Adolf Gusserow
Adolf Ludwig Sigismund Gusserow (* 8. Juli 1836 in Berlin; † 6. Februar 1906 ebenda) war ein deutscher Gynäkologe.
Leben
Gusserow studierte Medizin an den Universitäten Berlin, Würzburg und Prag. 1859 wurde er promoviert, die Habilitation erfolgte 1864 an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Anschließend wurde er dort Privatdozent.
Gusserow war ab 1866 ordentlicher Professor an der Universität Utrecht, wechselte aber schon 1867 an die Hochschule Zürich, wo er 1870/71 als Rektor amtierte. 1872 wurde er Professor an der Universität Straßburg und 1878 Ordinarius für Geburtshilfe an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. 1880 heiratete er Clara Oppenheim (1861–1944), jüngste Tochter des Juristen Otto Georg Oppenheim, mütterlicherseits Enkelin des Bankiers Alexander Mendelssohn und Ur-Urenkelin des Kaufmanns und Philosophen Moses Mendelssohn.[1]
1870 beschrieb Gusserow als Erster den selteneren Typ eines Gebärmutterhalskrebses, das Adenokarzinom (Adenoma malignum). Er veröffentlichte die Erkenntnisse in seiner Arbeit Ueber Sarcome des Uterus.
1882 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.[2] Zusammen mit Christian Gerhard Leopold war Gusserow Herausgeber der Zeitschrift Archiv für Gynäkologie.
Zu seinen Schülern gehörten Alfred Dührssen (1862–1933) und Paul Zweifel (1848–1927).
Adolf Gusserow starb am 6. Februar 1906 unerwartet im Alter von 69 Jahren in Berlin.[3] Beigesetzt wurde er auf dem dortigen Dreifaltigkeitsfriedhof I vor dem Halleschen Tor. In der erhaltenen Gittergrabanlage dient ein gesockelter Obelisk aus schwarzem Granit als Grabstein.[4]
Werke
- Geburtshülfe und Gynäkologie in Großbritannien – Ein Reisebericht. in der Google-Buchsuche Engelhardt, Leipzig 1864.
- Ueber Sarcome des Uterus. In: Arch Gynecol Obstet. 1 (1870), S. 240–251. doi:10.1007/BF01814006
- Zur Lehre vom Stoffwechsel des Foetus. Engelhardt, Leipzig 1872.
- Über Menstruation und Dysmenorrhoe. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1874.
- Die Neubildungen des Uterus. Enke, Stuttgart 1886. (Reprint: Vdm Verlag Dr. Müller, 2007, ISBN 978-3-8364-1464-7)
Literatur
- J. Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin/Wien 1901, S. 660–661.
- W. Nagel: Adolf Gusserow (1836–1906). In: BJOG. 9 (2005), S. 385–386. doi:10.1111/j.1471-0528.1906.tb09001.x
- A. Hegar: Das Sarcom des Uterus. In: Arch Gynecol Obstet. 2 (1871), S. 29–47. doi:10.1007/BF01680047
- K. Ishii u. a.: Cytologic and Cytochemical features of Adenoma Malignum of the Uterine Cervix. In: Cancer Cytopathology. 87 (2000), S. 245–253. doi:10.1002/(SICI)1097-0142(19991025)87:5<245::AID-CNCR2>3.0.CO;2-0
- A. Ebert, W. Pritze: Adolf Gusserow (1836–1906), founding of the 2d University Gynecologic Clinic of the Charité and the Berlin Society of Obstetrics and Gynecology. In: Zentralbl Gynakol. 115, 1993, S. 181–187. PMID 8503238
Weblinks
- Literatur von und über Adolf Gusserow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie im Katalog der wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität zu Berlin
- Porträt in der Porträtsammlung Berliner Hochschullehrer der Humboldt-Universität zu Berlin
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von Adolf Gusserow an der Universität Zürich (Wintersemester 1867 bis Sommersemester 1872)
Einzelnachweise
- Stammbaum Moses "Dessau" Mendelssohn (Memento vom 19. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
- Mitgliedseintrag von Adolf Gusserow bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 6. Juli 2022.
- Professor Dr. Adolf Gusserow †. In: Berliner Tageblatt, 7. Februar 1906, Abend-Ausgabe, S. 2.
- Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 225.