Ahníkov
Ahníkov (deutsch: Hagensdorf) war ein Dorf am Saubach im Bezirk Komotau, Tschechien. Sein Kataster mit einer Fläche von 449,2872 ha[1] ist heute Teil der Gemeinde Málkov.
Ehemalige Lage
Hagensdorf lag südwestlich von Malkau in geringer Entfernung (ca. 1,4 km), kurz vor dem auch abgerissenen Ort Deutsch Kralupp. Auf der Luftlinie Malkau-Hagensdorf-Kralup (ca. 2,5 km) lag der auch abgerissene Ort Sosau (ca. 0,9 km von Malkau) direkt neben Hagensdorf (nordöstlich davon).[2]
Geschichte
Der Ort (mit dem Festen Haus ?) gehörte im Mittelalter zeitweise der Familie von Schönburg (Schumburg) und war Teil eines von zwei Teilen der schönburgischen Herrschaft Preßnitz. Das Schloss Hagensdorf war aus einem mittelalterlichen Festen Haus hervorgegangen[3].
Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 war der Besitz derer von Steinbach (Štampach) 1622 konfisziert wurden. Das mit konfiszierte Gut und Schloss Hagensdorf kauften die Herren von Martinic von der böhmischen Krone.
Ab 1655 kamen die Ländereien um Hagensdorf-Brunnersdorf an den dritten Sohn des Jaroslav Borsitas, Maximilian Valentin. Nach 1678 wurden die Güter Hagensdorf und Brunnersdorf wieder geteilt. Brunnersdorf gehörte dem ältesten Sohn Jaroslav Bernhard, der 1685 ohne Nachfolger starb. Hagensdorf zusammen mit der Burg Hassenstein (Hasištejn) erbte sein jüngerer Bruder Georg Adam, Herr auf Smečno und Slaný.
Nach ihm übernahm 1714 sein ältester Sohn Adolf Bernhard und 1735 Franz Michael die Ländereien. Nach seinem Tod 1773 starb der Brunnersdorfer Zweig der Martinic aus. Das gesamte Gut Brunnersdorf übernahm Franz Karl von Martinic auf Hagensdorf (Ahníkov). Dieser war jedoch ebenfalls der letzte männliche Ahne. Mit ihm starb auch dieser Zweig Martinic-Hagensdorf männlicherseits aus. Nach seinem Tod erbte die Tochter von Franz Michael, Maria Anna Gräfin von Althann die gesamte Herrschaft, die aus 42 Dörfern und Siedlungen bestand. Sie vererbte den Besitz an ihre Tochter Maria Anna Gräfin von Firmian, der 1840 ihr Neffe Karl Friedrich Otto Graf Wolkenstein-Trostburg folgte.
Die Herrschaft Hagensdorf (Ahníkov) wurde 1773 mit Brunnersdorf vereinigt und 1927 aufgelöst.
Die Ortsbewohner trieben Ackerbau und waren zum Großteil auf dem musterhaften herrschaftlichen Gut beschäftigt. Einige arbeiteten in den umliegenden Bergwerken. Hagensdorf war in die Volksschule in Sosau eingemeindet.
Der Ort fiel dem Braunkohlenbergbau zum Opfer.
Über dem Ort Malkov (Malkau) befindet sich am Zugangsweg zu einem Aussichtsturm eine Infotafel zu abgerissenen Orten im hiesigen Braunkohlerevier. Sie zeigt ein historisches Bild des Schlosses Hagensdorf (Stand: 2022)[4].
Ehem. Schloss Hagensdorf
Laut der genannten Wanderkarte von 1939 war das Schloss ein L-förmiger Zweiflügelbau mit an einen Flügel außen angebautem rechteckigem Turm. Es bestand aus Westflügel und dem Nordflügel. An den Nordflügel war außen, also im Norden der Turm angebaut. Da Hagensdorf wohl als Rittersitz entstanden war und fast an der „Hauptstraße des Jahres 1939“ Komotau-Deutsch Kralup-Kaaden lag, dürfte der Rittersitz (späteres Festes Haus) diese wichtige Straße einst kontrolliert und geschützt haben.
Sehenswürdigkeiten
- St. Annen Kapelle wurde 1831 von der Gräfin Firmian erbaut.
- Prachtvoller Mittelbau des im 16. Jahrhundert errichteten Barockschloss mit Lustgarten und dem romantischen Eichenhain des „Kellers“. Dort bestand ein im Jahre 1344 bereits leeres Kloster. Das verfallenene Schloss wurde zusammen mit dem Dorf abgerissen. Wegen seiner historischen und baulichen Bedeutung wurde ein Modell erstellt, das in Chomutov untergebracht ist. Erhaltene Fragmente des bedeutenden Schlossbaues sollen im Tierpark von Chomutov (Podkrušnohorský zoopark Chomutov, „vorerzgebirgischer Zoopark Chomutov“) aufgestellt worden sein.
Persönlichkeiten
- Bernhard Ignaz Borsita Graf von Martinic, († 7. Januar 1685 in Prag), Sohn des Jaroslav Borsita Graf von Martinic, Student in Passau, Ingolstadt, Graz und Rom. Im Jahre 1634 Appelationspräsident, danach Oberstlandrichter und von 1651 bis 1685 Oberstburggraf und Statthalter im Königreich Böhmen. Ritter des Orden vom Goldenen Vlies, Mäzen der Wissenschaften und Förderer der Katholizismus in Böhmen. Stifter der Klöster des Orden der Franziskaner in Horschowitz (Hořovice) und 1648 in Slaný (Schlan). Ansässig auf Hagensdorf (Ahnikov) und Kralup an der Moldau (Kralupy nad Vltavou); in 1. Ehe verheiratet mit Polyxena Holiczky von Sternberg († 1659); in 2. Ehe mit Susanne Polyxena von Dietrichstein aus dem Hause Hollenburg.
Literatur
- Rudolf ANDĚL: a kol. Hrady, zámky a tvrze v Čechách, na Moravě a ve Slezsku – Severní Čechy. Svazek III. Praha: Nakladatelství Svoboda, 1984. 664 s. Kapitola Ahníkov – zámek, s. 21.(Schloss Ahnikov S. 21)
- Emanuel POCHE: Umělecké památky Čech: T/Ž. Svazek IV. Praha: Academia, 1982. 640 s. Kapitola Ahníkov, s. 450. (Schloss Ahnikov S. 450)
- „Wanderkarte Sächsisch-Böhmisches Erzgebirge 1939“ (Reproduktion einer Karte des Erzgebirgs-Verlages), Karte auf deutsch, Titel auch tschechisch, 2015, Michael Schmidt (hrg.)/Radebeul, Sonnenblumen-Verlag Dresden, ISBN 978-3-9815070-9-6 (Hagensdorf westlich von Komotau auf deutschsprachiger Karte von 1939)
- Berni Rula, Svazek 33, Kraj Zatecky I, II, ; Urbar Panstvi Ahnikov (Herrschaft Hagensdorf), Praha 1954; die Literatur ist vorhanden in den staatlichen Archiven: Statni Oblastni Archiv Litomerice sowie im Okresni Archiv Kadan (u. a. Angaben zur Flächengröße von Recice, Nasi und Zasada im Jahre 1655; Teil der Herrschaft Ahnikov)
Einzelnachweise
- http://www.uir.cz/katastralni-uzemi/691003/Ahnikov
- "Wanderkarte Sächsisch-Böhmisches Erzgebirge 1939" (Reproduktion einer Karte des Erzgebirgs-Verlages), Karte auf deutsch, Titel auch tschechisch, 2015, Michael Schmidt (hrg.)/Radebeul, Sonnenblumen-Verlag Dresden, ISBN 978-3-9815070-9-6 (Hagensdorf westlich von Komotau und südwestlich von Malkau)
- Michaela Balášová: Diplomarbeit zum Festen Haus Ahnikov, tschechisch ( Ahníkov (zámek) (okres Chomutov), Zámek stával v zaniklé obci Ahníkov u Málkova mezi Kadaní a Chomutovem. Vlastníky byli např. Martinicové, hraběcí rod Firmianů a Wolkenstein-Trostburkové.)
- Infotafel am Zufahrtsweg zum Aussichtsturm von Málkov u Chomutova, Juni 2022