Alexander Michailowitsch Belosselski

Alexander Michailowitsch Belosselski, auch Belosselski-Beloserski (russisch Александр Михайлович Белосельский-Белозерский) (* 1752 in Sankt Petersburg; † 26. Dezember 1809 ebenda) war ein russischer Fürst, Diplomat und Philosoph.

Alexander Michailowitsch Belosselski-Beloserski, um 1800
Das Familienwappen

Leben

Herkunft

Belosselski mit seiner ersten Ehefrau Warwara Tatischtschewa (Gemälde von Johann Christian Klengel)

Alexander Belosselski war der Sohn des Vizeadmirals Michail Andrejewitsch Belosselski (1702–1755)[1] und dessen zweiter Ehefrau Natalja Grigorjewna Tschernyschowa (1711–1760).

Werdegang

Er wuchs in London unter Aufsicht eines Onkels mütterlicherseits, des Flottenadmirals Graf Iwan Grigorjewitsch Tschernyschow, auf. Später ging er nach Berlin, wo er von Dieudonné Thiébault, Professor und Sekretär Friedrichs II., Privatunterricht erhielt. In einem russischen Eliteregiment, dem Ismailowski Leibgarde-Regiment, absolvierte er eine mehrjährige militärische Ausbildung als Kavallerist. 1775 bis 1778 bereiste er Frankreich und Italien, um dann im Jahr 1779 als Nachfolger seines verstorbenen Bruders Andrej im Rang eines Kammerjunkers als kaiserlich-russischer Gesandter an den kurfürstlich-sächsischen Hof in Dresden entsandt zu werden. 1789 bis 1793 war er Gesandter am königlich-sardinischen Hof in Turin.[2] Danach lebte er wieder in Russland. An der Fontanka, einem linken Nebenarm der Newa in Sankt Petersburg, entstand im Jahr 1797 das Palais der Familie Belosselski-Beloserski.

Belosselski korrespondierte unter anderem mit Voltaire, Beaumarchais, Marmontel und Goethe.[3] Der Philosoph Immanuel Kant, obgleich als zurückhaltender Briefschreiber bekannt, führte im Sommer 1792 mit Belosselski einen Briefwechsel.[4] Dort thematisierte Kant das Denkvermögen und schrieb über die Urteilskraft, sie sei das Vermögen, seinen Verstand in concreto zu beweisen. Belosselski hatte zuvor im Jahre 1790 aus Dresden sein Werk La Dianyologie ou tableau philosophique de l’entendement an Kant nach Königsberg gesandt.[5] Belosselski selbst teilte das Urteilsvermögen (l’intelligence universelle) in verschiedene Unterkategorien (spheres).[6]

1809 wurde er Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg.[7]

Familie

Belosselski war seit dem Jahr 1786 in erster Ehe mit Warwara Jakowlewna Tatischtschewa (1764–1792) verheiratet. Aus dieser Verbindung entstammten die Kinder Maria (1787–1857), Natalja (1788–1813), Sinaida (1789–1862)[8], die in Dresden geboren wurde, und Ippolit (1790–1792).

Seine zweite Ehefrau seit dem Jahr 1795 war Anna Grigorjewna Kosizkaja (1773–1846). Das Paar hatte drei Kinder: Esper (1802–1846), Jekaterina (1804–1861) und Jelisaweta (1805–1824).

Die zweite Ehefrau Anna Kosizkaja

Werke (Auswahl)

  • De la musique en Italie. 1778.
  • Poésies françaises d’un prince étranger. 1789.
  • Dianyologie ou tableau philosophique de l’entendement (Дианиология или Философская картина интеллекта). 1790.
  • Olinka oder Die erste Liebe (Олинька или первоначальная любовь). 1796. (Libretto zur gleichnamigen Opéra comique)

Literatur

  • Arsenij Vladimirovich Gulyga: Immanuel Kant. Springer Science & Business Media, New York 1987, ISBN 1-4684-0542-X.
  • Albert Mitchell: The Concept of Religious Passion: According to Immanuel Kant. Xlibris Corporation, 2013, ISBN 978-1-4836-7692-0, S. 218 f.
Commons: House of Beloselskiy-Belozerskiy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vater Michail Belosselski
  2. Biografie von Alexander Belosselski
  3. Marina Ritzarev: Eighteenth-century Russian Music. Ashgate 2006, S. 134/135, ISBN 978-0-7546-3466-9
  4. Udo Kern: Was ist und was sein soll: Natur und Freiheit bei Immanuel Kant. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019226-1, S. 127.
  5. Arnulf Zweig (Hrsg.): Correspondence. Immanuel Kant. Cambridge University Press, Cambridge / New York 1999, ISBN 0-521-35401-3, S. 419.
  6. Marie-Élise Zovko, Jure Zovko: The Metaphysical Character of Philosophy. Institute of Philosophy, Zagreb, University of Zadar, Croatia, In: Mark Pestana (Hrsg.): Metaphysics. 2012, ISBN 978-953-510-646-3, S. 25.
  7. Ehrenmitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Белосельский-Белозерский, Александр Михайлович. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 5. Februar 2021 (russisch).
  8. Maria Fairweather: Pilgrim Princess A Life of Princess Zinaida Volkonsky. Carroll & Graf Pub., 1999, ISBN 0-7867-0831-X, Chapter one: Childhood: Her Father's Daughter.
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