Albert E. Glock

Albert Ernest Glock (* 14. September 1925 in Gifford (Idaho); † 19. Januar 1992 im Westjordanland)[1] war ein amerikanischer Theologe und Archäologe, der in Palästina, vor allem in dem von Israel besetzten Westjordanland, forschte und lehrte.

Seine Ermordung gab Anlass zu sehr unterschiedlichen Spekulationen über die Hintergründe der Tat im Spannungsverhältnis der israelisch-palästinensischen Auseinandersetzungen und dem Ausklingen der ersten Intifada. Inzwischen gilt als wahrscheinlichste Hypothese, dass Adel Awadallah, führendes Mitglied der islamistischen Terrororganisation Hamas,[2] den Mord an Glock begangen hat. Die Motive der Tat liegen allerdings weiter im Dunkeln.[3]

Familie, Schule, Studium

Glocks Eltern waren tief religiöse Lutheraner deutscher Abstammung und standen der Lutheran Church – Missouri Synod nahe.[4] Nach Sari Nusseibeh, Glocks späterem Kollegen an der Birzeit University, gehörte die Familie zu einer „fundamentalistischen Sekte“, die behauptete, „die Bibel sei bis zum letzten Punkt und Komma das unfehlbare Wort Gottes“.[5]:S. 153

Fox beschrieb das Elternhaus von Glock als Ort einer klaustrophobischen und beengende Erziehung an dem der Vater mit einer Rute für Disziplin sorgte.[6]:S. 24 Dennoch durfte Albert ab seinem 13. Lebensjahr, die Familie lebte damals in Washburn (Illinois), ein deutsches Gymnasium für Jungen im 200 Meilen entfernten Milwaukee besuchen. Die Schule, an der die Schüler Latein, Griechisch und Hebräisch lernten, sollte die Jungen auf den lutherischen Predigerdienst vorbereiten. Da die Eltern zwar das jährlich Schulgeld, nicht aber die Fahrtkosten aufbringen konnten, musste Glock die folgenden fünf Jahre zwischen Washburn und Milwaukee trampen. In dieser Zeit kristallisierte sich auch sein Wunsch heraus, sich später auf das Alte Testament und die antike Zivilisation des Nahen Ostens spezialisieren zu wollen.[6]:S. 26

Nach dem Schulabschluss studierte Glock an der University of Chicago, der Brandeis University und der Universität Heidelberg und machte im Jahr 1951 seinen Abschluss am Concordia Seminary in St. Louis.[7] Ebenfalls 1951 heiratete Glock die Deutsch-Amerikanerin Lois Sohn, Tochter eines lutherischen Theologieprofessors, und lebte die nächsten Jahre als Pastor in Normal (Illinois).[6]:S. 29

Parallel zu seiner Zeit als Pfarrer studierte Glock bei dem Bibelwissenschaftler George E. Mendenhall (1916 – 2016)[8] an der University of Michigan. Mendenhalls Gedanken, die laut Fox von einem marxistisch orientierten Modell einer ‘Bauernrevolte’ als Ursprung des alten Israel ausgingen, suggerierten, dass der biblische Bericht einer israelitischen Invasion Kanaans falsch sei und dass hinter der biblischen Version eine Art theokratischer Bauernaufstand aus dem Inneren Kanaans stecken müsse. Diese Theorie hatte nach Fox einen prägender Einfluss auf Glock.[6]:S. 29

Glock, der mit seiner Rolle als Pastor nicht zurechtkam, wechselte 1957 an das Concordia Teacher’s College in River Forest (Illinois) und unterrichtete dort bis 1976 Geschichte des Alten Testaments und Literatur.[6]:S. 29 In dieser Zeit geriet er auch in Konflikt mit der lutherischen Missouri-Synode und engagierte sich in deren Reformflügel.

„In einem zu Lebzeiten unveröffentlichten Aufsatz, den er während seines Studiums in Birzeit verfasste, beschrieb sich Albert Glock als "skeptischer weißer Amerikaner, der zu Minderheitenansichten neigt". Sich bei der Spaltung der Missouri-Synode auf die Seite der Liberalen zu stellen, war wie eine Rebellion gegen seinen Vater. Es war ein Instinkt, dem er an jeder Kreuzung in seinem Leben folgen sollte.
"Mehr als einmal ist mir aufgefallen", schrieb er, "dass ich bei allem, was ich getan habe, gewöhnlich die Verliererseite, die Unterseite, gewählt habe. Die beiden bemerkenswertesten Beispiele sind wohl die linke Seite der Kirche und die palästinensische Seite der Politik. Dies ist das Motiv, das ihn durch eine intellektuelle, politische, spirituelle und persönliche Entwicklung trieb, die er als lutherischer Pastor begann und die ihn nacheinander zum Bibelwissenschaftler, zum biblischen Archäologen, zum palästinensischen Archäologen und schließlich und unwahrscheinlicherweise zum intellektuellen Kommissar für den palästinensischen Kulturnationalismus machte, was mit seiner Ermordung endete.“

Edward Fox: Palestine Twilight, S. 31[9]

Bevor Glock diesen langen Weg endgültig beschritt, erwarb er 1963 einen Master-Abschluss an der Lutheran School of Theology in Chicago[10] und wurde 1968 an der University of Michigan mit einer Arbeit über die Kriegsführung in Mari und im alten Israel promoviert.[11]

Palästina

Im Sommer 1962 unternahm Glock seine erste Reise nach Palästina. Er reiste zusammen mit einer Handvoll weiterer Bibelwissenschaftler, die unter der Leitung des Harvard-Archäologen George Ernest Wright, eines Schülers von William Foxwell Albright, einen Grundkurs in archäologischen Ausgrabungstechniken in Tell Balata in der Nähe von Nablus absolvieren sollten.[6]:S. 85

„Dies war der Beginn von Glocks Karriere als Archäologe. Im folgenden Jahr gehörte er zum Kernteam einer Expedition zur Ausgrabung des Tell Ti’innik. Die Ausgrabung wurde vom Concordia Serninary und der American Schools of Oriental Research, der führenden amerikanischen Institution für biblische Archäologie, gesponsert und von einer Versicherungsgesellschaft im Besitz der lutherischen Kirche, der Aid Association for Lutherans[12], finanziert.“

Edward Fox: Palestine Twilight, S. 85[13]

Glock nahm in den Folgejahren unter dem Grabungsleiter Paul W. Lapp an den Ausgrabungen in Tell Ti'innik (Taanach) im damals jordanisch verwalteten Westjordanland teil.

Die Ausgrabungen, die von amerikanischer Seite in der Trägerschaft des Concordia Seminary St. Louis und der American Schools of Oriental Research, dem späteren Albright Institute of Archaeological Research (AIAR) erfolgten, waren vom Sechstagekrieg überschattet, wodurch sie nun unter israelischer statt zuvor jordanischer Zuständigkeit ausgeübt werden mussten. 1970 starb Lapp[14] und Glock wurde dessen Nachfolger als Grabungsleiter,

Glock war in der Folge von 1970 bis 1977 Forschungsprofessor am AIAR und von 1978 bis 1980 Direktor des Instituts. Er beteiligte sich an oder war Leiter von mehreren Feldprojekten des Instituts in Israel, im Westjordanland und in Jordanien. „Sein grundlegendes Anliegen war nicht methodischer Natur, sondern galt den Menschen, deren Leben und deren Gesellschaften durch die archäologischen Überreste teilweise enthüllt wurden.“[7][15]

Birzeit University

1976, noch während seiner Zeit als Forschungsprofessor am AIAR, begann Glock damit, einmal pro Woche an der Birzeit University zu unterrichten, wohin er 1980 nach dem Ende seiner Amtszeit als AIAR-Direktor endgültig wechselte. Er etablierte hier den Fachbereich Archäologie und gründete das Zentrum für palästinensische Archäologie, dessen Direktor er bis zu seinem Tod blieb.[16] Für Fox führte Glocks sich 1976 anbahnende Hinwendung nach Birzeit zu einem Wendepunkt in dessen Leben.

„Er begann damit, einmal pro Woche in Birzeit zu unterrichten, fuhr die kurze Strecke von Jerusalem in die andere Welt, die jenseits der Grünen Linie lag, und überquerte schließlich dauerhaft die Grenze. Dies war der Beginn einer neuen Phase in Albert Glocks persönlicher Mission im Heiligen Land, der Beginn seiner Arbeit an einer Archäologie Palästinas, die nicht für die Bibelwissenschaftler in den Vereinigten Staaten, sondern für das palästinensische Volk selbst von Interesse war. Der Aufbau dieser neuen palästinensischen Archäologie bedeutete für Albert Glock eine radikale intellektuelle und persönliche Veränderung und eine Absage an fast alles, was seine lutherische Vergangenheit ausmachte. Birzeit gab Glock ein neues Gefühl der Zielstrebigkeit. Es füllte eine emotionale und intellektuelle Leere.“

Edward Fox: Palestine Twilight, S. 93.[17]

Nach Sari Nusseibeh war es Glock lange vor den Palästinensern selber klar geworden, „dass die Israelis die Alte Geschichte benutzten, um ihre moralischen Ansprüche auf die besetzten Gebiete zu untermauern“.[5]:S. 153 Dem setzte Glock seine eigene Forschungsstrategie für das von ihm gegründete Zentrum für palästinensische Archäologie entgegen.

„Sowohl in der Lehre als auch in der Forschung wird bewusst versucht, bei der Nutzung der Archäologie zur Rekonstruktion der Kulturgeschichte des Landes eine unverwechselbare palästinensische Perspektive zu entwickeln, indem von der Gegenwart ausgegangen und nach Kontinuität und Wandel durch die Zeit gesucht wird. In der langen Geschichte der Archäologie Palästinas lag der Schwerpunkt auf der Verwendung der Bibel zur Interpretation der archäologischen Aufzeichnungen. Dem arabischen Beitrag zur Kulturgeschichte Palästinas wurde bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist ein wichtiges Ziel des Zentrums, diese Lücke zu schließen.“

Albert Glock: zitiert von Gabi Baramki[18] bei der Begräbnisrede für Albert Glock[16][19]

Glocks Kampf für eine palästinensische Archäologie scheint mit einer generellen Hinwendung zum Palästinensertum verbunden gewesen zu sein. Gabi Baramki sprach in seiner Begräbnisrede auch davon, dass er und viele andere Glock als Abu Abid kennengelernt hätten, und sie ihn sich „nur als einen Palästinenser denken [könnten], der in dieser schwierigen Zeit mit uns durchhielt“.[16] Noch deutlicher formulierte es Nusseibeh: „In Birseit verwandelte er sich vom religiösen Kreuzritter in einen palästinensischen Nationalisten.“[5]:S. 153 Katherine Lamie sah das 2007 in ihrem Aufsatz Archaeology in Palestine: The Life and Death of Albert Glock allerdings wesentlich differenzierter. Für sie war sich Glock sehr wohl der politischen Implikationen der Archäologie – gerade in Palästina – bewusst, die zunächst von einer biblischen Archäologie dominiert war, die auf dem Weg zu archäologischen Beweisen für die Texte der Bibel islamischen Ausgrabungsstätten keine Beachtung zumass, diese gar zerstörte, sowie ohne ausreichende Belege Funde bestimmten ethnischen Gruppen zuschrieb. Hieran habe dann ab dem Ende des 19. Jahrhunderts eine zionistische Archäologie angeschlossen, die daran ging, archäologische Funde als Beweise für das Recht auf die Wiederbesiedlung des historischen jüdischen Heimatlandes und die Gründung eines jüdischen Staates im Heiligen Land zu instrumentalisieren.[20]:S. 115 Demgegenüber hätten Glocks Forschungsbemühungen darauf abgezielt, die Fehler der biblischen Archäologie aufzudecken und eine lokale Archäologie zu schaffen, die sich mit der vernachlässigten (d. h. nicht biblischen) Vorgeschichte und Geschichte des geografischen Gebiets Palästinas befassen sollte. Er wollte die Archäologie des Nahen Ostens vom biblischen Mythos befreien und eine Archäologie realisieren, die sich auf den Rest der palästinensischen Vergangenheit, einschließlich der 1.300 Jahre währenden muslimischen Besiedlung, konzentrierte und somit ein authentischeres archäologisches Bild dieser Region entwickeln.[20]:S. 118 Diese Parteinahme für die Interessen der marginalisierten palästinensischen Bevölkerung hätten bei Glock aber nicht dazu geführt, eine Archäologie zu konstruieren, die deren Tradition der Ausgrenzung und ungeprüften Voreingenommenheit reproduziert habe. Hiervor hätten ihn seine Erfahrung mit den intellektuellen Fallstricken der biblischen Archäologie gehindert.[20]:S. 118

„Glock (1985) konstruierte eine problemorientierte Archäologie, die darauf abzielte, die palästinensische Vergangenheit zu erforschen, und nicht eine archäologische Opposition zur biblischen Archäologie. Glock (1985) erklärt, wie er die wissenschaftlichen Traditionen mit den Bedürfnissen der palästinensischen Gemeinschaften in Einklang brachte. Die Archäologie, so Glock (1994), ist nicht auf das Studium der Reichtümer der Vergangenheit beschränkt. Insbesondere die historische Archäologie erlaubte es ihm, sich auf die jüngste Vergangenheit zu konzentrieren, einschließlich der Überreste von palästinensischen Flüchtlingslagern und osmanischen Dörfern, und schriftliches Material kritisch zu bewerten.“

Katherine Lamie: Archaeology in Palestine: The Life and Death of Albert Glock, S. 118[21]

Glocks „problemorientierte Archäologie, die darauf abzielte, die palästinensische Vergangenheit zu erforschen“ brachte ihn in Opposition zu einer ausschließlich die israelischen Interessen verfolgende Archäologie in Palästina. Sie war nach Nusseibeh auch ein Akt des Widerstands gegen Leute wie Mosche Dajan, „der mit der Leidenschaft eines Käptn Ahab Unmengen Land umgegraben hatte, um Spuren alter jüdischer Siedlungen zu finden“.[5]:S. 153 Derselbe Mosche Dajan war es aber auch, der es rechtfertigte, die Erinnerungen an die arabischen Siedlungen zu tilgen, die seit dem Palästinakrieg durch die Israelis dem Erdboden gleichgemacht oder durch jüdische Siedlungen ersetzt wurden.

„Jüdische Dörfer wurden anstelle von arabischen Dörfern gebaut. Sie kennen nicht einmal die Namen dieser arabischen Dörfer, und ich mache Ihnen keinen Vorwurf daraus, dass es keine Geografiebücher mehr gibt, und nicht nur die Bücher gibt es nicht, auch die arabischen Dörfer sind nicht mehr da. Nahal entstand an der Stelle von Mahlul; Kibbutz Gvat an der Stelle von Jibta; Kibbutz Sarid an der Stelle von Huneifis; und Kefar Yehushu'a an der Stelle von Tal al-Shuman. Es gibt keinen einzigen Ort in diesem Land, der nicht von einer ehemaligen arabischen Bevölkerung bewohnt wurde.“

Mosche Dajan: zitiert nach All That Remains, S. xxxi[22]

Diesem weiteren Versuch der Auslöschung der arabischen Geschichte in Palästina widersetzte sich Glock zusammen mit Walid Khalidi mit einem groß angelegten Projekt zur Erforschung der palästinensischen Dörfer, die 1948 von Israel besetzt und entvölkert worden waren. Lamie bezeichnete das Projekt als Ausdruck von Glocks multidisziplinäre Sichtweise, durch die Anthropologen, Historiker, Architekten und Fotografen zur Zusammenarbeit mit Archäologen gekommen seien. Den Palästinensern sollte das helfen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen und ihre kulturellen Traditionen trotz jahrzehntelanger politischer und sozialer Umwälzungen auch in Zukunft fortzuführen.[20]:S. 119 Die Veröffentlichung des aus dieser Arbeit hervorgegangenen Buches All That Remains im Jahre 1992 hat Glock nicht mehr erlebt; seine Kollegen gedachten seiner am Ende ihres Vorworts.[23]

Der Mord an Glock

Am 19. Januar 1992 wurde Albert E. Glock um 15.15 Uhr auf der Heimfahrt von seinem Arbeitsplatz an der Birzeit University im Dorf Bir Zait erschossen.

„Um kurz vor 15 Uhr schloss Glock das Büro ab und drehte den Schlüssel im VW um. Er hatte vor, kurz beim Haus des Lehrassistenten im Dorf vorbeizuschauen, um eine Nachricht zu hinterlassen. Das Haus war an einem Hang gebaut, unterhalb des Straßenniveaus. Er parkte und ging die Betoneinfahrt zur Eingangstür hinunter. Als Glock auf die Haustür zuging, sprang ein junger Mann mit einem schwarz-weiß-karierten Baumwollschal im Gesicht, bekleidet mit einer dunklen Jacke, Jeans und weißen Turnschuhen, lautlos von der am Straßenrand errichteten Steinmauer herunter. Als er etwa einen Meter entfernt war, schoss er dreimal auf Glock. Ein Familienmitglied im Haus schaute gerade noch rechtzeitig aus dem Fenster, um zu sehen, wie eine Gestalt in einem wartenden Auto verschwand.“

Edward Fox: The mysterious death of Dr Glock[24]

Glocks Ermordung erfolgte in der Abklingphase der Intifada, die aber weiterhin beherrscht war von Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern, aber auch von den Spannungen zwischen den unterschiedlichen Palästinenserfraktionen. Vor diesem Hintergrund kann Fox einen Katalog von Verdächtigen präsentieren, in dem sich ein vermeintliches israelisches Killerkommando ebenso wiederfindet wie ein Hamas-Kommando. Auch Spekulationen über einen Täter aus dem beruflichen Umfeld von Glock waren im Umlauf.[3]

Nach Fox verhaftete die israelische Polizei knapp ein Jahr nach Glocks Ermordung einen 40-jährigen palästinensischen Amerikaner namens Muhammad Salah, als der in den Gazastreifen einreisen wollte[3]. Abweichend davon schrieb Sari Nusseibeh, dass Salahs Verhaftung bereits am Flughafen Ben Gurion, also direkt bei der Einreise nach Israel, stattgefunden habe.[5]:S. 357–358 Abgesehen von dieser abweichenden Darstellung, gaben beide aber eine übereinstimmende Darstellung darüber, wie es zur Ermordung Glocks gekommen sein soll. Salah wurde verhört und gab im Laufe des Verhörs zu[25], dass er mit der Hamas und einer von Adel Awadallah geleiteten Terrorzelle in Verbindung gestanden habe; von daher wisse er, dass Awadallah persönlich Glock im Rahmen des internen Konflikts zwischen der Hamas und der eher säkularen Fatah-Bewegung ermordet habe.[3]

Weder Fox noch Nusseibeh äußern Zweifel an dieser Darstellung, doch meinte Fox, dass man, auch wenn man von der Hypothese überzeugt sei, dass die Hamas den Mord durchgeführt hat, über das Motiv für diese Tat nur spekulieren könne. Der Täter gab dazu keine Erklärung mehr ab. Adel Awadallah, der später für die Organisation einer Reihe von Bombenanschlägen der Hamas in Israel verantwortlich gemacht wurde und zusammen mit seinem Bruder Imad zeitweilig zu den meistgesuchten Männern Israels und der Palästinensischen Autonomiebehörde gehörte, wurde am 10. September 1998 zusammen mit seinem Bruder von einer Spezialeinheit der israelischen Polizei erschossen.[3]

Nusseibeh behauptete, er sei nach Glock als nächstes Opfer von Adel Awadallah auserkoren gewesen.[5]:S. 357–358

Schriften

Für eine Selectet Bibliography of Albert E. Glock siehe den Nachruf von Patty Jo Watson und Ghada Ziadeh.

  • Warfare in Mari and Ancient Israel. Dissertation, University of Michigan, 1968.
  • mit Walid Khalidi (Hrsg.): All That Remains – The Palestinian Villages Occupied and Depopulated by Israel in 1948, Institute for Palestine Studies, 1992, ISBN 0-88728-224-5.[26]
  • Tomis Kapitan (Hrsg.): Archaeology, history and culture in Palestine and the Near East. Essays in memory of Albert E. Glock. Scholars Press, Atlanta (GA) 1999, ISBN 978-0-7885-0584-3. Das Buch enthält mehrere posthum veröffentlichte Artikel von Glock, darunter solche, die seine gesellschaftspolitischen Ansichten über die israelische Besetzung des Westjordanlands und des Gazastreifens offenlegen.

Literatur

  • In Memoriam: Albert Ernst Glock 1925–1992. In: Journal of Palestine Studies Bd. 21, 1992, S. 4 (JSTOR).
  • Patty Jo Watson, Ghada Ziadeh: Obituary: Albert Ernest Glock 1925–1992. In: American Antiquity Bd. 59, 1994, S. 270–272 (JSTOR)
  • Katherine Lamie: Archaeology in Palestine: The Life and Death of Albert Glock. In: Nebraska Anthropologist 30, 2007, S. 113–123 (Digitalisat)
  • Edward Fox: Palestine Twilight. the murder of Dr Albert Glock and the archaeology of the Holy Land. Harper Collins, 2001/2002, ISBN 0-00-638459-5 (Online).
    • In den USA nachgedruckt unter dem Titel Sacred Geography. A tale of murder and archaeology in the Holy Land. Metropolitan Books, New York 2001, ISBN 0-8050-5493-6 (Online)
    • Edward Fox: The mysterious death of Dr Glock, The Guardian, 2. Juni 2001 (Online). In dem Artikel fasste Fox die Erkenntnisse und Spekulationen aus seinem Buch zusammen.
  • Sari Nusseibeh: Es war einmal ein Land. Ein Leben in Palästina, Suhrkamp, 2009, ISBN 978-3-518-46086-3.

Einzelnachweise

  1. Das E für seinen zweiten Vornamen stand für Ernst, wurde aber auch als Ernest wiedergegeben.
  2. Siehe hierzu den Artikel von Deborah Sontag: Hamas Vows Revenge as Israel Kills 2 Militants, in: The New York Times, 12. September 1998 (Online).
  3. Edward Fox: The mysterious death of Dr Glock
  4. Die Familiengeschichte ist ausführlich dargestellt in den Büchern von Edward Fox.
  5. Sari Nusseibeh: Es war einmal ein Land.
  6. Edward Fox: Palestinian Twilight
  7. Patty Jo Watson, Ghada Ziadeh: Obituary: Albert Ernest Glock 1925-1992
  8. Ausführlicher Nachruf auf George E. Mendenhall auf der Webseite des Departments für Middleeast Studies an der University of Michigan
  9. „ln an essay unpublished during his lifetime, written when he was at Birzeit, Albert Glock describecl himself as ‘a skeptcal white American tending to rninority views’. Taking the side of the liberals in the Missouri Synod split was like rebelling against his father. Taking the rninority view was an instinct that he was to follow at every crossroads in his life.
    ‘lt has occurred to me more than once’, he wrote, ‘that I have chosen usually the losing side, the down side, in whatever I have done. I suppose the two most notable examples are the left side of the church and the Palestinian side of politics.‘ This is the motive that drove him through an intellectual, political, spiritual and personal evolution that he began as a Lutheran pastor, becoming, in succession, biblical scholar, biblical archaeologist, Palestinian archaeologist, and, finally and improbably, intellectual commissar for Palestinian cultural nationalism, which ended in his assassination.“
  10. Siehe hierzu den Artikel in der englischsprachigen Wikipedia: en:Lutheran School of Theology at Chicago.
  11. Zu Mari siehe Mari (Stadt).
  12. Die Aid Association for Lutherans wurde 1902 in Wisconsin mit dem Ziel gegründet, ihren Mitgliedern eine kostengünstige Lebensversicherung anzubieten und lutherische Gemeinden in Amerika zu unterstützen. (About the Aid Association for Lutherans) Nach der Fusion mit einem weiteren lutherischen Unternehmen fimierte die Gruppe heute als Thrivent Financial for Lutherans. (About Thrivent)
  13. „This was the beginning of Glock's career as an archaeologist. The following year, he joined the core staff of an expeditíon to excavate Tell Ti'innik. The excavation was sponsored by Concordia Serninary and the American Schools of Oriental Research, the leading American institution for biblical archaeology, and was funded by an insurance company owned by the Lutheran Church, the Aid Association for Lutherans.“
  14. Delbert R. Hillers: Paul W. Lapp in Memoriam, in: Bulletin of the American Schools of Oriental Research Nr. 199, 1970, S. 1-4 (JSTOR).
  15. „His fundamental concern was not methodological, rather it was for the human beings whose lives and societies were partially revealed by the archaeological remains.“
  16. In Memoriam: Albert Ernst Glock 1925-1992
  17. „The turning point came when he began to go to Birzeit to teach oecasional classes in the archaeology of ancient Palestine. This was in 1976, when he was still a research professor at the Albright Institute. He began by teaching at Birzeit once a week, driving the short distance from Jerusalem into the other world that lay across the Green Line, and encied up crossing the border permanently. This was the beginning of a new phase in Albert Glocks personal mission to the Holy Land, the beginning of his work on an archaeoiogy of Palestine that was of interest not to biblical scholars in the United States, but to the Palestinian people themselves. Establishing this new Palestinian archaeology involved Albert Glock in a radical intellectual and personal transformation, and a rejection of almost everything in his Lutheran past. Birzeit gave Glock a renewed sense of purpose. lt filled an emotional anti intellectual void.“
  18. Gabi Baramki war von 1974 bis 1993 Präsident der Birzeit University. (Birzeit University: Gabi Baramki (acting president from 1974-1993))
  19. „In both teaching and research there is a conscious effort to develop a distinctive Palestinian perspective in the use of archaeology for reconstructing the cultural history of the land, by beginning with the present and searching for continuity and change through time. In the long history of the archaeology of Palestine, the emphasis has been on the use of the Bible to interpret the archaeological record. Little attention has been given to the Arab contribution to the cultural history of Palestine. It is a major purpose of the Center to attempt to rectify this gap.“
  20. Katherine Lamie: Archaeology in Palestine: The Life and Death of Albert Glock
  21. „Glock (1985) constructed a problem-oriented archaeology aimed at discovering the Palestinian past, not an archaeological opposition to Biblical archaeology. Glock (1985) explains how he catered scholarly traditions to the needs of Palestinian communities. Archaeology, Glock (1994) asserts, is not relegated to the study of the riches of the past. In particular, historical archaeology allowed him to focus on the recent past, including the remains of Palestinian refugee camps and Ottoman villages and critically evaluate written materials.“
  22. „Jewish villages were built in the place of Arab villages. You do not even know the names of these Arab villages, and I do not blame you because geography books no longer exist, nor only do the books not exist, the Arab villages are not there either. Nahal arose in the place of Mahlul; Kibbutz Gvat in the place of Jibta; Kibbutz Sarid in the place of Huneifis; and Kefar Yehushu'a in the place of Tal al-Shuman. There is not one single place built in this country that did not have a former Arab population.“
  23. All That Remains, S. xxiv
  24. „Some time before 3pm, Glock closed up the office and turned the key in the VW. It was his plan to stop off briefly at the teaching assistant's house in the village to leave a message. The house was built on a slope, below the level of the road. He parked, and walked down the concrete ramp to the front door. As Glock walked towards the front door, a young man with his face wrapped in a kaffiyeh, a black-and-white checked cotton scarf, and dressed in a dark jacket, jeans and white trainers, silently jumped down from the stone wall built against the edge of the road. When he was about a metre away, he shot Glock three times. One of the family inside the house looked out the window just in time to see a figure disappear into a waiting car.“
  25. Nusseibeh sprach von einem „abgepressten Geständnis“, Fox beschrieb die Folterungen Salahs durch den Schin Bet.
  26. In der englischsprachigen Wikipedia gibt es eine weitgehend auf diesem Buch basierende en:List of towns and villages depopulated during the 1947–1949 Palestine war; ein Volltext-Download des Buches ist von der Webseite DOKUMEN.PUB möglich. Auf der palästinensischen Webseite Our Land: Palestine Districts-1948 wurde das Buch für das Internet aufbereitet.
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