Albert von Schrenck-Notzing

Albert Freiherr von Schrenck-Notzing (* 18. Mai 1862 in Osternburg, Großherzogtum Oldenburg; † 12. Februar 1929 in München) war ein deutscher Mediziner und ein Pionier der Psychotherapie und der Parapsychologie.

Das Grab von Albert von Schrenck-Notzing und seiner Ehefrau Gabriele geborene Siegle im Familiengrab auf dem Waldfriedhof (München)

Herkunft

Albert von Schrenck-Notzing entstammte dem alten Münchner Patriziergeschlecht der Schrenck von Notzing. Er war der Sohn des Rittmeisters Franz von Schrenck-Notzing (1824–1905) und dessen Ehefrau Meta Abbes (1842–1904). Sein Bruder Hermann (1863–1926) war Oberstleutnant, sein Onkel Wilhelm von Schrenck-Notzing (1828–1892) war Oberbürgermeister von Oldenburg.

Leben

Hypnose bei Schrenck-Notzing, Gemäldeskizze von Albert von Keller, um 1885

Er studierte in München Medizin und promovierte 1888. Im darauffolgenden Jahr ließ er sich in München als praktischer Arzt nieder. Er widmete sich der medizinischen Psychologie, der Sexualmedizin und war der erste Psychotherapeut im süddeutschen Raum.

Bekannt wurde Schrenck-Notzing unter anderem durch seine Experimente mit Hypnose. 1886 gründete er mit dem Philosophen Carl du Prel in München die Psychologische Gesellschaft, die sich mit Themen befasste, welche heute überwiegend der Parapsychologie zugeordnet werden. Eng befreundet war er mit Gabriel von Max, der ähnliche Interessen verfolgte und den er gerne in der Ambacher Villa Max am Starnberger See besuchte. Schrenck-Notzings Frau Gabriele besaß ab 1924 die Villa Siegle (heute Villa Schrenck-Notzing genannt) in Ammerland am Starnberger See, die ihr ihr Vater Gustav Siegle hinterlassen hatte. Wegen der von ihm organisierten Séancen und okkultistischen Sitzungen wurde er auch „Geisterbaron“ genannt. Bekannt sind etwa Thomas Manns Berichte[1] über Versuche mit dem Medium Willi Schneider, die in den frühen zwanziger Jahren mit Willi und Rudi Schneider stattfanden und von Schrenck-Notzing unter dem Titel Experimente der Fernbewegung veröffentlicht wurden. Schrenck-Notzing interessierte sich vor allem für das therapeutische Potenzial der Hypnose. Als Psychotherapeut entwickelte er neue Methoden zur Behandlung sexueller Dysfunktionen und der Neurasthenie.

Familie

Schrenck-Notzing heiratete 1892 Gabriele Siegle (1872–1953), eine Tochter des Industriellen Gustav von Siegle. Mit ihr hatte er zwei Söhne:

⚭ 1918 (geschieden 1936) Gräfin Elisabeth von Arco-Zinneberg (1891–1938)[2] (Enkelin von Maximilian von Arco-Zinneberg)
⚭ Vera Michaelis (* 1910)
  • Gustav (1896–1943) Rittmeister, Kommandeur des Heeresrennstalls ⚭ 1923 (geschieden 1937) Marta Wedekind (* 1902) (Eltern des Publizisten Caspar von Schrenck-Notzing)

Bibliographie

Literatur

  • Eberhard Bauer: Schrenck von Notzing, Albert Philibert Franz Freiherr. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 544 f. (Digitalisat).
  • Manfred Dierks: Thomas Manns Geisterbaron. Leben und Werk des Freiherrn Albert von Schrenck-Notzing. Psychosozial-Verlag, Gießen 2012, ISBN 978-3-89806-811-6.
  • Andreas Fischer: In der Dunkelkammer eines Medienforschers. Albert von Schrenck-Notzing. In: Claudia Dichter, Hans Günter Golinski, Michael Krajewski, Susanne Zander (Hrsg.): The Message. Kunst und Okkultismus. Art and Occultism. Mit einem Essay von / With an Essay by André Breton. Walther König, Köln 2007, ISBN 978-3-86560-342-5, S. 137–142 (Ausstellungskatalog).
  • Timon L. Kuff: Albert Freiherr von Schrenck-Notzing. In: Volkmar Sigusch, Günter Grau (Hrsg.): Personenlexikon der Sexualforschung. Campus Verlag, Frankfurt u. a. 2009, ISBN 978-3-593-39049-9, S. 639–643.
  • Timon L. Kuff: Okkulte Ästhetik. Wunschfiguren des Unbewussten im Werk von Albert von Schrenck-Notzing. Psychosozial-Verlag, Gießen 2011, ISBN 978-3-8379-2136-6.
Commons: Albert von Schrenck-Notzing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Albert von Schrenck-Notzing – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Thomas Mann: Okkulte Erlebnisse. Häger, München 1924.
  2. Elizabeth Gräfin von und zu Arco-Zinneberg auf thepeerage.com, abgerufen am 18. September 2016.
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