Alsfeld-Liederbach
Liederbach ist ein Stadtteil von Alsfeld im mittelhessischen Vogelsbergkreis.
Liederbach Stadt Alsfeld | |
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Koordinaten: | 50° 44′ N, 9° 15′ O |
Höhe: | 296 m ü. NHN |
Fläche: | 7,25 km²[1] |
Einwohner: | 499 (31. Dez. 2021)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 69 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. August 1972 |
Postleitzahl: | 36304 |
Vorwahl: | 06631 |
Geschichte
Ortsgeschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Liederbach erfolgte unter dem Namen Lyderbach im Jahr 1263 in einer Urkunde der Deutschordensballei Hessen. Ältere Erwähnungen beziehen sich auf das Gewässer Liederbach, einen Zufluss der Schwalm.[1]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Liederbach:
„Liederbach (L. Bez. Alsfeld) evangel. Filialdorf, liegt 3⁄4 St. von Alsfeld, hat 45 Häuser und 360 evangelische Einwohner, deren Mehrzahl aus Bauern besteht. Die Kirche liegt zu Oberrod. – Dieser Ort wird 812, gelegenheitlich der Einweihung der Kirche zu Schlitz genannt.“[3]
Zum 1. August 1972 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Liederbach im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz als Stadtteil in die Stadt Alsfeld eingegliedert.[4][5] Für den Stadtteil Liederbach, wie für die übrigen Stadtteile von Alsfeld, wurde ein Ortsbezirk eingerichtet.[6]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Liederbach angehört(e):[1][7][8]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Romrod
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Romrod[9]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Oberamt Alsfeld, Amt Romrod
- ab 1806: Großherzogtum Hessen,[Anm. 2] Fürstentum Oberhessen, Oberamt Alsfeld, Amt Romrod[10][11]
- ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Romrod[12]
- ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Romrod[13][Anm. 3]
- ab 1829: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Alsfeld
- ab 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Alsfeld
- ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1867: Norddeutscher Bund[Anm. 4], Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1918: Deutsches Reich (Weimarer Republik), Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Alsfeld
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Alsfeld[14][Anm. 5]
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone,[Anm. 6] Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Alsfeld
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Ziegenhain
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Ziegenhain
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Vogelsbergkreis, Stadt Alsfeld[Anm. 7]
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Vogelsbergkreis, Stadt Alsfeld
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit für Liederbach das Amt Alsfeld. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Alsfeld“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Alsfeld, das heutige Amtsgericht, das für Liederbach zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Alsfeld und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[15]
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Liederbach 492 Einwohner. Darunter waren 6 (1,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 84 Einwohner unter 18 Jahren, 198 zwischen 18 und 49, 99 zwischen 50 und 64 und 114 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 216 Haushalten. Davon waren 69 Singlehaushalte, 60 Paare ohne Kinder und 69 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 57 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 132 Haushaltungen lebten keine Senioren.[16]
Einwohnerentwicklung
• 1791: | 209 Einwohner[17] |
• 1800: | 231 Einwohner[18] |
• 1806: | 266 Einwohner, 42 Häuser[11] |
• 1829: | 360 Einwohner, 45 Häuser[3] |
• 1867: | 334 Einwohner, 46 Häuser[19] |
Liederbach: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2015 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 209 | |||
1800 | 231 | |||
1806 | 266 | |||
1829 | 360 | |||
1834 | 361 | |||
1840 | 352 | |||
1846 | 361 | |||
1852 | 341 | |||
1858 | 356 | |||
1864 | 347 | |||
1871 | 353 | |||
1875 | 344 | |||
1885 | 325 | |||
1895 | 344 | |||
1905 | 333 | |||
1910 | 322 | |||
1925 | 350 | |||
1939 | 388 | |||
1946 | 502 | |||
1950 | 517 | |||
1956 | 472 | |||
1961 | 479 | |||
1967 | 549 | |||
1970 | 508 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 492 | |||
2015 | 472 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[16]; Stadt Alsfeld: 2015:[20], 2020[21] |
Historische Religionszugehörigkeit
• 1829: | 360 evangelische Einwohner[3] |
• 1961: | 428 evangelische (= 89,35 %)e, 41 römisch-katholische (= 8,56 %)e Einwohner[1] |
Politik
Für Liederbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Liederbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[6] Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 61,85 %. Alle Kandidaten gehörten der „Wählergemeinsachaft Liederbach“ an.[22] Der Ortsbeirat wählte Ralph Linker zum Ortsvorsteher.[23]
Kulturdenkmäler
Wirtschaft und Infrastruktur
Das Dorf ist umgeben von Wiesen, Feldern und Wäldern. Am Eingang des Ortes befindet sich ein Park mit einem Springbrunnen, außerdem gibt es ein Neubaugebiet sowie einen Biobauern im Dorf. Der Sportplatz, die alte Schule (heute Dorfgemeinschaftshaus) sowie der Glockenturm sind Treffpunkte für Aktivitäten und Feiern.
Anmerkungen und Einzelnachweise
Anmerkungen
- Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
- Infolge der Rheinbundakte.
- Trennung zwischen Justiz (Landgericht Alsfeld) und Verwaltung.
- Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
- Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die Provinz Oberhessen aufgelöst.
- Infolge des Zweiten Weltkriegs.
- Am 1. August 1972 als Ortsbezirk zur Stadt Alsfeld.
Einzelnachweise
- Liederbach, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Liederbach. In: Webauftritt. Stadt Alsfeld, abgerufen im März 2024.
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 164 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Alsfeld und Lauterbach (GVBl. II 330-12) vom 1. August 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 215, § 2 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 347.
- Hauptsatzung. (PDF; 208 kB) § 8. In: Webauftritt. Stadt Alsfeld, abgerufen im Februar 2012.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Romrod anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 230 (Online in der HathiTrust digital library).
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 422 (online bei Google Books).
- Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 6 ff. (online bei Google Books).
- Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
- Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 34 und 74, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020 .
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 179 (Online in der HathiTrust digital library).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 189 (Online in der HathiTrust digital library).
- Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 54 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Haushaltsplan 2017, Vorbericht.
- Einwohner 2020.
- Ortsbeiratswahl Liederbach. In: Votemanager. Kommunales Gebietsrechenzentrum, abgerufen im September 2023.
- Ortsvorsteher. In: Webauftritt. Stadt Alsfeld, abgerufen im September 2023.
Literatur
- Literatur über Alsfeld-Liederbach nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Stadtteil Liederbach. In: Webauftritt. Stadt Alsfeld
- Zur Geschichte Liederbachs. In: www.alsfeld-liederbach.de. Private Website
- Liederbach, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).