Altes Kaufhaus (Mannheim)

Das Alte Kaufhaus war ein barocker Prachtbau in Mannheim, der in den Jahren 1724 bis 1741 auf dem Quadrat N 1 angrenzend an den Paradeplatz erbaut wurde.

Altes Kaufhaus am Paradeplatz

Geschichte

In Auftrag gegeben wurde der Barockbau im Jahre 1724 von Carl Philipp, dem regierenden Pfalzgrafen und Kurfürsten von der Pfalz. Vollendet wurde das Gebäude unter Kurfürst Carl Theodor im Jahre 1741. Für den Entwurf und die Bauleitung der ersten Phase zeichnete der italienische Architekt Alessandro Galli da Bibiena verantwortlich, die Reliefs schuf Paul Egell. Der größte Innenraum war ein aufwändig dekorierter Saal mit Stuckdecke, der als Fest- und Gerichtssaal diente. Später wurde es auch für französische Komödien benutzt. 1743 gab Johann Friedrich Molk mit seiner Schauspieltruppe in diesem Saal zahlreiche Vorstellungen. 1849 diente der Saal als Gerichtssaal, in dem Revolutionäre verurteilt wurden. Seine ursprüngliche Funktion als Kaufhaus erfüllte das Gebäude nie. Es wurde zu einem Behördenzentrum mit Rentamt, Polizeikommission, Wechselgericht, dem Kommerzienrat, einer Kommission zur Förderung von Handel und Gewerbe und schließlich dem Regierungskollegium, der Regierung.[1]

In den Jahren 1903 bis 1909 wurde das Gebäude nach Plänen von Richard Perrey aufwändig zum Rathaus umgebaut. Der neue entstandene Bürgerausschuss-Saal der Stadt Mannheim war 469 m² groß. Am 21. und 22. November 1918 tagte dort die Versammlung der badischen Arbeiter- und Soldatenräte, die sich zum „Vorparlament der freien Volksrepublik“ erklärte.[2]

Im Zweiten Weltkrieg wurde es schwer beschädigt. In den Jahren 1949 bis 1958 wurde ein Wiederaufbau begonnen und es entstand das HADEFA (Haus der Fachgeschäfte). An der Breiten Straße wurden die Reste der Arkaden entfernt. Die barocken Arkaden im linken Flügel wurden zu rundbogigen Schaufenstern umgebaut. Das Gebäude beherbergte nun die Kaufhausläden sowie ein Café und eine Gaststätte. Dennoch wurde 1961 ein städtischer Architekturwettbewerb für das Gebäude ausgeschrieben. Ausgezeichnet wurde der Entwurf des Leonberger Architekten Roland Ostertag, dessen Entwurf die restlose Vernichtung aller historischen Bauteile und der Pyramide auf dem Paradeplatz vorsah. Das teilweise wiederaufgebaute Bauwerk wurde daher im Jahre 1965 gänzlich abgebrochen. 1967 erfolgte jedoch aus finanziellen Gründen ein Baustopp. 1984 wurde die Bürgerinitiative „Bürgeraktion Altes Kaufhaus“ gegründet. Ein Bürgerentscheid im November 1986 forderte die originalgetreue Rekonstruktion, es wurde jedoch nicht das Quorum erreicht. Deshalb entstand 1991 an dieser Stelle das postmoderne Mannheimer Stadthaus, das nach Entwürfen des Mannheimer Architekten Mutschler erbaut wurde.

Einzelnachweise

  1. Lothar Gall: Bürgertum in Deutschland. btb, München 1996, ISBN 978-3-442-72044-6, S. 118 f.
  2. Monika Pohl: Ludwig Marum: ein Sozialdemokrat jüdischer Herkunft und sein Aufstieg in der badischen Arbeiterbewegung, INFO, Karlsruhe 2003, S. 387.

Literatur

  • Badischer Architecten- und Ingenieur-Verein / Unterrheinischer Bezirk [Hrsg.]: Mannheim und seine Bauten, „Das Kaufhaus-Rathaus“ – Mannheim, [1906], S. 76 ff. (online abrufbar bei Heidelberger historische Bestände - digital).
  • Friedrich Walter und Richard Perrey: Das Kaufhaus in Mannheim, Festschrift zur Einweihung des umgebauten Hauses, Mannheim 1910.
  • Hermann Esch: Das Mannheimer Rathaus (Kaufhaus). In: Badische Heimat, 14. Jg. Jahresheft 1927 Mannheim S. 78 ff.
  • Hans Huth: Die Kunstdenkmäler des Stadtkreises Mannheim, München 1982, Band 1, S. 760 ff.
  • Volker Keller und Hansjörg Probst: Das Alte Kaufhaus in Mannheim, Mannheim 1986.
  • Friedrich Walter: Bauwerke der Kurfürstenzeit in Mannheim . Filser, Augsburg 1928, S. 54–58.
  • Altes Kaufhaus in: Brockhaus Mannheim, 2006, S. 21, ISBN 978-3-7653-0181-0.
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