Adobe Director

Adobe Director (zuvor: Macromedia Director) ist ein Autorensystem zum Erstellen komplexer, interaktiver, multimedialer Internet-, DVD-, CD-ROM- und Kiosk-Anwendungen. Es verfügt über die individuelle objektorientierte Programmiersprache Lingo (und JavaScript) und integriert eine Vielzahl verfügbarer Medien.

Adobe Director
Basisdaten
Entwickler Adobe Inc.
(zuvor Macromedia)
Aktuelle Version 12
(11. Februar 2013)
Betriebssystem Windows, macOS
Kategorie Autorensystem
Lizenz proprietär
deutschsprachig ja
Adobe Director

Am 27. Januar 2017 verkündete Adobe, dass Director ab dem 1. Februar 2017 nicht weiter verkauft wird.[1]

Allgemeine Beschreibung

Mit Director kann man Programme für Windows und macOS erzeugen (Cross-Plattform-Entwicklung). Diese Director-Anwendungen können auch als ».DCR« über das Internet gestreamt oder zur Offline-Nutzung heruntergeladen werden und plattformunabhängig in Webbrowsern genutzt werden, die das kostenlose Shockwave-Plug-in installiert haben. Dieses Browser-Plug-in hat laut Adobe[2] eine Verbreitung von 406 Millionen Installationen (Stand 12/07).

Director kann komfortabel eine Fülle audiovisueller Medientypen integrieren, darunter Flashfilme. Im Gegensatz zu Authoring-Programmen wie Adobe Flash bietet Director die Möglichkeit, echte 3D-Objekte zu importieren und in Echtzeit zu steuern. Die im Internet immer hochwertiger angebotenen 3D-Spiele und -Anwendungen werden in der Regel mit Director realisiert, und zwar als Shockwave 3D. Mit Director können auch interaktive »Enhanced DVDs« erstellt werden. Dabei greift Director vom DVD-ROM-Teil einer hybriden DVD auf den Video-DVD-Teil zu und kann damit MPEG-2-Videos in der für den Computer bestimmten interaktiven Anwendung darbieten. Ebenso können über den Export in das Shockwave-Format Video-DVD-Inhalte im Browser mit Online-Informationen verknüpft werden.

Viele Audio-CDs besitzen auch einen Datenteil, der – in einen PC eingelegt – die Audio-CD in ein Multimedia-Produkt verwandelt. Solche erweiterten Funktionen werden ebenfalls sehr oft mit Director entwickelt.

Der immense Funktionsumfang kann durch Zusatzmodule erweitert werden. Diese Zusatzmodule werden Xtras genannt. Es gibt sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Xtras. Sie können den Funktionsumfang der Programmiersprache Lingo erweitern, weitere Medientypen (beispielsweise PDF, QuickTime, Datenbanken, Photoshop-Bilddateien) verfügbar machen oder z. B. Zugriff und Steuerung von speziellen Geräten ermöglichen. Darüber hinaus gibt es Xtras, die den Funktionsumfang der Entwicklungsumgebung erweitern. Xtras können unter anderem in der Programmiersprache C++ entwickelt werden; schon in der Grundversion umfasst Director zahlreiche Xtras. Durch diesen modularen Aufbau ist die Dateigröße der Directorprogramme nur so groß wie für den Anwendungsfall nötig.

Director ist nach wie vor das Standardtool zur Erstellung multimedialer Kiosk-, CD-ROM- und DVD-Anwendungen. Es wurde früher für die Postproduktion beim Film eingesetzt und ist heute in Kombination mit dem Programm Flash ein mächtiges Werkzeug, um anspruchsvolle on- und offline Multimediaprogramme zu erstellen. Ein großer, bislang nicht erreichbarer Vorteil von Director im Vergleich zu Flash ist wie erwähnt die Möglichkeit, Echtzeit-3D-Elemente zu integrieren.

Geschichte

Das Unternehmen MacroMind wurde 1984 von Marc Canter, Jay Fenton und Mark Pierce gegründet. Diese entwickelte für den Apple Macintosh die Animationssoftware VideoWorks, welche zwei Versionen später in Director umbenannt wurde. Durch den Zusammenschluss mit der Firma Authorware entstand Macromedia.

Unter dem Dach von Macromedia wurde Director bis zum Dezember 2005 kontinuierlich weiterentwickelt. Im Dezember 2005 wurde Macromedia von Adobe Inc. komplett übernommen. Director erschien auch dort im Produktportfolio, bis der Verkauf am 1. Februar 2017 eingestellt wurde.[1]

Unterstützte Medienformate

Director ermöglicht unter anderem die Einbindung, Wiedergabe und Steuerung von DVD-Video-Content. Bereits seit den 1990ern können Schriftarten (Fonts) eingebunden werden; das ermöglicht die Textdarstellung mit einem auf dem Zielrechner nicht installierten Zeichensatz.

Text Grafik Audio Video Spezialformate

Versionen

Legende:
Alte Version
Ältere Version; noch unterstützt
Aktuelle Version
Aktuelle Vorabversion
Zukünftige Version
Version Produktname Datum Hersteller Entwicklungs- plattformen Anmerkungen und Funktionen
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: I VideoWorks 1985 MacroMind Apple Aus diesem Produkt wird später die Software „Director“ entstehen. In dieser Version nur einfarbige Grafiken.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: II VideoWorks 1987 MacroMind Apple Mehrfarbige Darstellung. Spätere Erweiterung zum Produkt „VideoWorks Interactive“, das aber nie in den Vertrieb gelangte. Integration einer einfachen, an Basic orientierten Scriptsprache.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 1.0 Director 1988 MacroMind Apple Die Software „VideoWorks Interactive Pro“ wird umbenannt zu „Director 1.0“.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.0 Director 1990 MacroMind Apple John (JT) Thompson und Erik Neumann ersetzten die ursprüngliche, von Jamie Fenton entwickelte „Tiny Basic“ Programmiersprache durch „Lingo“.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 3.0 Director 1991 MacroMind Apple Einführung der „XObjects“: PlugIn Modell, mit dessen Hilfe die Funktionalität von Director durch Dritthersteller erweitert werden konnte. Fertige Produkte konnten auf diesen Plattformen abgespielt werden: Windows 3.1, OS/2, Personal IRIS, fm towns, 3DO.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 3.1.3 Director 1993 Macromedia Apple Umbenennung der Firma MacroMind zu Macromedia. Integration von Apple Quicktime.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 4.0 Director 1994 Macromedia Apple Erweiterung von Lingo in Form von Listen und „Parent“-Scripttypen.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 4.0.1 Director 1994 Macromedia Apple PowerMac Update.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 4.0.3 Director 1994 Macromedia Windows Erste Veröffentlichung einer Entwicklungsumgebung für Windows-Systeme.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 4.0.4 Director 1994 Macromedia Apple, Windows Erste gemeinsame Version für Apple und Windows. Letzte Veröffentlichung der Entwicklungsumgebung auf 18 Floppy Disks. Im Dezember 1995 wurde das Shockwave-PlugIn veröffentlicht, mit dessen Hilfe Director-Filme im Browser abgespielt werden konnten. Das entsprechende Veröffentlichungsmodul für Director trägt den Namen „Afterburner“.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 5.0 Director 1996 Macromedia Apple, Windows Weiterentwicklung der XObjects und Umbenennung zu „Xtra“. Einführung eines Debuggers, mehrere Besetzungen. 120 Sprite-Kanäle. Einführung der MOA („Macromedia Open Architecture“).
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 6.0 Director 1997 Macromedia Apple, Windows Komplette Implementierung von „Afterburner“. Zur Erstellung von Shockwave-Dateien muss nun kein Zusatzmodul mehr herangezogen werden. Einführung von Behaviours.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 6.5 Director 1998 Macromedia Apple, Windows Update, das Probleme mit der zwischenzeitlich eingeführten Version von Quicktime 3 behob.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 7.0 Director 1999 Macromedia Apple, Windows Fast vollständige Neuprogrammierung des Produkts. Einführung von 1.000 Sprite-Kanälen, Sprite-Rotation, eingebettete Schriftsätze, Vektorformen. Für die Programmierumgebung bestand die größte Neuerung durch die Einführung einer Punktsyntax und des Multiuser Servers, mit dessen Hilfe sogar Online Rollenspiele möglich wurden.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 8.0 Director 2000 Macromedia Apple, Windows Einführung von Imaging Lingo, Überarbeitung der alten Sound-Engine und Multiuser-Server 2.0. Generelles Stabilitäts-Update.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 8.5 Director 2001 Macromedia Apple, Windows Erstmalige Importmöglichkeit von Adobe Flash Inhalten (Version 5). Einführung einer hardwareunterstützten 3D-Engine (Shockwave 3D). Update des Multiuser-Servers auf die Version 3.0.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: MX (9.0) Director 2002 Macromedia Apple, Windows Produkte sind mit macOS kompatibel. Importmöglichkeit für Adobe Flash Version 6. Einstellung des Multiuser-Servers und des Multipler Xtras.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: MX 2004 (10.0) Director 05.01.2004 Macromedia Apple, Windows Einführung von ECMAScript, einer Javascript-ähnlichen Programmiersprache und eines neuen Document object model (DOM). Erstmals kann man am Mac Runtimes für den PC kompilieren und umgekehrt. Integration von DVD-Video und DVD-Video-Steuerungsfunktionen.
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 11.0 Director 25.03.2008 Adobe Apple, Windows Nach dem Kauf von Macromedia durch Adobe (am 18. April 2005) die erste Version unter dem neuen Besitzer. Erneut grundlegende Kompletterneuerung des Tools, um die vollständige Integration von Unicode zu gewährleisten. Support für Direct X9 und Flash 8. Wiederbelebung des Multipler Servers und Multiuser Xtras. Nativer Runtimesupport für Windows Vista und auf Intel-CPUs laufenden Apple Macintosh-Systemen. Erstellen von „Universal Binares“.[3]
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 11.5 Director 23.03.2009 Adobe Apple, Windows Neue Sound-Engine mit neuen Echtzeit Audiomixern und Filtern, 5.1 Sound. Neuer Darstellertyp „byteArray“. Unterstützung von 3D Hardware-Antialiasing. Unterstützung für weitere Videoformate: H.264, MPEG-4, FLV, F4V und generell Full-HD. Streaming-Unterstützung für Ton und Video über RTMP. Audio- und Bitmap-Filter anwendbar auf Videos. Unterstützung für Mac OS X Leopard.[4][5]
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 11.5.8 Director 06.09.2010 Adobe Apple, Windows Erweiterte „Character Controller“ Fähigkeiten für 3D-Modelle, Simulation von Kleidung, Cross domain policy Verbesserungen, verbessertes 3D Hardware Antialiasing, verbesserte Audioformat Einstellungen, Unterstützung für Flash Player 10/ActionScript 3 Filme, Unterstützung für Flex/FlashBuilder, Shockwave für Mac 64 bit.[5]
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 11.5.9 Director 18.08.2011 Adobe Apple, Windows Parallax mapping, Cube mapping, Normal mapping, „Render to texture“, Collada Import.[6]
Aktuelle Version: 12.0 Director 11.02.2013 Adobe Apple, Windows Erstmals Veröffentlichung auf iOS-Geräten möglich (Apple-Entwicklungsumgebung von Director ist Voraussetzung). Stereoskopie, neue Nachbearbeitungseffekte, Texturen und Shader. Unterstützung für Flash 11.0.[7]

Letzte offizielle Version: Einstellung des Verkaufs zum 1. Februar 2017.[1]

Beispiele

Literatur

  • Daniel Kaune, Peter Kehne: Geschichtswissenschaftliche Multimedia-Produkte – Fachwissenschaftliche Chancen und Schlüsselqualifikation mit Jobgarantie, in: Jörn Kobes / Kai Ruffing / Wolfgang Spickermann (Hgg.), 20 Jahre Arbeitsgemeinschaft Geschichte und EDV (=Abhandlungen der Arbeitsgemeinschaft Geschichte und EDV (AAGE) Bd. 2), Gutenberg 2013, ISBN 978-3-940598-22-6, S. 67–79
  • Christophe Leske, Thomas Biedorf, Regina Müller: 3D mit Director, Galileo Press, 2001, ISBN 3-89842-103-1
  • Martin Kloss: Lingo objektorientiert. Director optimiert einsetzen., Galileo Press, 2001, ISBN 3-89842-219-4
  • Christophe Leske, Thomas Biedorf, Regina Müller: Director 8 für Profis, Galileo Press, 2000, ISBN 3-934358-04-7
  • Gerd Gillmaier, Joachim Gola: Director 8 Workshop, Addison-Wesley, 1999, ISBN 3-827316-76-6

Einzelnachweise

  1. @1@2Vorlage:Toter Link/blogs.adobe.comThe Future of Adobe Contribute, Director and Shockwave (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2022. Suche in Webarchiven)
  2. Shockwave Player : PC Penetration. Adobe, abgerufen am 18. Juli 2010.
  3. Macromedia Director and Adobe Shockwave Player: FAQ. Adobe, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. November 2011; abgerufen am 18. Juli 2010.
  4. Adobe Director version comparison chart. Adobe, archiviert vom Original am 31. Mai 2010; abgerufen am 26. September 2010.
  5. Top new features of Adobe Director 11.5.8. Adobe, abgerufen am 26. September 2010.
  6. New Director version. Abgerufen am 18. August 2012.
  7. Neue Funktionen in Director 12. Abgerufen am 18. März 2017.
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