Alleinheit

Die Alleinheit (gelesen: All-Einheit, altgriechisch Ἓν καὶ Πᾶν hen kai pan, deutsch Eins und Alles oder auch Einheit des Alles) ist ein philosophischer und theologischer Fachausdruck, der die unteilbare Einheit allen Seins beschreibt, inklusive aller Wesenheiten, Welten und Universen.

Philosophie und Theologie

Erste Alleinheitsformulierungen stammen von Heraklit („Aus Allem Eins und aus Einem Alles“) und den Neuplatonikern. In der Neuzeit gilt Spinoza als zentraler Vertreter einer Alleinheitsphilosophie:[1] Er identifiziert Gott als alles umfassende Substanz, die in allen Dingen besteht und sie verursacht. Dieses (primär philosophisch motivierte) Verständnis steht im bewussten Gegensatz zur Vorstellung eines persönlichen Schöpfergottes, wie sie in den abrahamitischen Religionen üblich ist.[2] Die Selbsterkenntnis als Teil dieser Alleinheit bezeichnet Spinoza als "geistige Gottesliebe" ("amor Dei intellectualis").[3] Für die klassische deutsche Philosophie bedeutender Kritiker von "Alleinheitslehren" war Friedrich Heinrich Jacobi, der sich unter diesem Vorzeichen sowohl mit dem System Spinozas wie auch seinen Zeitgenossen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Johann Gottlieb Fichte auseinandersetzte.[1][4]

In der Theologie (so in Gotthold Ephraim Lessings Schriften, dessen Wahlspruch Jacobi zufolge hen kai pan gewesen sein soll)[5] bezeichnet Alleinheit einen zentralen Begriff der pantheistischen Lehren, wonach die Einheit der Welt in Gott bestehe (als Vielheit in der Einheit) und Gott nicht als außerhalb oder über der Welt stehend, sondern als in der Welt sich realisierend gedacht wird (als Einheit in der Vielheit). Im teilweise verwandten Panentheismus offenbart sich dieses Prinzip ebenfalls, wenngleich dort neben der immanenten Gottesebene zusätzlich eine transzendente Gottesebene existiert.

Alleinheit als Bewusstseinszustand

Alleinheit ist auch ein Begriff für einen erlebbaren Bewusstseinszustand. Verschiedene Formen der Bewusstseinserweiterung können nach der Auffassung einiger zum Gefühl des Erkennens der Alleinheit führen. Charakteristisch ist dabei die Auflösung der Grenzen zwischen dem Selbsterlebnis einerseits und dem Rest der Realität sowie der Raum-Zeit andererseits.

Siehe auch

Literatur

  • Ph. Clayton, A. Peacocke [Hg.]: In Whom We Live and Move and Have Our Being. Panentheistic Reflections on God’s Presence in a Scientific World. Eerdman Publishing, Cambridge 2004, ISBN 978-0-8028-0978-0
  • Thomas Hanke, "Alleinheitslehre", in: Birgit Sandkaulen, Stefan Schick u. Oliver Koch (Hg.), Jacobi-Wörterbuch Online, Version v6, URL=https://jwo.saw-leipzig.de/articles/v6/d3d17feb, abgerufen am 18. März 2024.
  • Christoph Wand: Zeit und Alleinheit. Ein spekulativer Entwurf zur Vermittlung von Theologie und Physik im Anschluss an die Analyse von Zeit bei Carl Friedrich von Weizsäcker. LIT-Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0899-0

Einzelnachweise

  1. Thomas Hanke: Alleinheitslehre. In: Jacobi-Wörterbuch Online, Version v6. Herausgegeben von Birgit Sandkaulen, Stefan Schick und Oliver Koch, abgerufen am 18. März 2024.
  2. Baruch de Spinoza: Ethik in geometrischer Ordnung dargestellt. Hrsg.: Wolfgang Bartuschat. 4., durchgesehene Auflage. Meiner, Hamburg 2015, ISBN 978-3-7873-2795-9, 1. Teil, insbesondere Anhang.
  3. Spinoza, Ethik, 5. Teil, Lehrsatz 33.
  4. Birgit Sandkaulen: Alleinphilosophie. In: Jacobi-Wörterbuch Online, Version v6. Herausgegeben von Birgit Sandkaulen, Stefan Schick und Oliver Koch, abgerufen am 18. März 2024.
  5. G. E. Lessing: Werke, Bd. VIII, München 1976, S. 574.
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