Adolf von Garßen

Adolf von Garßen (* 30. Oktober 1885 in Goslar; † 4. Januar 1946 im Internierungslager Vilvoorde bei Brüssel) war ein deutscher Richter und von 1932 bis 1945 Präsident des Oberlandesgerichts Celle.

Leben

Sein Vater Georg von Garßen (1852–1923) war Bürgermeister in Goslar. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, in dem v. Garßen als Oberleutnant gedient hatte, wurde er in verschiedenen richterlichen Funktionen in Hannover tätig, ehe er im Mai 1921 als Ministerialrat in das Preußische Justizministerium wechselte. Er war dort als Personalreferent auch für den Oberlandesgerichtsbezirk Celle tätig. Während seines Studiums wurde er Mitglied der Akademischen Verbindung Zaringia Freiburg.[1]

Im März 1932 wurde er zum Präsidenten des Oberlandesgericht Celle ernannt. Er war einer von zwei Präsidenten reichsweit, die 1933 ihre Stellung behielten. Zum 1. Mai 1933 trat er in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 2.624.517)[2] und war Mitglied des RDB und des BNSDJ. Garßen hat nach Rüping nationalsozialistische „Inhalte für die Justizverwaltung mit umgesetzt, durch weitgehende Akzeptanz seine Ziele mitgetragen und bleibt in dieser Hinsicht verantwortlich“, wie die Behandlung des Senatspräsidenten Richard Katzenstein (1878–1942)[3] oder des Oberlandesgerichtsrats Julius Sautter (1878–)[4] zeigen.

In seiner Eigenschaft als Oberlandesgerichtspräsident nahm Garßen an der Tagung der höchsten Juristen des Deutschen Reiches am 23. und 24. April 1941 in Berlin teil, bei der Viktor Brack und Werner Heyde über die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ in den Gaskammern der Aktion T4 informierten.[5]

Am 12. April 1945 wurde er durch die Britischen Militärbehörden inhaftiert, da eine Mitverantwortung für das Konzentrationslager Bergen-Belsen angenommen wurde.[6] Er starb 1946 im Feldlazarett.

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-10-039309-0, S. 174.
  • Hinrich Rüping: Garßen, Adolf v. In: Joachim Rückert, Jürgen Vortmann: Niedersächsische Juristen. Göttingen 2003, ISBN 3-525-18241-4, S. 283 ff.
  • Ulrich Hamann: Das Oberlandesgericht Celle im Dritten Reich. Justizverwaltung und Personalwesen, in: Hans-Harald Franzki (Hrsg.): Festschrift zum 275jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Celle. Celle 1986, S. 146 ff.
  • Acta Borussica – Neue Folge. 1. Reihe: Jürgen Kocka, Wolfgang Neugebauer (Hrsg.): Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38.
  • Katrin Rieke: Karl Peter Adolf von Garßen. In: Norbert Steinau (Red.): 300 Jahre Oberlandesgericht Celle. Dokumentation der Ausstellung im Bomann-Museum Celle vom 16. September 2011 bis 18. März 2012. Bomann-Museum / Oberlandesgericht Celle, 2012, ISBN 978-3-925902-85-7, S. 72.

Aufsätze

  • Matthias Blazek: Als Antisemit am Celler Gericht – OLG-Präsident Adolf von Garßen muss 1934 zweimal auf Hitler vereidigt werden. Sachsenspiegel, Cellesche Zeitung vom 9. März 2024.
  • Wanderausstellung des Niedersächsischen Justizministeriums „Justiz im Nationalsozialismus – Über Verbrechen im Namen des Volkes -“ Dokumentation zum Sonderteil Celle: Lebenslauf Adolf v. Garßen.

Einzelnachweise

  1. Der Schwarze Ring. Mitgliederverzeichnis. Darmstadt 1930, S. 63.
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/10331670
  3. Vortrag von Brigitte Streich am 2. August 2001 im Oberlandesgericht Celle, auf der Webseite des Vereins zur Förderung politischer Literatur e.V.: Celle im Nationalsozialismus – Ein historischer Stadtrundgang: celle-im-ns.de, abgerufen am 12. März 2021.
  4. Webseite des Vereins zur Förderung politischer Literatur e.V.: Celle im Nationalsozialismus – Ein historischer Stadtrundgang celle-im-ns.de, abgerufen am 12. März 2021.
  5. Zur Umsetzung durch Garßen im OLG-Bezirk, vgl. Raimond Reiter: Hitlers Geheimpolitik. Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-631-58146-9, S. 116 ff.
  6. Elmar Schürmann: Geschichtliche Entwicklung in den ehemals preußischen Gebieten Landgerichtsbezirke Aurich und Osnabrück. In: Rechtsanwaltskammer Oldenburg (Hrsg.): Anwalt ohne Recht – Schicksale jüdischer Rechtsanwälte im Bezirk des heutigen Oberlandesgerichts Oldenburg. 2007, S. 34.
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