trainiert wurde. Mit Beginn des Jahres 2023 wechselte Petros nach Berlin zum SC Charlottenburg ins Marathon Team Berlin.[17]
Erfolge (Auswahl)
- national
- 2013: 2. Platz Deutsche U20-Meisterschaften über 5000 m
- 2014: 1. Platz Deutsche Jugendhallenmeisterschaften über 3000 m (U20)
- 2014: 1. Platz Deutsche Crosslauf-Meisterschaften über 6,18 km (U20)
- 2014: 1. Platz Deutsche 10-km-Straßenlauf-Meisterschaften (U23), gleichzeitig 2. Platz in der Männer Hauptklasse
- 2015: 1. Platz Deutsche Crosslauf-Meisterschaften über 8,4 km (U23)
- 2015: 2. Platz Deutsche Meisterschaften im 10.000-Meter-Lauf (U23), gleichzeitig 4. Platz in der Männer Hauptklasse
- 2015: 3. Platz Deutsche Meisterschaften über 5000 m
- 2015: 1. Platz Deutsche U23-Meisterschaften über 5000 m
- 2015: 1. Platz Deutsche 10-km-Straßenlauf-Meisterschaften (U23), gleichzeitig 2. Platz in der Männer Hauptklasse
- 2016: 1. Platz Deutsche Crosslauf-Meisterschaften über 8,3 km (U23)
- 2016: 1. Platz Deutsche Meisterschaften im 10.000-Meter-Lauf (U23), gleichzeitig 2. Platz in der Männer Hauptklasse
- 2016: 3. Platz Deutsche Meisterschaften über 5000 m
- 2016: 1. Platz Deutsche U23-Meisterschaften über 5000 m
- 2016: 1. Platz Deutsche 10-km-Straßenlauf-Meisterschaften (U23), gleichzeitig 2. Platz in der Männer Hauptklasse
- 2017: 1. Platz Deutsche Meisterschaften im 10.000-Meter-Lauf (U23), gleichzeitig 2. Platz in der Männer Hauptklasse
- 2017: 1. Platz Deutsche Meisterschaften 10-km-Straßenlauf, gleichzeitig 1. Platz in der U23
- 2018: 3. Platz Deutsche Meisterschaften über 5000 m
- 2019: 2. Platz Deutsche Meisterschaften im Crosslauf
- 2019: 1. Platz Deutsche Meisterschaften 10-km-Straßenlauf
- international
- 2015: 3. Platz Crosslauf-Europameisterschaften (U23)
- 2017: Team-Europameister, gleichzeitig 3. Platz über 5000 m
- 2017: 2. Platz U23-Europameisterschaften über 10.000 m
- 2017: 4. Platz U23-Europameisterschaften über 5000 m
- 2018: 16. Platz Europameisterschaften über 10.000 m
- 2019: 2. Platz Team-Vizeeuropameister mit der Mannschaft
- 2019: 2. Platz Militärweltspiele (5000 m und 10.000 m, 6. Platz Mannschaft)
- 2021: 30. Platz Olympische Sommerspiele 2020/Leichtathletik – Marathon (Männer)
- 2022: 4. Platz Leichtathletik-Europameisterschaften 2022 im Marathon
- 2022: 2. Platz Leichtathletik-Europameisterschaften 2022 in der Marathon Teamwertung
Bestleistungen
(Stand: 24. September 2023)
- 1500 m: 3:45,73 min, 18. Mai 2019, Karlsruhe
- Halle: 3:50,54 min, 3. Februar 2016, Düsseldorf
- 3000 m: 8:03,33 min, 13. Mai 2018, Pliezhausen
- Halle: 8:02,29 min, 10. Februar 2018, Gent
- 5000 m: 13:22,52 min, 20. Juli 2019, Heusden-Zolder
- 10.000 m: 27:47,62 min, 8. September 2023, Brüssel
- 5 km: 14:12 min, 20. März 2022, Lille
- 8 km: 22:45 min, 31. Dezember 2019, Trier
- 10 km: 27:32 min, 26. Februar 2023, Castellón de la Plana
- 15 km: 44:41 min, 31. Dezember 2018, Soest
- Halbmarathon: 1:00:09 h, 24. Oktober 2021, Valencia
- Marathon: 2:04:58 h, 24. September 2023, Berlin
Weblinks
- Amanal Petros in der Datenbank von World Athletics (englisch)
- Offizielle Website
- Athletenportrait auf leichtathletik.de
- Porträt des Deutschen Leichtathletik-Verbandes
Einzelnachweise
- Jörg Manthey: Sportsoldaten nehmen Kurs auf Tokio. In: Westfalen-Blatt. 26. Oktober 2017, abgerufen am 4. Dezember 2017.
- Hauptsache: Freunde finden, Sport, auf: neues-deutschland.de, vom 2. Dezember 2017, abgerufen am 6. Dezember 2020
- Laufen und leiden faz.net vom 26. Dezember 2020, abgerufen am 29. Dezember 2020
- Christian Ermert: Amanal Petros: Ein Flüchtling aus Eritrea wird zur deutschen Lauf-Hoffnung, Porträt, auf: leichtathletik.de, vom 8. September 2017, abgerufen am 4. Dezember 2017
- Claus-Werner Kreft: Petros wechselt, wandert aber nicht ab. In: Neue Westfälische. 23. Oktober 2015, abgerufen am 4. Dezember 2017.
- Gesamtergebnisliste 25. Oesterweger Volks- und Feuerwehrlauf. (PDF) Abgerufen am 4. Dezember 2017.
- Amanal Petros und Franziska Schmidt sind Vereinsmeister (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2023. Suche in Webarchiven), Aktuelles, auf: tsve.de, abgerufen am 6. Dezember 2020
- Matthias Foede: Läufer Amanal Petros bekommt deutsche Staatsbürgerschaft. In: Neue Westfälische. 27. Juli 2015, abgerufen am 4. Dezember 2017.
- Eberhard Vollmer: Teilnahmeberechtigung für Deutsche Meisterschaften geändert. In: leichtathletik.de. 22. November 2016, abgerufen am 4. Dezember 2017.
- DLV-Bundeskaderliste 2017/2018. (PDF) Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. Dezember 2017; abgerufen am 5. Dezember 2017.
- Neuer Deutscher Marathon-Rekord durch Amanal Petros. 6. Dezember 2020, abgerufen am 6. Dezember 2020.
- Thomas Bauer (HDsports): Ergebnisse Valencia Halbmarathon 2021 [+ Fotos]. 24. Oktober 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021 (deutsch).
- Thomas Bauer (HDsports): Amanal Petros läuft Deutschen Marathon-Rekord! 5. Dezember 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021 (deutsch).
- Silke Bernhart: Amanal Petros bricht 30 Jahre alten deutschen Rekord über 10 Kilometer. In: leichtathletik.de. 26. Februar 2023, abgerufen am 26. Februar 2023.
- Petros mit Streckenrekord zum Sieg beim Hannover-Marathon In:sportschau.de
- Deutscher Fabelrekord dank Wunderschuh. In: sport1.de. 25. September 2023, abgerufen am 24. September 2023.
- Deutscher Marathon-Rekordhalter Petros wechselt nach Berlin. In: www.sportschau.de. WDR, 30. November 2022, abgerufen am 27. Februar 2023.