Alais (Meteorit)

Alais (auch Allais) oder Valence, ist der erste identifizierte Meteorit von der Klasse Kohliger Chondrit. Er fiel 1806 in der Nähe von Alès (44,1167° N, 4,0833° O[1]) in mehreren Fragmenten nieder, die zusammen 6 kg wogen, obwohl heute nur noch 0,26 kg übrig geblieben sind. Der Meteorit enthält eine Reihe von Elementen in ähnlichen Verhältnissen wie das Sonnensystem in seinem Urzustand und enthält auch organische Verbindungen und Wasser. Er hat sich als einer der wichtigsten in Frankreich entdeckten Meteoriten erwiesen.

Alais
Ein Fragment des Meteoriten, 2018 ausgestellt
Allgemeines
Offizieller Name
nach MBD
Alais
Synonyme Allais
Valence
Lokalität
Land Frankreich
Region Okzitanien
Präfektur Nîmes
Département Gard
Ort Alès
Fall und Bergung
Datum (Fall) 15. März 1806
Beschreibung
Typ Chondrit
Klasse kohlig
Gruppe CI1
Masse (total) 6 kg
Referenzen
Meteoritical Bulletin 448
Mindat (Keswick, VA) 253220

Forschungsgeschichte

Am 15. März 1806 um 17:00 Uhr Ortszeit waren in der Nähe von Alès im Département Gard zwei Detonationen zu hören.[2] Kurz darauf wurden in den Dörfern Saint-Étienne-de-l’Olm und Castelnau-Valence zwei schwarze Steine aus vergleichsweise weichem Material mit einem Gewicht von 4 kg bzw. 2 kg entdeckt. Die Fragmente wurden von Beobachtern des Einschlags eingesammelt und zwei in der Nähe lebenden Wissenschaftlern übergeben.[1] Der Meteorit wurde von Louis Jacques Thénard analysiert. Aus einer von ihm 1807 veröffentlichten Studie, ging hervor, dass er einen hohen Kohlenstoffgehalt aufwies.[2] Zunächst wurde bezweifelt, dass die Fragmente nicht-irdischen Ursprungs waren, da sie sich in ihren Eigenschaften deutlich von bereits vorhandenen Meteoriten unterschieden.[3] Es wurde jedoch zunehmend klar, dass es sich um eine neue, wenn auch seltene Art von Meteoriten handelte.[2]

Verteilung und Aufbewahrung

Der Niedergang dieses Meteoriten geschah früh, kurz nach dem man zum allgemeinen Konsens gekommen war, dass es sich bei Meteoriten um echte, außerirdische Phänomene handelt. Auch aus diesem Grund ist Alais weitgehend aufgebraucht und zerstreut worden. Es sind heute nur wenige Proben erhalten geblieben, weniger als von Orgueil, aber mehr als von Tonk und vor allem von Revelstoke (letzterer gefallen 1965 bei Revelstoke, British Columbia).[4] Heutige Aufbewahrungsorte von Bruchstücken sind:[5]

OrganisationMasseOrtLand
Mus. NdH[6]45 gParisFrankreich
Geol. Surv. Ind.5 gKolkataIndien
Vat. Met. Coll.4,5 gCastel GandolfoItalien
ASU3 gTempeUSA
Field Mus.3,6 gChicagoUSA
Uni Tübingen1,9 gTübingenDeutschland
Geol. Surv. Ca.1,9 gOttawaKanada
Mus. fur Nat.1,7 gBerlinDeutschland
Nat. Hist. Mus.1,7 gWienÖsterreich
Smithsonian[7]0,7 gWashingtonUSA
Am. Mus. N.H.0,6 gNew YorkUSA
IfP0,5 gMünsterDeutschland
Ro. akad. nauk<0,5 gMoskauRussland
West. Austr. Mus.<0,5 gPerthAustralien
DuPont Collection0,2 gPalatineUSA

Beschreibung

Der Alais-Meteorit ist einer der bedeutendsten Meteoriten Frankreichs.[8] Der Meteorit ist auch unter dem Namen Valence bekannt.[1] Er ist schwarz, hat eine lockere, brüchige Struktur und eine geringe Dichte von weniger als 1,7 g/cm3.[2] Ursprünglich hatten seine Fragmente zusammen eine Masse von 6 kg. Sie wurden umfassenden wissenschaftlichen Untersuchungen unterzogen, sodass heute nur noch 260 g übrig sind.[3] Ein Fragment mit einem Gewicht von 39,3 g befindet sich im Besitz des Nationalmuseums für Naturgeschichte, Frankreich.[9]

Zusammensetzung und Klassifikation

Der Meteorit ist einer von mindestens fünf bekannten Meteoriten, die zur Gruppe der CI-Chondrite gehören.[3] Diese Gruppe zeichnet sich durch eine Verteilung chemischer Elemente aus, die derjenigen des Sonnennebels am ähnlichsten ist. Abgesehen von bestimmten flüchtigen Elementen wie Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und den Edelgasen, sind die Anteile der Elemente sehr ähnlich.[10] Der Meteorit enthält unter anderem Cubanit, Dolomit, Forsterit, Pyrrhotit und Zirkon.[11]

Kontroverse um den Ursprung des Lebens

Der Meteorit steht oder stand im Mittelpunkt kontroverser Spekulationen über einen außerirdischen Ursprung des Lebens, seit Jöns Jakob Berzelius in dem Meteoriten organische Stoffe entdeckt hat.[12] Inzwischen wurden in dem Meteoriten organische Verbindungen (darunter Aminosäuren) und Wasser gefunden. Heute wird zwischen organischer und biologischer Materie unterschieden, die letztere ist im Meteoriten jedoch nicht vorhanden.[2]

Literatur

  • Jean-Michel. Faidit: Bicentenaire de la météorite d'Alais. In: L'Astronomie. 120. Jahrgang, 2006, S. 162–165 (französisch).
  • Brian Mason: Meteorites. In: American Scientist. 55. Jahrgang, Nr. 4, Dezember 1967, S. 429–455, JSTOR:27837038 (englisch).

Einzelnachweise

  1. Alais. Auf: Meteoritical Bulletin. Meteoritical Society (englisch).
  2. Ursula B. Marvin: Meteorites in history: an overview from the Renaissance to the 20th century. In: : G. J. H. McCall, A. J. Bowden, R. J. Howarth (Hrsg.): Meteorites in History: An Overview from the Renaissance to the 20th Century The Geological Society, 1. Januar 2006, ISBN 978-1-86239-194-9, S. 15–72; doi:10.1144/GSL.SP.2006.256.01.02 (englisch). Hier: S. 53 f.
  3. Brian Mason: The Carbonaceous Chondrites. In: Space Science Reviews. 1. Jahrgang, Nr. 4, Mai 1963, S. 621–646, doi:10.1007/BF00212446, bibcode:1963SSRv....1..621M (englisch). Hier: S. 621 f.
  4. Revelstoke. In: Meteoritical Bulletin, Meteoritical Society.
  5. Monica M. Grady: Catalogue of Meteorites (MetCat). 5. Auflage. Cambridge, New York, Oakleigh, Madrid, Cape Town, 2000, ISBN 0-521-66303-2, 690 Seiten; Geological Magazine, Band 138, Nr. 2, doi:10.1017/S0016756801294953, Epub: 16. Mai 2001 (Buch, CD und online; englisch).
  6. Sample of Alais – MNHN-GT-2Q444. In: Muséum National d'Histoire Naturelle. Abgerufen am 14. Januar 2024 (englisch).
  7. Meteorites: Alais. In: Smithsonian: National Museum of Natural History. Abgerufen am 14. Januar 2024 (englisch).
  8. G. J. H. McCall, A. J. Bowden, R. J. Howarth: The history of meteoritics – overview. In: G. J. H. McCall, A. J. Bowden, R. J. Howarth (Hrsg.): The History of Meteoritics and Key Meteorite Collections: Fireballs, Falls and Finds, The Geological Society, London, 1. Januar 2006, ISBN 978-1-86239-194-9, S. 1–13; doi:10.1144/GSL.SP.2006.256.01.01 (englisch). Hier: S. 5.
  9. Catherine L. V. Caillet Komorowski: The meteorite collection of the National Museum of Natural History in Paris, France. In: G. J. H. McCall, A. J. Bowden, R. J. Howarth (Hrsg.): The History of Meteoritics and Key Meteorite Collections: Fireballs, Falls and Finds, The Geological Society, Paris (Frankreich), 1. Januar 2006, ISBN 978-1-86239-194-9, S. 163–204; doi:10.1144/GSL.SP.2006.256.01.09 (englisch). Hier S. 192.
  10. Dante S. Lauretta, Harry S. McSween: Meteorites and the Early Solar System Volume II. University of Arizona Press, Tucson 2006, ISBN 978-0-8165-2562-1, doi:10.2307/j.ctv1v7zdmm (englisch). JSTOR:j.ctv1v7zdmm Hier S. 40.
  11. John F. Kerridge, J. Douglas Macdougall, K. Marti: Clues to the origin of sulfide minerals in CI chondrites. In: Earth and Planetary Science Letters. 43. Jahrgang, Nr. 3, Juni 1979, S. 359–367, doi:10.1016/0012-821X(79)90091-8, bibcode:1979E&PSL..43..359K (englisch). Hier S. 360.
  12. Christopher F. Chyba: Extraterrestrial amino acids and terrestrial life. In: Nature. 348. Jahrgang, Nr. 6297, 8. November 1990, S. 113–114, doi:10.1038/348113a0, bibcode:1990Natur.348..113C (englisch). Hier S. 113.
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