Allargentum

Allargentum ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung Ag1-xSbx, wobei x einem Wert von ungefähr 0,09 bis 0,16 entspricht. Gelegentlich wird die Formel aber zu Ag6Sb vereinfacht. Chemisch gesehen ist Allargentum damit ein Silberantimonid.

Allargentum
Allargentum aus dem Schacht 371, Hartenstein, Sachsen (Sichtfeld 4 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1970 s.p.[1]

IMA-Symbol

All[2]

Chemische Formel
  • Ag1-xSbx (x ≈ 0,09–0,16)[1]
  • vereinfacht Ag6Sb[3][4]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/A’.02
II/A.02-010[5]

2.AA.30
02.02.01.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol dihexagonal-dipyramidal; 6/m2/m2/m
Raumgruppe P63/mmc (Nr. 194)Vorlage:Raumgruppe/194[6]
Gitterparameter a = 2,95 Å; c = 4,77 Å[6]
Formeleinheiten Z = 2[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5
Dichte (g/cm3) 10,0
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Farbe silbergrau bis gelblich
Strichfarbe Bitte ergänzen!
Transparenz opak
Glanz metallisch

Allargentum ist bei einem maximalen Silbergehalt von etwa 99 % Silber nach gediegen Silber das Mineral mit dem höchsten Silbergehalt.[7] Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und bildet komplexe Verwachsungen mit Silber und kleine Körner von silbergrauer bis gelblicher Farbe.

Etymologie und Geschichte

Das Mineral wurde erstmals in Mineralproben aus Cobalt in der kanadischen Provinz Ontario gefunden. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte 1949 durch Paul Ramdohr. Er definierte Allargentum als hexagonale Phase im Zweistoffsystem Silber–Antimon und benannte es nach altgriechisch άλλος állos, deutsch ein anderer, verschieden, und lateinisch argentum Silber.[8]

W. L. Petruk, L. J. Cabri, D. C. Harris, J. M. Stewart und L. A. Clark konnten aber zeigen, dass die von Ramdohr verwendete Probe eine quecksilber- und antimonhaltige Silbervarietät ist. Stattdessen benannten sie ein von ihnen ebenfalls in Cobalt gefundenes Silber-Antimon-Mineral mit dem Namen Allargentum.[9] Diese Neudefinition wurde auch von der IMA anerkannt.

Klassifikation

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Allargentum zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Legierungen (und legierungsartige Verbindungen) von Metallen mit den Halbmetallen As, Sb, Bi“, wo er zusammen mit Dyskrasit und Maldonit sowie den inzwischen als Gemenge diskreditierten Animikit und Huntilith, dem ebenfalls als mögliches Gemenge geltenden Arsenargentit und dem als bismuthaltige Varietät von Silber diskreditierten Chilenit die „Huntilith-Dyskrasit-Gruppe“ mit der System-Nr. II/A’.02 bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich im Aufbau noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/A.02-010. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Legierungen und legierungsartige Verbindungen“, wo Allargentum zusammen mit Dyskrasit die unbenannte Gruppe II/A.02 bildet.[5]

Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Allargentum in die Abteilung der „Legierungen und legierungsartige Verbindungen“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Verbindungen von Halbmetallen mit Kupfer (Cu), Silber (Ag), Gold (Au)“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.AA.30 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Allargentum ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Auch hier ist er zusammen mit Dyskrasit in der „Dyskrasitgruppe“ mit der System-Nr. 02.02.01 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Selenide und Telluride – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 3 : 1“ zu finden.

Kristallstruktur

Allargentum kristallisiert in der hexagonalen Raumgruppe P63/mmc (Raumgruppen-Nr. 194)Vorlage:Raumgruppe/194 mit den Gitterparametern a = 2,95 Å und c = 4,77 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]

Eigenschaften

Allargentum und Dyskrasit bilden eine Mischkristallreihe.

Bildung und Fundorte

Allargentum bildet sich in Silber-Antimon-Erzen. Es ist vergesellschaftet mit Silber, Dyskrasit, Breithauptit, Domeykit, Kutinait und Stephanit.

Fundorte sind neben der Typlokalität in Kanada Catamarca und Córdoba in Argentinien, Broken Hill und Mount Isa in Australien, Lishu in China, Benešov und Kutná Hora in Tschechien, Ylivieska in Finnland, Bad Schlema in Deutschland, Narsaq auf Grönland, Qostanai in Kasachstan, Karasjok, Porsanger und Hemnes in Norwegen, Dalnegorsk in Russland, mehrere Minen in Schweden, Adrasman in Tadschikistan und Ouray im US-Bundesstaat Colorado. Insgesamt konnte Allargentum weltweit bisher an über 40 Fundorten nachgewiesen werden.[11]

Siehe auch

Literatur

  • Paul Ramdohr: Neue Erzmineralien. In: Fortschritte der Mineralogie. Band 28, 1949, S. 69–70 (rruff.info [PDF; 212 kB; abgerufen am 16. September 2023]).
  • Michael Fleischer: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 39, 1954, S. 691 (englisch, minsocam.org [PDF; 143 kB; abgerufen am 16. September 2023]).
  • William Petruk, Louis J. Cabri, D. C. Harris, J. M. Stewart, L. A. Clark: Allargentum, redefined. In: The Canadian Mineralogist. Band 10, 1970, S. 163–172 (englisch, online verfügbar bei researchgate.net [PDF; abgerufen am 16. September 2023]).
  • Michael Fleischer: New Mineral Names. New Data. In: American Mineralogist. Band 56, 1971, S. 638 (englisch, minsocam.org [PDF; 737 kB; abgerufen am 16. September 2023]).
Commons: Allargentum – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2023. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2023, abgerufen am 16. September 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. Allargentum. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 16. September 2023 (englisch).
  4. Allargentum. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 47 kB; abgerufen am 16. September 2023]).
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 58 (englisch).
  7. David Barthelmy: Mineral Species containing Silver (Ag). In: webmineral.com. Abgerufen am 16. September 2023 (englisch).
  8. Paul Ramdohr: Neue Erzmineralien. In: Fortschritte der Mineralogie. Band 28, 1949, S. 69–70 (rruff.info [PDF; 212 kB; abgerufen am 16. September 2023]).
  9. William Petruk, Louis J. Cabri, D. C. Harris, J. M. Stewart, L. A. Clark: Allargentum, redefined. In: The Canadian Mineralogist. Band 10, 1970, S. 163–172 (englisch, online verfügbar bei researchgate.net [PDF; abgerufen am 16. September 2023]).
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 16. September 2023 (englisch).
  11. Fundortliste für Allargentum beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 16. September 2023.
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