NYSE Euronext

NYSE Euronext Inc. war ein transatlantischer Börsenbetreiber, der im Jahr 2007 durch die Fusion der europäischen Mehrländerbörse Euronext (Euronext N. V.) mit der New York Stock Exchange (NYSE Group, Inc.) entstanden war. NYSE Euronext betrieb die Börsen in Amsterdam, Brüssel, Lissabon und Paris, den Terminmarkt in London, die New York Stock Exchange und die NYSE Amex (früher American Stock Exchange) in New York sowie die NYSE Arca in Chicago und San Francisco. NYSE Euronext war zuletzt eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der IntercontinentalExchange, die die Fusion der beiden Unternehmen nach der Übernahme wieder rückgängig machte.

NYSE Euronext Inc.
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Rechtsform Incorporated
Gründung 4. April 2007
Auflösung 20. Juni 2014
Sitz New York City, Vereinigte Staaten
Leitung Duncan Niederauer (CEO)
Mitarbeiterzahl 3.079 (31. Dezember 2012)[1]
Umsatz 3,749 Mrd. USD (2012)[1]
Branche Börsen

Geschichte

Logo von 2007 bis 2012

Entstehung der NYSE Euronext

Im Februar 2006 schlug die Deutsche Börse eine „Fusion unter Partnern“ mit der Vierländerbörse Euronext vor, ohne dabei die Offerte mit Details zu versehen. Nachdem sich der Aufsichtsrat von Euronext für einen Zusammenschluss mit der New York Stock Exchange (NYSE) ausgesprochen hatte, da das Angebot attraktiver sei als das der Deutschen Börse, legte die Deutsche Börse im Mai 2006 erstmals ein konkretes Kaufangebot für Euronext vor, das das der NYSE übertraf. Man bot 76,60 Euro je Euronext-Aktie oder rund 8,6 Milliarden Euro in bar und in Anteilen der neuen Gesellschaft. Euronext wies die Offerte jedoch zurück.[2]

Am 2. Juni 2006 einigten sich Euronext und die NYSE auf eine Fusion. Euronext-Aktionäre erhielten nach Zustimmung der Aktionäre der beiden Börsen und der Aufsichtsbehörden für jede Euronextaktie 0,98 Aktien der NYSE und zusätzlich 21,32 Euro in bar. Der Zusammenschluss wurde am 19. Dezember 2006 auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der Euronext endgültig beschlossen. Durch die Fusion am 4. April 2007 entstand der erste transatlantische Börsenbetreiber in der Geschichte.[3] Das neue Unternehmen hatte eine Marktkapitalisierung von rund 15 Milliarden US-Dollar.[4] Die Euronext N.V. wurde dabei eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der aus der NYSE Group hervorgegangenen NYSE Euronext. Der Aktienindex Next 150 umfasst die 150 stärksten Werte dieser Börsen.

Übernahme der American Stock Exchange

Am 17. Januar 2008 kündigte die NYSE Euronext die Übernahme der American Stock Exchange (AMEX) an. Die Aktionäre erhielten in den folgenden Monaten Aktien im Wert von 260 Millionen Dollar (178 Millionen Euro). Die 1911 gegründete AMEX mit Sitz in New York ist auf den Handel mit Optionen und börsennotierten Fonds spezialisiert. Die AMEX hatte 2007 eine Kooperation oder einen Zusammenschluss mit verschiedenen Börsen geprüft. Als ein möglicher Partner oder Käufer war auch die Deutsche Börse im Gespräch gewesen.[5] Am 1. Oktober 2008 war der Kauf abgeschlossen und die AMEX wurde in NYSE Alternext U.S. umbenannt.[6] Fünf Monate später, am 6. März 2009, bekam die Börse den Namen NYSE Amex.[7]

Gescheiterte Fusion mit der Deutschen Börse

Am 9. Februar 2011 gaben die Deutsche Börse und die NYSE Euronext bekannt, dass man sich in „fortgeschrittenen Fusionsverhandlungen“ befände. Die Aktien beider Unternehmen wurden vom Handel ausgesetzt. Bei der Fusion sollten die Aktionäre der Deutsche Börse AG einen Anteil von über 50 Prozent an dem fusionierten Unternehmen bekommen, da die Marktkapitalisierung der Deutschen Börse mit 11,4 Mrd. Euro diejenige der NYSE Euronext mit 6,7 Mrd. Euro deutlich überstieg.[8]

Im Verlauf des Jahres 2011 wuchsen allerdings die Bedenken gegen den Zusammenschluss, da dieser den Wettbewerb behindern könnte. Die Zustimmung der EU-Kommission zur Fusion könnte davon abhängig sein, ob entweder die NYSE ihre Derivatebörse LIFFE oder die Deutsche Börse ihr Pendant Eurex verkauft. Die Fusion würde in einem solchen Fall nach Aussage von Reto Francioni, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Börse, signifikant an Attraktivität verlieren.[9]

Am 1. Februar 2012 verweigerte die EU-Kommission ihre Zustimmung zur Fusion mit der Deutschen Börse. Trotz Zugeständnissen beider Unternehmen sei man zu der Einschätzung gelangt, dass der Zusammenschluss in erheblichem Maß den Wettbewerb behindert. Somit war der angedachte Zusammenschluss gescheitert.[10]

Übernahme durch die IntercontinentalExchange

Am 20. Dezember 2012 gab die IntercontinentalExchange den Kauf der NYSE Euronext für 8,2 Milliarden US-Dollar bekannt. Das entspricht einem Preis von 33,12 US-Dollar pro Aktie. Bezahlt hat die Rohstoffbörse die Übernahme mit einer Kombination von Bargeld und bestehenden Krediten.[11] Die Übernahme wurde am 13. November 2013 abgeschlossen.[12]

Abspaltung der Euronext

Mitte November 2013 wurde die Abspaltung der Euronext mit den Börsen in Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon für Anfang 2014 bekanntgegeben, da die europäischen Aktienbörsen durch die IntercontinentalExchange nicht als Kerngeschäft betrachtet werden.[13] Dies machte die 2007 erfolgte Fusion der NYSE mit der Euronext wieder rückgängig. Der Börsengang der Euronext fand am 20. Juni 2014 an den Börsen in Amsterdam, Paris und Brüssel statt; Lissabon folgte zu einem späteren Zeitpunkt.[14] Die NYSE und die Londoner Terminbörse LIFFE verbleiben im Alleineigentum der IntercontinentalExchange.[15]

Handelsplätze

Börsen und Aktienindizes

Die Tabelle zeigt die Handelsplätze und deren wichtigste Aktienindizes.

Börse Land Sitz Aktienindex
Euronext Amsterdam Niederlande Niederlande Amsterdam AEX-Index
Euronext Brüssel Belgien Belgien Brüssel BEL20
Euronext Lissabon Portugal Portugal Lissabon PSI 20
Euronext Paris Frankreich Frankreich Paris CAC 40
LIFFE Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich London
New York Stock Exchange Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten New York Dow Jones Industrial Average
NYSE Alternext Frankreich Frankreich Paris
NYSE Amex Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten New York NYSE Arca Gold BUGS Index
NYSE Arca Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Chicago,
San Francisco

Alternext

Ähnlich dem ehemaligen deutschen Entry Standard ist die Alternext ein spezielles, im Mai 2005 von der Euronext Paris geschaffenes, Marktsegment der Euronext[16]. Im Sinne der deutschen Wertpapierdienstleistungsrichtlinie ist die Alternext dabei kein Geregelter Markt.

Einzelnachweise

  1. NYSE Euronext Inc.: Annual Report 2012. (pdf; 1,2 MB) Abgerufen am 14. November 2013 (englisch).
  2. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Börsenfusion: Euronext-Aktionäre halten sich alle Optionen offen, vom 24. Mai 2006.
  3. Handelsblatt: Gestörte Festlaune, vom 4. April 2007
  4. Handelsblatt: Der Krake aus Übersee, vom 20. Dezember 2006
  5. Manager Magazin: Nyse übernimmt Amex, vom 18. Januar 2008
  6. NYSE Euronext: NYSE Alternext: Coming 4Q08 (Memento vom 5. Februar 2009 im Internet Archive) (PDF-Datei; 306 kB).
  7. NYSE Euronext: Rebranding of NYSE Alternext US to NYSE Amex (Memento vom 12. März 2009 im Internet Archive) vom 9. März 2009.
  8. Financial Times Deutschland: Deutsche Börse und NYSE Euronext vor Fusion (Memento vom 11. Februar 2011 im Internet Archive) vom 9. Februar 2011.
  9. Handelsblatt: Fusion der Börsenbetreiber droht zu scheitern, vom 10. Dezember 2011.
  10. Reuters: EU blockiert Mega-Börsen-Fusion - "Enttäuschender Tag" (Memento des Originals vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.reuters.com, vom 1. Februar 2012.
  11. NYSE Euronext: IntercontinentalExchange to Acquire NYSE Euronext For $33.12 Per Share in Stock and Cash, Creating Premier Global Market Operator (Memento vom 23. Dezember 2012 im Internet Archive) vom 20. Dezember 2012.
  12. IntercontinentalExchange: IntercontinentalExchange completes acquisition of NYSE Euronext. 13. November 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Dezember 2013; abgerufen am 14. November 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ir.theice.com
  13. N-TV: Neue Pläne für Euronext. 8. Mai 2014, abgerufen am 13. Mai 2014.
  14. Ruth David und Francesca Cinelli: ICE preist Euronext-Aktie wohl nahe unterem Ende der IPO-Spanne. Die Welt, 19. Juni 2014, abgerufen am 19. Juni 2014.
  15. Reuters Deutschland: Poker um Zukunft von Euronext - Deutsche Börse winkt ab. 19. November 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Mai 2014; abgerufen am 19. November 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.reuters.com
  16. Weitnauer: Zulassungsvoraussetzungen ausgewählter Börsen (PDF-Datei; 128 kB)
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