Al-Farandsch-Synagoge

Die Farandsch-Synagoge, die „Fränkische Synagoge“ (arabisch كنيس الفرنج, DMG Kanīs al-Faranǧ, hebräisch בית כנסת אלפרנג' oder בית הכנסת אל פרנג') ist eine Synagoge in der syrischen Hauptstadt Damaskus, deren heutige Bausubstanz aus dem 19. Jahrhundert stammt. Sie ist die letzte für Gottesdienste genutzte Synagoge Syriens. Der Name wird auch al-Faranj, al-Franj, al-Firenj, Frenj oder Elfrange transkribiert.

Standort

Die Farandsch-Synagoge befindet sich im jüdischen Viertel von Damaskus zwischen den beiden historischen Anwesen Beit Liniado (بيت لنيادو) und Beit Farhi Muallim (بيت فارحي-المعلّم) an der Ostseite einer kleinen Sackgasse, der al-Fannānīn-Straße (شارع الفناﻨﻴن, „Künstler-Straße“), schräg gegenüber dem am westlichen Ende der Talat-al-Hidschāra-Straße (شارع تلة الحجارة, „Steinhügelchen-Straße“, eine Hauptstraße des Viertels) an deren Südseite befindlichen Hotel Tālīsmān al-Amīn (تاليسمان الأمين).[1][2][3]

Geschichte

Vor der islamischen Eroberung von Damaskus 636 gab es in der Stadt mehrere Synagogen, wie beispielsweise auch dem 9. Kapitel der Apostelgeschichte zu entnehmen ist (Apg 9,2 ). Ibn ʿAsākir berichtet Anfang der 12. Jahrhunderts, dass die Synagogen verfallen oder in Moscheen umgewandelt worden waren.[4] Nach der Eroberung Jerusalems im Ersten Kreuzzug 1099 kamen etwa 50.000 Juden als Flüchtlinge nach Damaskus, doch gibt es in der Altstadt keine Synagogen aus dieser Zeit.[5] Die Farandsch-Synagoge gilt als älteste der im 20. und 21. Jahrhundert noch existierenden Synagogen in der Altstadt von Damaskus. Sie wurde nach der Überlieferung der Juden von Damaskus von sephardischen Juden gegründet, die Ende des 15. Jahrhunderts nach der Reconquista Spaniens als Flüchtlinge nach Damaskus kamen und Judenspanisch sprachen. Das Gotteshaus erhielt den Namen Farandsch (arabisch فرنج, DMG Faranǧ) nach den „Franken“, den Ausländern aus Europa.[6] Es wird von einem zumindest mittelalterlichen Ursprung der Synagoge ausgegangen.[7] Die heutige Bausubstanz der Synagoge stammt jedoch aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.[1] Die beiden größten Auswanderungswellen der Juden aus Syrien gab es nach den Pogromen 1948 nach der Gründung des Staates Israel sowie nach 1992, als die Regierung von Hafiz al-Assad den Juden Syriens die Ausreise gestattete.[8] 2020 lebten laut Recherchen der Journalistin und Fotografin Rania Kataf in Damaskus noch 12 Juden, alle höheren Alters, die 2019 für eine Renovierung der al-Farandsch-Synagoge sorgten.[9][10][11]

Architektur

Die Farandsch-Synagoge ist ein dreischiffiger Hallenbau auf rechteckigem Grundriss, dessen Rundbögen auf steinernen Rundpfeilern ruhen.[12] Die Tore, der Fußboden und die Bima wurden vom 1944 in Damaskus geborenen jüdischen Kunsthandwerker (Kunstschmied, Messingtreiber) Maurice Nseiri gestaltet, der 1992 in die USA auswanderte.[13] Anders als innen ist die Synagoge nach außen bescheiden und ohne religiöse Symbole gestaltet.[14]

Einzelnachweise

  1. Al-Faranj Synagogue. Love Damascus, abgerufen am 30. April 2020.
  2. Al-Franj Synagogue at Damascus, Syria. Diarna.org (Archive), 2015, abgerufen am 14. April 2021.
  3. Handskizze in Memoriam Joseph Elia, Nr. 4: Synagogue France, unmittelbar nordwestlich [der Fassade] von Nr. 8: Maison Moualem (بيت [فارحي-]المعلّم), in: Rania Kataf: Hidden Stories of Damascene Jews. A collection of the cultural memory of the last generation of Jews in Damascus (PDF). Working Paper II, November 2020. S. 15.
  4. Justin Marozzi: Islamic Empires – Fifteen Cities that Define a Civilization. Penguin Books, London 2019. Kapitel 2, 8th Century: Damascus – The Perfumed Paradise (GB, GB).
  5. Raphael Ahren: Community is gone, but Putin claims to help Syrian Jews restore their holy sites. Although no Jews are known to still live in the war-torn country, Russian president says his government is cooperating with Syrian Jews on ‘ongoing basis’. The Times of Israel, 1. November 2019.
  6. Rania Kataf: Hidden Stories of Damascene Jews. A collection of the cultural memory of the last generation of Jews in Damascus. Working Paper II, November 2020. S. 21. The Frenj Synagogue.
  7. Die Frenj-Synagoge – Die letzte funktionierende Synagoge in Damaskus. Online-Ausstellung „Tür an Tür“ ist Teil des Projektes Der Gang der Geschichte(n). Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung gemeinnützige GmbH, Berlin 2020, abgerufen am 13. April 2021.
  8. Andrew England: Damascus gives old Jewish quarter new life. Restoration produces hotels and art studios. The Financial Times, 19. Mai 2010.
  9. Jérôme Lombard: Eine fast verschwundene Gemeinde. Die Fotografin Rania Kataf hat sich mit der Kamera im alten jüdischen Viertel von Damaskus umgesehen. Jüdische Allgemeine, 12. Dezember 2020.
  10. Bilder einer Ausstellung: Tür an Tür – Syrisch-jüdische Geschichte(n). Fotografien von Rania Kataf, kuratiert von Sigrun Drapatz und Tanja Lenuweit, Trailer: Christine Fenzl, Ausstellung: 12.11. – 19.12.2020, SCOTTY Berlin. Video auf Vimeo.
  11. Rania Kataf: Frenj Synagogue in Damascus. Vimeo, Film von Oktober 2019. „The Jewish population in Syria was once the largest in the Arabic-speaking world. Of the formerly approx. 30,000 - 50,000 Jews in all of Syria before the Second World War, only a few remain in 2020. Rachel Kamoo leads Rania Kataf through the Frenj synagogue. The synagogue is being renovated at the time of filming. It is the only synagogue in Damascus that is still in use today. (October 2019).“
  12. Siehe hierzu die Abbildungen und Filmaufnahmen in den zuvor angegebenen Quellen.
  13. Sara Trappler Spielman: Syrian Jewish Artist Maurice Nseiri. Hadassah Magazine, April 2016.
  14. Tomás Alcoverro: La última sinagoga de Damasco. La Vanguardia, 28. Mai 2017.

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