Alte Sternwarte (Bonn)
Die Alte Sternwarte in Bonn ist eine historische Sternwarte aus dem 19. Jahrhundert. Sie befindet sich in der Südstadt in der Poppelsdorfer Allee 47. Sie wurde von Friedrich Wilhelm August Argelander begründet. Sowohl das Hauptgebäude als auch eine alleinstehende Teleskopkuppel auf dem Grundstück („Refraktorium“) stehen als Baudenkmal unter Denkmalschutz.[1] 2018 wurde die Alte Sternwarte außerdem in die Liste „Outstanding Astronomical Heritage“ (dt. bedeutendes astronomisches Erbe) der Internationalen Astronomischen Union aufgenommen.[2]
Geschichte
Nach seinem Ruf an die Universität Bonn 1836 gelang Argelander durch seine Freundschaft mit dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. der Bau einer eigenen Sternwarte. 1837 von Argelander und Universitätsbauinspektor Peter Josef Leydel (1798–1845) im Stil des Klassizismus entworfen, wurde der Bau 1840 bis 1844, nach einigen Entwurfskorrekturen durch Karl Friedrich Schinkel, errichtet. 1845 ging die Sternwarte schließlich in Betrieb.[3] Der Text im Dienstsiegel lautete Königliche Sternwarte in Bonn. Argelander hatte bereits 1837 für die entstehende Sternwarte beim preußischen Kultusminister Karl vom Stein die Beschaffung von Instrumenten vorgeschlagen. Dazu gehörten 11 Beobachtungsinstrumente, astronomische Pendeluhren und Barometer. Mit einigen dieser Instrumente führte er die Bonner Durchmusterung durch. Dazu gehörten ein Heliometer als Linsenfernrohr von Merz und Mahler aus München und ein Kometensucher derselben Firma.
Der „Große Refractorraum“ der Sternwarte entstand 1899.[4][5] Ab 1952 wurden einige der Teleskope zum neuen Observatorium Hoher List in der Eifel umgesiedelt. 1973 zog das Sternwarteninstitut zusammen mit den anderen astronomischen Instituten der Universität nach Endenich um, heute bilden sie zusammen das Argelander-Institut für Astronomie. Seit 1975 wird der Refraktorraum der Alten Sternwarte von der Volkssternwarte Bonn genutzt.[4][5] Einige der Instrumente befinden sich heute im Universitätsmuseum Bonn, einige im Deutschen Museum München.[6]
Lange Zeit hatte die Abteilung für Medienwissenschaft des Instituts für Sprach-, Medien- und Musikwissenschaft der Universität Bonn ihren Sitz in der Alten Sternwarte[7], befindet sich inzwischen aber in der Lennéstraße nahe dem Hofgarten. Das Bonner Campusradio bonncampus96,8 sowie ab 2013 auch dessen Nachfolger bonnFM sendeten aus dem Keller der Alten Sternwarte, 2017 bezog bonnFM aber ein neues Studio an der Adenauerallee in der Nähe des Hofgartens.
Architektur
Die IAU bezeichnet die Bonner Alte Sternwarte zusammen mit der Berliner Sternwarte von 1835 als bedeutendes Beispiel der typisch kreuzförmigen Architektur von Sternwarten jener Zeit. Das Gebäude wird dem Klassizismus zugeordnet.[6] Es verfügt über eine Hauptkuppel und insgesamt sechs Nebenkuppeln, je zwei auf den drei Seitenflügeln. Während diese Kuppeln auf dem Hauptgebäude allesamt zylinderförmig ausgeführt sind, hat die Kuppel des alleinstehenden Refraktorium von 1899 die bei moderneren Sternwarten üblichere Halbkugelform.
Heutige Situation
In der Alten Sternwarte ist heute u. a. noch das Bonner Graduiertenzentrum beheimatet, das Gebäude gilt aber teilweise als sanierungsbedürftig.[5][6]
Literatur
- Andreas Denk, Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-496-01150-5, S. 24.
Weblinks
Einzelnachweise
- Denkmalliste der Stadt Bonn (Stand: 15. Januar 2021), S. 44, Nummern A 163 und A 941
- https://www.uni-bonn.de/neues/230-2018@1@2Vorlage:Toter+Link/www.uni-bonn.de+(Seite+nicht+mehr+abrufbar,+festgestellt+im+März+2023.+Suche+in+Webarchiven)
- Gisbert Knopp, Wilfried Hansemann: Rheinische Kunststätten-Universitätsbauten in Bonn. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln 1987, ISBN 3880945683
- Volkssternwarte Bonn – Über den Verein (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive)
- General-Anzeiger Bonn, 16. Oktober 2018, S. 12
- IAU – Outstanding Astronomical Heritage Description: Old Bonn observatory
- Abteilung für Medienwissenschaft, Institut für Sprach-, Medien- und Musikwissenschaft der Universität Bonn (Memento vom 21. Oktober 2014 im Internet Archive)