Adrian Ursache

Adrian Virgil Ursache (* 1. November 1974 in Rumänien) ist ein deutscher Aktivist der Reichsbürgerbewegung. Er wurde 1998 zum Mister Germany gewählt, war anschließend als Unternehmer tätig und wandte sich 2014 der Reichsbürgerbewegung zu. 2016 verletzte er bei einem Schusswechsel einen Polizisten, wofür er 2019 wegen versuchten Mordes zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt wurde.

Leben

Adrian Ursache begann in Câmpulung Moldovenesc eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker und setzte diese in Deutschland fort. Anschließend leistete er 1997 und 1998 in Berlin seinen Zivildienst durch die Betreuung Schwerbehinderter ab. 1998 wurde er dort zum „Mister Germany“ gewählt. In dieser Zeit konvertierte Ursache zum Islam, um seine damalige Verlobte Yasemin Mansoor, eine ehemalige Miss Germany, heiraten zu können.[1]

Später absolvierte Adrian Ursache an der Hochschule Anhalt ein Studium der Fachrichtung International Trade, das er als Executive Master of Business Administration abschloss. Nach dem Studium arbeitete er im Vertrieb verschiedener Mobilfunkunternehmen. Anschließend stieg er als Gesellschafter und Investor in die Solarbranche ein und gründete später die Dima Da Energie GmbH.

2003 heiratete Ursache die Schönheitskönigin Sandra Hoffmann.[2] Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor.[3] 2019 berichtete die Bild-Zeitung, dass sich das Paar getrennt habe.[4]

Eskalierte Zwangsräumung

Im Jahr 2014 gründete Adrian Ursache auf seinem und dem Grundstück seiner Schwiegereltern in Reuden den Scheinstaat „Ur“ und machte sich damit die Ideologie der Reichsbürgerbewegung zu eigen.[5] Ursache selbst bestreitet allerdings, ein „Reichsbürger“ zu sein.[6] Weil er sich weigerte, einer Vielzahl an staatlichen und privaten Zahlungsaufforderungen in Höhe von insgesamt rund 150.000 Euro nachzukommen, wurde sein Grundstück zwangsversteigert. Den wiederholten Aufforderungen zur Räumung des Geländes kam er nicht nach. Deswegen beantragte der neue Eigentümer beim Amtsgericht Zeitz die Zwangsräumung.[7]

In der Folge wurde die Räumung des Grundstücks durch einen Gerichtsvollzieher angesetzt. Eine Woche vor der Zwangsräumung stellte Ursache ein Video ins Internet, in dem er persönliche Daten des Gerichtsvollziehers preisgab und damit drohte „jeden abzuschlachten“, der es wagen sollte, seinen Staat zum Zwecke der Zwangsräumung zu betreten. Der Gerichtsvollzieher stand daraufhin unter Polizeischutz.[8]

Nachdem ein erster Räumungsversuch am Vortag gescheitert war, weil sich Dutzende Sympathisanten und Familienangehörige Ursaches auf dem Grundstück versammelt hatten, leistete die Polizei Sachsen-Anhalt den Vollzugsbeamten Amtshilfe und rückte am 25. August 2016 mit zwei Hundertschaften nach Reuden aus, darunter ein Spezialeinsatzkommando.[9] Bei der Räumung kam es zu einem Schusswechsel.[10] Adrian Ursache schoss mit einem Revolver einem Beamten ins Gesicht. Das Geschoss prallte an dessen Helmvisier ab und verletzte den Polizisten am Hals.[11] Ursache wurde niedergeschossen und schwer verletzt ins Universitätsklinikum Leipzig geflogen.[12] Einer Polizeisprecherin zufolge wurden Polizisten von den Anhängern Ursaches unter anderem mit Pflastersteinen beworfen.[13][14] Zu seinen Unterstützern gehörte damals auch Wolfgang Plan, der wenig später bei einem Polizeieinsatz in seinem Haus in Georgensgmünd einen SEK-Beamten erschoss.[15]

Prozess

Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen Ursache zunächst wegen versuchten Totschlags[16] und erhob gegen ihn im April 2017 Anklage wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie Verstößen gegen das Waffengesetz.[17] Die Ermittlungen dazu, wer den ersten Schuss abgegeben hat, waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen.[18]

Das Verfahren wegen versuchten Mordes wurde am 9. Oktober 2017 vor dem Landgericht Halle eröffnet.[19] Nachdem Ursache unaufhörlich die Verhandlung gestört hatte, forderte der vorsitzende Richter ein psychiatrisches Gutachten durch einen anwesenden Sachverständigen an, um dessen Verhandlungsfähigkeit zu klären.[20] Im Verlauf des Prozesses trat der Anwalt Martin Kohlmann als dritter Verteidiger Ursaches den beiden Pflichtverteidigern hinzu.[21] Am 17. April 2019 wurde Ursache wegen versuchten Mordes, Körperverletzung, Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte sowie unerlaubten Besitzes einer Schusswaffe und Munition zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt.[22] Die Revision wurde am 7. Mai 2020 vom Bundesgerichtshof verworfen. Das Urteil ist somit rechtskräftig.[23]

Fernsehauftritte

Einzelnachweise

  1. Meike Bruhns: Von Ursache und Wirkung. In: berliner-zeitung.de. 16. Januar 1998, abgerufen am 10. Dezember 2019.
  2. Torsten Gerbank: Hochzeit am Nordseestrand – Miss Germany sagt doppelt ja. In: Mitteldeutsche Zeitung. 27. Juni 2003, abgerufen am 12. Mai 2020.
  3. Das Supertreffen der Ex-Misses (Memento vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today), ineskuba.de, 2005.
  4. Thilo Scholtyseck: Miss und Mister Germany: Liebes-Aus beim Haftbesuch. In: bild.de. 9. Februar 2019, abgerufen am 12. Mai 2020.
  5. Ehemaliger „Mister Germany“ durch SEK-Schüsse schwer verletzt. Mitteldeutscher Rundfunk, 25. August 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. August 2016; abgerufen am 26. August 2016.
  6. Ehemaliger Mister Germany zu sieben Jahren Haft verurteilt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17. April 2019, abgerufen am 20. April 2019.
  7. Zwangsräumung in Reuden: Gerichtsvollzieher handelte korrekt. Pressemitteilung des Landerichts Halle. In: lg-hal.sachsen-anhalt.de. 2. September 2016, abgerufen am 19. Januar 2023.
  8. Thorsten Gerbank: Fall Adrian Ursache: Morddrohungen gegen den Gerichtsvollzieher. In: Mitteldeutsche Zeitung. 10. November 2016, abgerufen am 24. Mai 2020.
  9. Adrian Ursache – Haftbefehl nach Schießerei bei Zwangsräumung. In: Focus Online. 29. August 2016, abgerufen am 21. April 2019.
  10. Torsten Gerbank: Schüsse bei Räumungsversuch: Polizeieinsatz im „Königreich Ur“ eskaliert. In: Mitteldeutsche Zeitung vom 25. August 2016.
  11. Der Fall Adrian Ursache: Wie aus „Mister Germany“ ein Reichsbürger wurde. In: stern.de. 14. Dezember 2016, archiviert vom Original am 7. Mai 2017; abgerufen am 26. Februar 2018.
  12. Universitätsklinikum Leipzig bestätigt: Adrian Ursache ist außer Lebensgefahr. In: Mitteldeutsche Zeitung. 16. August 2016, abgerufen am 24. Mai 2020.
  13. Zwangsräumung – Ex-Schönheitskönig schießt auf SEK. In: sueddeutsche.de. 25. August 2016, abgerufen am 10. März 2021.
  14. Zwangsräumung in Sachsen-Anhalt: Ex-Mister Germany von SEK angeschossen. In: Spiegel Online vom 25. August 2016.
  15. Volker Schreck: Mutmaßlicher Polizistenmörder Wolfgang P. hatte Kontakte zu „Reichsbürger“ Adrian Ursache/Vernetzung der Szene vermutlich größer als bisher angenommen. In: rbb-online.de. 29. November 2016, abgerufen am 7. November 2020.
  16. Schießerei bei Zwangsräumung in Sachsen-Anhalt. In: handelsblatt.com. 25. August 2016, archiviert vom Original am 26. August 2016; abgerufen am 19. August 2021.
  17. Adrian Ursache: Ex-„Mister Germany“ wegen versuchten Mordes angeklagt. In: Berliner Zeitung vom 5. Juni 2017.
  18. Torsten Gerbank: Nach Schusswechsel in Reuden Adrian Ursache in Haftkrankenhaus verlegt. In: Mitteldeutsche Zeitung vom 30. August 2016.
  19. Anklage wegen versuchten Mordes – Prozess gegen „Reichsbürger“ beginnt. In: mdr.de. 8. Oktober 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Oktober 2017; abgerufen am 7. Mai 2021.
  20. Steffen Könau: Adrian Ursache vor Gericht: Ex-Mister-Germany torpediert den Prozess. In: Mitteldeutsche Zeitung. 13. Oktober 2017, abgerufen am 11. Juli 2018.
  21. Steffen Könau: Prozess gegen Adrian Ursache – Krieg auf der Verteidigerbank. In: mz.de. 19. Oktober 2017, abgerufen am 11. Juli 2018.
  22. Steffen Könau: Adrian Ursache: Urteil gefallen – Reichsbürger und Ex-Mister Germany muss sieben Jahren in Haft. In: Mitteldeutsche Zeitung. 17. April 2019, abgerufen am 26. August 2021.
  23. Urteil gegen ehemaligen „Mister-Germany“ wegen versuchten Mordes u.a. rechtskräftig – Pressemitteilung Nr. 061/2020. In: bundesgerichtshof.de. 18. Mai 2020, abgerufen am 24. Mai 2020.
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