Constanța
Constanța ([deutsch Konstanza oder Konstanz, auch Constantza, früher Küstendje, türkisch Kustendji, Kustendja, Köstence, Köstendsche, im Altertum Tomoi oder Tomis und in der Spätantike Constantiana) ist eine Hafenstadt in Rumänien am Schwarzen Meer. Mit 263.688 Einwohnern[1] war sie 2021 die viertgrößte Stadt des Landes und Sitz des gleichnamigen Kreises.
]; ;Constanța | |||||
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Basisdaten | |||||
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Staat: | Rumänien | ||||
Historische Region: | Dobrudscha | ||||
Kreis: | Constanța | ||||
Koordinaten: | 44° 11′ N, 28° 39′ O | ||||
Zeitzone: | OEZ (UTC+2) | ||||
Höhe: | 28 m | ||||
Fläche: | 121,66 km² | ||||
Einwohner: | 263.688 (1. Dezember 2021[1]) | ||||
Bevölkerungsdichte: | 2.167 Einwohner je km² | ||||
Postleitzahl: | RO–900xxx | ||||
Telefonvorwahl: | (+40) 02 41 | ||||
Kfz-Kennzeichen: | CT | ||||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2020[2]) | |||||
Gemeindeart: | Munizipium | ||||
Gliederung: | Constanța, Mamaia | ||||
Oberbürgermeister: | Vergil Chițac (PNL) | ||||
Postanschrift: | Bulevardul Tomis, nr. 51 loc. Constanța, jud. Constanța, RO–900725 | ||||
Website: |
Geschichte
Constanța wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. von Griechen aus der ionischen Mutterstadt Milet (in Kleinasien) als Tomoi (Τόμοι) gegründet, eine später römische Stadt (Tomi), in der auch der aus Rom verbannte Dichter Ovid ab 8 n. Chr. lebte und um das Jahr 17 starb. Zeitweise stand sie unter dakischer, skythischer und keltischer Herrschaft. Unter dem römischen Kaiser Konstantin I. wurde die Stadt zu Ehren seiner Schwester in Constantiana umbenannt und war eine wichtige Metropole. Später teilte die Stadt das Schicksal der römischen Balkanprovinzen.
Im Winter 597/598 diente die Stadt dem oströmischen Feldherrn Priskos als Winterlager. Dort griffen ihn die Awaren überraschend an und kesselten die Stadt ein. Sie beendeten die mehrmonatige Belagerung erst beim Herannahen eines römischen Heeres unter dem Feldherren Komentiolos (→ Balkanfeldzüge des Maurikios). 679 wurde Constanța von den Bulgaren in Besitz genommen und blieb bis 1385 unter ihrer Herrschaft (unterbrochen von 971 bis 1186 durch die byzantinische Rückeroberung). Sie fiel 1420 an das Osmanische Reich, nachdem sie für einige Jahrzehnte zum Fürstentum Walachei gehört hatte. 1878 wurde Constanța im Rahmen des Berliner Kongresses als Teil der Norddobrudscha Rumänien zugeschlagen.
Im Ersten Weltkrieg wurde Constanța von den Mittelmächten besetzt. Im Mai 1918 wurde im Frieden von Bukarest vereinbart, dass es bei Rumänien bleiben sollte. 1918 wurde die Stadt von den Alliierten endgültig befreit. In der Zwischenkriegszeit avancierte sie zum wichtigsten Handelszentrum Rumäniens. Ab den 1930er Jahren lief über die Hälfte der nationalen Exporte über den Hafen von Constanța. Mitte 1940 annektierte die Sowjetunion Gebiete in Rumänien und installierte dort die Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik; dadurch wurde die Schwarzmeerküste Rumäniens kleiner und Rumänien verlor die Hafenstadt Belgorod. Auch Bulgarien annektierte ein Gebiet an der Schwarzmeerküste.[3] Dadurch wuchs die Bedeutung des Hafens Constanta für Rumänien.
Bevölkerung
Constanța ist neben Medgidia und Babadag das Zentrum der türkischen und tatarischen Minderheit Rumäniens sowie des Islam in Rumänien, der von der turko-tatarischen Minderheit geprägt wird. 6 % der Stadtbevölkerung ist muslimisch. Daneben gibt es auch eine kürzlich eingewanderte arabische Minderheit, die in Constanța eine Schule mit arabischer und englischer Unterrichtssprache betreibt. Die türkische weiterführende Schule ist in Medgidia.
1853 lebten erst 5204 Menschen in der Stadt; darunter stellten die Tataren (36 %) und Griechen (30 %) die Mehrheit. Nur 5 % waren Rumänen.[4] In der Folge nahm die Einwohnerzahl stetig zu, gleichzeitig stieg der Anteil der Rumänen. 1930 lebten ca. 59.000 Menschen in der Stadt, darunter ca. 1450 Deutsche.[5]
In den späten 1950er Jahren wurde die Zahl von 100.000 Bewohnern erreicht. 1992 registrierte man mit 350.581 die maximale Einwohnerzahl, die seitdem wieder deutlich rückläufig ist. Bei der Volkszählung 2002 lebten in Constanța noch 310.471 Menschen, darunter etwa 286.000 Rumänen, je 9000 Türken und Tataren, 3000 Roma, 900 Russen bzw. Lipowaner, 500 Griechen, je 400 Ungarn und Armenier und 200 Deutsche.[6]
Wirtschaft und Verkehr
Hafen
Unmittelbar südlich von Constanța befindet sich der neue Großhafen Agigea am Ausgang des Donau-Schwarzmeer-Kanales. Somit hat Constanța eine direkte Verbindung zur Donau und den mitteleuropäischen Hafenstädten. Der Main-Donau-Kanal ermöglicht zudem, dass die Schifffahrtsroute Constanța–Rotterdam einen ununterbrochenen Wasserweg zwischen dem Schwarzen Meer und der Nordsee darstellt. Zudem ist Rotterdam eine wichtige Partnerstadt von Constanța. Das Containerterminal im Hafen von Constanța wird seit 2003 von DP World Constanța betrieben, einem Tochterunternehmen der DP World. Die Konzession dazu wurde 2019 bis zum Jahr 2049 verlängert.[7] Die geplante Öl-Pipeline PEOP (Pan European Oil Pipeline) von Constanța nach Triest sollte ursprünglich 2012 in Betrieb gehen; seit 2010 sind Planung und Bau gestoppt.
Constanța war 2008 bereits der größte Hafen am Schwarzen Meer.[8] Im Jahr 2016 wurden 46 Mio. t Güter umgeschlagen. Dabei beförderten Binnenschiffe rund 13,2 Mio. t über die Donau.[9] Rumänien sperrte am 17. April 2022, fast acht Wochen nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine, den Hafen Constanța für russische Schiffe.[10] Der Hafen hat durch diesen Krieg an Bedeutung gewonnen.[11][12]
Verkehr
Nach Bukarest besteht eine Autobahn- und Eisenbahnverbindung, zu letzterer gehören neben dem Personenbahnhof Constanța als größte Bahnhöfe der Rangierbahnhof Palas und ein weiterer Rangierbahnhof für den Hafen. Ferner befinden sich dort die Badeorte Techirghiol, Mamaia, Eforie Nord, Eforie Sud und der internationale Flughafen Aeroportul Internațional Mihail Kogălniceanu.
Der öffentliche Stadtverkehr wird mittlerweile komplett von Omnibussen bedient, die von der Regia Autonomă de Transport Constanța (RATC) betrieben werden und als Markenzeichen überwiegend Pink lackiert sind. Sie verkehren bis 23 Uhr in einem dichten Takt, Einzelfahrkarten erhält man bei den Kiosken und Mehrfahrtenkarten an den kleinen RATC-Verkaufsstellen an größeren Knotenpunkten. Die Regionalverbindungen in angrenzende Städte wie Năvodari werden durch Kleinbusse (circa 20 Sitzplätze, sog. Minibus) der Grup Media Sud, die ohne festen Fahrplan verkehren, angeboten. Die erst 1984 in Betrieb genommene Straßenbahn Constanța wurde im November 2008 stillgelegt, sie bestand zuletzt nur noch aus der Linie 100 (Gară – Sat de Vacanța; in der Nähe des Ortseingangs von Mamaia). 2010 wurde schließlich auch der 1959 eröffnete Oberleitungsbus Constanța aufgegeben, der zuletzt nur noch aus der regulären Linie 48 und der gestrichenen Linie 48b bestand.
Außerdem beginnen und enden in Constanța einige nationale Fernbusverkehrslinien.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Das sehenswerte Casino Constanța (Cazinoul) wurde 1910 errichtet,[13] 1986 renoviert und steht heute unter Denkmalschutz.[14] Nach 1990 verfiel das Gebäude[15] und nach langem Hin-und-her und zahlreichen Anläufen gibt es seit Dezember 2019 einen Instandsetzungs- und Sanierungsvertrag, dessen auf 27 Monate veranschlagte Arbeiten am 15. Januar 2020 begannen.[16] Seit Ende des Jahres 2013 verfügt die Hafenstadt über einen sanierten Fußgängerbereich im Stadtzentrum, der sich um den Ovidiu-Platz ausbreitet.
Wichtige Sehenswürdigkeiten in dieser Gegend sind:
- Natur
- Aquarium
- Delphinarium mit Kleintierzoo und Parkanlage um einen kleinen See (als Kombiticket)
- Geschichte
- Archäologisches Museum (Jugendstilbau)
- Mosaikmuseum (Handelshaus mit römischem Fußbodenmosaik)
- Griechische und römische Ruinen (Basiliken, kaiserliche Nekropolen)
- Leuchtturm aus dem 13. Jahrhundert
- Volkskundemuseum (es werden reich bestickte Trachten aus verschiedenen Teilen Rumäniens gezeigt.)
- Religion
- Byzantinische Basilika
- Carol-I.-Moschee
- Musik
- Nationaltheater
- Oper
- Philharmonie
- Bildende Kunst / Architektur
- Ovid-Denkmal vor dem Geschichts- und Archäologie-Museum
- Skulpturensammlung des Künstlers Ion Jalea
- Kunstmuseum Constanța (einheimische Künstler, Gemälde und Skulpturen)
- Casino
- Technik
- Marinemuseum
- Planetarium
Sport
Der FC Viitorul Constanța spielt seit 2012 in der höchsten rumänischen Fußballliga. Führend im rumänischen Sport sind auch HCM Constanța im Handball und CVM Tomis Constanța im Volleyball.
Partnerstädte
Die Stadt Constanța nennt folgende Städte als Partnerstädte:[17]
* Mit diesen Städten bestehen Absichtserklärungen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
Ehrenbürger
- Seit 2015: Elizabeta Samara (* 1989), Tischtennis-Spielerin
Klimatabelle
Constanța | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Constanța
Quelle: wetterkontor.de |
Siehe auch
- Roman Die letzte Welt von Christoph Ransmayr. Die Stadt Constanța (Tomoi/Tomis/Tomi) spielt in diesem Roman eine zentrale Rolle.
Literatur
- Karl Georg Brandis: Constantiana. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IV,1, Stuttgart 1900, Sp. 959 f.
Weblinks
- Homepage der Stadt Constanța auf rumänisch/englisch
- Rundgang durch Constanța auf capper-online.de
- Detaillierte Landkarte von Constanța
- Homepage des Rathauses von Constanța, Homepage des Rathauses von Constanța (auf Englisch) (Memento vom 24. November 2009 im Internet Archive)
- 96 Bilder aus der Stadt (Memento vom 19. April 2010 im Internet Archive)
- Einige Bilder von Sehenswürdigkeiten in Constanța (Memento vom 6. August 2009 im Internet Archive)
- Thomas Schares: Konstanza/Constanţa. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2012
Einzelnachweise
- Volkszählung 2021 in Rumänien bei citypopulation.de.
- Angaben bei prezenta.roaep.ro, abgerufen am 10. März 2021 (rumänisch).
- siehe Geschichte Rumäniens#Zweiter Weltkrieg
- Robert Stănciugel, Liliana Monica Bălașa: Dobrogea în Secolele VII–XIX, Evoluție istorică, Bukarest 2005, ISBN 973-86782-3-4, S. 202.
- Karte der Volkszählung 1930, abgerufen am 5. August 2009.
- Volkszählung 2002, abgerufen am 5. August 2009.
- Wolfhart Fabarius: DP World verlängert mit Hafen Constanta. In: Täglicher Hafenbericht vom 21. März 2019, S. 13
- In diesen europäischen Ländern lohnen Investitionen (Memento vom 22. November 2008 im Internet Archive).
- Peter Kleinort: Mehr Umschlag in Constantza. In: Täglicher Hafenbericht vom 23. Januar 2017, S. 4
- Zeit Online: Angriffe auf ukrainische Großstädte, gesperrte Häfen – der Überblick. zeit.de, 17. April 2022, abgerufen am 30. November 2022.
- Andreas Mihm: Auf der eisernen Seidenstraße an Russland vorbei. wochentlich.de, 30. November 2022, abgerufen am 5. August 2023.
- Andreas Mihm: Russlands Drohung verpufft im Donaudelta. faz.net, 2. August 2023, abgerufen am 5. August 2023.
- Bilder zur Geschichte des Casinos (Memento des vom 9. Juli 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei adevarul.ro.
- Liste historischer Denkmäler des rumänischen Kulturministeriums, 2010 aktualisiert (rumänisch; PDF; 7,10 MB)
- All bets are off: Inside the haunting remains of Romania's crumbling ghost casino bei dailymail.co.uk, 5. Juli 2015, abgerufen am 8. Juli 2015 – Bildbericht mit Video.
- Restoration works kick off at Romania's Constanta casino vom 16. Januar 2020 auf romania-insider.com, abgerufen am 6. Mai 2020.
- Website Constanța – Oraşe infrăţite, abgerufen am 14. März 2017