Alfred Auerbach
Alfred Auerbach (* 9. Juni 1873 in Stuttgart; † 31. Januar 1954 ebenda) war ein deutscher Schauspieler und Schriftsteller.
Leben
Alfred Auerbach kam als Sohn des Kaufmanns Benjamin Auerbach und dessen Ehefrau Emma, geborene Fröhlich, in Stuttgart zur Welt und besuchte dort das Realgymnasium. Mütterlicherseits war er mit dem Schriftsteller Berthold Auerbach verwandt.
Um 1883 zog die Familie nach Frankfurt am Main. Auerbach wurde nach seiner Schulzeit gezwungen, eine kaufmännische Lehre zu absolvieren, um das elterliche Geschäft zu übernehmen. Ab 1895 konnte Auerbach dem ungeliebten Beruf entfliehen und studierte an Dr. Hoch’s Konservatorium.
Nach erfolgreich abgelegter Prüfung im dramatischen Fach engagierte ihn 1898 Emil Claar für das Schauspielhaus Frankfurt. Den Durchbruch schaffte Auerbach 1902, als er nach dem Tod von Klemens Grunwald dessen Charakterfach übernahm. Bis 1923 war er Mitglied des Schauspielhauses in Frankfurt.
1908 heiratete er und bekam eine Tochter.
Auerbach erwarb sich große Popularität als Schauspieler, schwäbischer Mundartkünstler, als Hörspielautor und Humorist. Für die Bühne hat Auerbach mehrere Dialektstücke und Komödien verfasst, darunter waren “Schwobastreich” (1904), “D’letscht Sau” (1906) und “Auf 'em Amt” (1911). Hörspiele von und mit ihm sendete die SÜRAG, Süddeutsche Rundfunk AG Stuttgart, bereits 1925[1]. Beim Funk arbeitete er mit Georg Ott[2], einem weiteren schwäbischen Mundartkünstler, zusammen. 1927 kaufte die RRG sein Hörspielmanuskript “Dr. Funkius” an.[3]
Von 1906 bis 1933 leitete er die Theaterabteilung an Dr. Hoch’s Konservatorium und gab Schauspielunterricht. Zu seinen Schülern zählten u. a. Joseph Offenbach (recte Ziegler) und Heinz Moog.
Die Stelle am Konservatorium wurde ihm im August 1933 seiner jüdischen Abstammung wegen gekündigt. Er engagierte sich daraufhin beim Jüdischen Kulturbund Frankfurt, wo er Musiktheaterabende ausrichtete[4] und als Textautor, Regisseur und Darsteller[5] wirkte. Im Juni 1940 emigrierte er in die USA und arbeitete in Chicago für einen deutschsprachigen Radiosender. Vergeblich versuchte er in dieser Zeit, auch in Hollywood Fuß zu fassen.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1951 hielt er wieder Vorträge am Rundfunk, ließ sich jedoch erst im November 1953 dauerhaft in Stuttgart nieder[6]. Seine Autobiographie Ein Schwabe studiert Amerika war bereits 1948 im Stuttgarter Behrens-Verlag erschienen.[7]
Alfred Auerbach starb am 31. Januar 1954 in Stuttgart.
Werke
- Schwobeköpf. Ländliches Bild in 1 Aufzug (1904)
- Schwobastreich'. Zwei ländliche Komödien (= D' Erbschaft. D'r Weltond'rgang) (1905)
- Aus Schillers Jugendzeit, 2 dramat. Szenen (= D'r Herr Regimentsfeldscher. Schiller auf d. Solitüde) (1905)
- De letzsch' Sau (1906)
- Mimik, Übungsmaterial für Schauspieler (1909 und öfter)
- In der Kaserne. Schwäbisches Genre-Bild in einem Aufzug (1911)
- Auf ‘em Amt (1911)
- Europa. Untergang oder Neubau. Volkssprechspielchor [Einbandtitel: Volkssprechchor] (1926)
- Bühnenspiele für jüdische Feierstunden (1935)[8]
- Ein Schwabe studiert Amerika (1948)
Tondokumente
Alfred Auerbachs Stimme ist auf fünf Grammophonplatten erhalten, die er Ende der 1920er Jahre mit “Plaudereien” in schwäbischer Mundart besprochen hat.
“Grammophon”
582 a (mx. 1395 BH-IV) Schwäbische Eisenbahn : Plauderei (Auerbach)
582 b (mx. 1397 BH-IV) Schwäbische Rekruten und Ausrufer : Plauderei (Auerbach)
Alfred Auerbach, Rezitator
2200 / B 46867 (mx. 923 BH IV) "Nord und Süd" - Plauderei : a) Der liebe Gott erschafft den Schwaben, b) Unterschied zwischen Nord- und Süddeutschen (A. Auerbach)
2200 / B 46868 (mx. 925 BH IV) "Schwobastreich" - Plauderei : a) Der Schwabe im Spiegel, b) Der Schwabe in der Eisenbahn (A. Auerbach)
Alfred Auerbach, Rezitator. Schwäbischer Dialekt. Rezitation.
2201 / B 46869 (mx. 924 BH IV) "Schwäbische Geschichten" : Plauderei: a) Der Lautsprecher, b) Der süße Bubi (A. Auerbach)
2201 / B 46870 (mx. 929 BH IV) "Der schwäbische Zecher" : Plauderei: a) Das Hektorle, b) Der Amtsdiener, c) Der Amtsmann, d) Der alte Ofe (A. Auerbach)
Alfred Auerbach, Rezitator. Schwäbischer Dialekt. Rezitation.
2202 / B 46871 (mx. 931 BH IV) "Schwäbische Eisenbahn" : Plauderei. a) Die böse Weiber - b) Abfahren (A. Auerbach)
2202 / B 46872 (mx. 932 BH IV) Schwäbisches Telefon : Plauderei (A. Auerbach)
Alfred Auerbach, Rezitator. Schwäbischer Dialekt. Rezitation.
2203 / B 46873 (mx. 933 BH IV?) Kindergeschichten (A. Auerbach)
2203 / B 46974 (mx. 934 BH IV?) Es Leberle (A. Auerbach)
Alfred Auerbach, Rezitator. Schwäbischer Dialekt. Rezitation.
Literatur
- Auerbach, Alfred. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 1: A–Benc. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 1992, ISBN 3-598-22681-0, S. 225–229.
- Helmut Kreuzer: Zu frühen deutschen Hörspielen und Hörspielkonzeptionen (1924-1927/28): Hans Flesch, Alfred Auerbach, Rudolf Leonhard, Oskar Moehring. Siegener Periodicum zur Internationalen Empirischen Literaturwissenschaft (SPIEL). 19. Jg., Heft 1/ 2000. Peter Lang Verlag, Frankfurt a. M., 2000 (Online-Version (Memento vom 11. September 2014 im Internet Archive))
- Berthold Leimbach: Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898-1945. Göttingen, im Eigenverlag, 1991. Groß-oktav hardcover - unpag., zahlr. Abb.
- Joachim Carlos Martini: Musik als Form geistigen Widerstandes: jüdische Musikerinnen und Musiker 1933–1945; das Beispiel Frankfurt am Main. Brandes + Apsel Verlag Gm, 2010. ISBN 978-3860996218, 493 Seiten.
- Matthias Pasdzierny: Wiederaufnahme?: Rückkehr aus dem Exil und das westdeutsche Musikleben nach 1945. Verlag edition text + kritik, 2020. ISBN 978-3967070033, 984 Seiten.
- Johannes Schwamberger: Das Hörspiel: Geschichte einer Kunstform. Diplomica Verlag, 2014. ISBN 978-3842895669, 118 Seiten.
- Annegret Völpel, Zohar Shavit: Deutsch-jüdische Kinder- und Jugendliteratur: Ein literaturgeschichtlicher Grundriß. Springer-Verlag, 18. Februar 2017. ISBN 978-3476052537, 465 Seiten.
- Auerbach, Alfred, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,1. München : Saur, 1983 ISBN 3-598-10089-2, S. 38f.
Weblinks
- Literatur von und über Alfred Auerbach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Chaim Frank: Volkstümliche jüdische Kunst: München, Hamburg, Stuttgart. In: Hagalil 18-03-2004. Hier auch ein Bild von Auerbach in schwäbischer Tracht.
- Chaim Frank: Populäre jüdische Künstler: Lebensgeschichten. Bei HaGalil.onLine.com 18-03-04. Hier auch Hinweise auf Wiederveröffentlichungen.
- Auerbach, Alfred. Hessische Biografie. (Stand: 14. Januar 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- z. B. Alfred Auerbach: D'Erbschaft, Ländliche Komödie in einem Bild. Schwäbisches Hörspiel (Alfred-Auerbach-Abend), Sprache des Hörspiels: schwäbisch. Regie: Georg Ott. SÜRAG-Süddeutsche Rundfunk AG (Stuttgart) 1925, Erstsendung: 26. November 1925, Live-Sendung ohne Aufzeichnung. Vgl. hoerspiele.dra.de
- Ott hieß bürgerlich Eugen Essig und war bei der SÜRAG als Ansager und Spielleiter beschäftigt. Auerbach und Ott wirkten bei dem Hörspiel auch als Sprecher mit: Auerbach sprach den Hofbauern, Ott den Eckbauern.
- Schwamberger S. 16
- vgl. Martini S. 56, 162, 337–340
- z. B. in Singspielen von Rosy Geiger-Kullmann, vgl. Pasdzierny S. 674. Zu Geiger-Kullmann vgl. Peri Arndt: Rosy Geiger-Kullmann, in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen (Hg.), Hamburg: Universität Hamburg, 2006.
- vgl. Pasdzierny S. 674
- Auerbach, Alfred: Ein Schwabe studiert Amerika. (1.–5. Tsd). Stuttgart, Behrendt-Verl. 1948. 119 S., Pappband m. Silberprägung.
- Sammelband, enthielt nicht nur Einakter, sondern auch ein Hörspiel, zwei Sprechsinfonien sowie biblische Schattenspiele, vgl. Völpel-Shavit S. 360