Altermondialismus

Altermondialismus (von französisch altermondialisme, „andere Globalisierung“) oder Alterglobalisierung (englisch alter-globalisation) ist eine Variante der Globalisierungskritik, die Globalisierung an sich befürwortet, aber deren „neoliberale“ Erscheinungsform einer „Globalisierung von oben“ ablehnt, die nach Ansicht der Kritiker nur den Interessen internationaler Konzerne diene. Dem wollen die Altermondialisten eine „Globalisierung von unten“ durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit sozialer Bewegungen und Basisinitiativen entgegensetzen.

Bänder mit altermondialistischen Slogans während des G8-Gipfels in Deauville 2011

Ideologie

Die Ideen des Altermondialismus basieren oftmals auf (Post-)Marxismus, verbinden sich mit basisdemokratischen, ökologischen, sozialistischen, linkslibertären oder sozialdemokratischen Inhalten.[1] Für den Soziologen Ulrich Beck verortet sich das Engagement für eine andere Globalisierung im Kosmopolitismus und ist damit auch ein Argument, Globalisierung und Kosmopolitisierung nicht gleichzusetzen. Anti-Globalisierungsbewegungen seien selbst – im kosmopolitischen und nicht im neoliberalen Sinne – globale Akteure. Typische programmatische Elemente altermondialistischer Organisationen sind demnach Menschenrechte, Demokratie, Umweltbelange, Klimaschutz, Entwicklungszusammenarbeit sowie ökonomische Gerechtigkeit.[2][3] Einige Vertreter des Altermondialismus sprechen sich für einen „Dritten Weg“ zwischen neoliberalem Kapitalismus und Sozialismus aus, eine Minderheit strebt hingegen eine (globale) Revolution an.[1]

Historische Entwicklung

Die altermondialistische Bewegung bildete sich ab Mitte der 1990er-Jahre heraus. Als erste Meilensteine gelten der Aufstand der Zapatistas im mexikanischen Bundesstaat Chiapas ab 1994, die Streiks in Frankreich im Winter 1995/96, Demonstrationen für Schuldenerlass während des G8-Gipfels 1998 in Birmingham. Internationale Aufmerksamkeit erhielt die Bewegung ab den Protesten während der WTO-Ministerkonferenz in Seattle 1999.[4] Die wichtigste internationale Zusammenkunft des Altermondialismus ist das seit 2001 jährlich abgehaltene Weltsozialforum mit seinem Slogan „Eine andere Welt ist möglich“. Zu den bedeutendsten altermondialistischen Organisationen gehört Attac.[5]

Literatur

  • Patrick Moreau und Eva Steinborn: Die Bewegung der Altermondialisten. Eine Gefahr für die Demokratie? In: Uwe Backes und Eckhard Jesse (Hrsg.): Gefährdungen der Freiheit. Extremistische Ideologien im Vergleich. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 147–178.

Einzelnachweise

  1. Lazaros Miliopoulos, Robert Meyer, H. Peter Ohly: Glossar zur Globalisierung. In: Globalisierung im Fokus von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Eine Bestandsaufnahme. VS Verlag, Wiesbaden 2011, S. 454.
  2. Ulrich Beck: Der kosmopolitische Blick. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, S. 18.
  3. Ines Härtel: Kohäsion durch loyale Selbstbindung – Gemeinwohl und die Rechtsprinzipien Loyalität, Solidarität und Subsidiarität in der Europäischen Union. In: Handbuch Föderalismus. Band IV: Föderalismus in Europa und der Welt. S. 63–241, auf S. 232, Randnr. 308.
  4. Patrick Moreau, Eva Steinborn: Bewegung der Altermondialisten – Eine Gefahr für die Demokratie? In: Gefährdungen der Freiheit. Extremistische Ideologien im Vergleich. S. 147–177, auf S. 147.
  5. Patrick Moreau, Eva Steinborn: Bewegung der Altermondialisten – Eine Gefahr für die Demokratie? In: Gefährdungen der Freiheit. Extremistische Ideologien im Vergleich. S. 147–177, auf S. 153.
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