Adligenswil

Adligenswil (schweizerdeutsch Adligeswil, Adligeschwil ˌɑdligəʃˈʋiːl, ˌɑdligənsˈʋiːl, kurz Adlige ˈɑdligə[5]) ist eine politische Gemeinde im Wahlkreis Luzern-Land des Kantons Luzern in der Schweiz.

Adligenswil
Wappen von Adligenswil
Wappen von Adligenswil
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Luzern Luzern (LU)
Wahlkreis: Luzern-Land
BFS-Nr.: 1051i1f3f4
Postleitzahl: 6043
UN/LOCODE: CH ADI
Koordinaten:670375 / 213709
Höhe: 538 m ü. M.
Höhenbereich: 458–750 m ü. M.[1]
Fläche: 6,99 km²[2]
Einwohner: 5504 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 787 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
12,1 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.adligenswil.ch
Adligenswil Schulanlage
Adligenswil Schulanlage

Adligenswil Schulanlage

Lage der Gemeinde
Karte von Adligenswil
Karte von Adligenswil
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Geographie

Adligenswil ist eine Streusiedlung, die nordöstlich der Stadt Luzern, auf der Nordseite des Würzebachtals liegt. Der Würzebach fliesst drei Kilometer weiter südwestlich in den Vierwaldstättersee. In Richtung Westen wird das Gemeindegebiet zum Rontal hin entwässert. Die Hauptsiedlung Adligenswil befindet sich in einer Senke zwischen dem Dietschiberg und dem Dotteberg, Stuben liegt an der westlichen Gemeindegrenze und Dottenberg am Hang des gleichnamigen Hügels. Das Dorf liegt abseits der grossen Verkehrswege, das Zentrum der Stadt Luzern ist jedoch mit Bus oder Auto in 15 Minuten erreichbar.

Der höchste Punkt der Gemeinde befindet sich auf dem Dotteberg auf 750 m ü. M., der tiefste am Würzebach an der Gemeindegrenze zu Luzern auf 458 m ü. M.

Von der Gemeindefläche sind 50,4 % landwirtschaftliche Nutzfläche, 24,3 % Wald und Gehölz und 23,6 % Siedlungsfläche (Stand 2015/2016).[6] Nachbargemeinden sind Dierikon im Norden, Udligenswil und Küssnacht am Rigi im Nordosten, Meggen im Süden, Luzern im Südwesten und Ebikon im Westen.

Geschichte

Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes, als Adelgeswiler, stammt von 1243. Der Ortsname ist zusammengesetzt aus dem ahd. Personennamen Adalgis und dem bei alamannischen Gründungen häufigen Hinterglied -wīlāri zur Bezeichnung neuer Hofsiedlungen.[5]

Bis ins 13. Jahrhundert stand Adligenswil wie auch die nächste Umgebung von Luzern unter der Herrschaft des Stiftes Luzern und der elsässischen Fürstabtei Murbach. 1291 fiel Luzern an die Habsburger. Der Meierhof Adligenswil wurde 1291 durch das Kloster Murbach an Habsburg verkauft und 1395/1406 von Luzern erworben. In der Zeit zwischen der Schlacht am Morgarten (1315) und der Schlacht bei Sempach (1386) ging der habsburgische Einfluss nach und nach zurück. 1406 erwarb Luzern die Grundherrschaft über die Vogtei Habsburg, zu der auch Adligenswil gehörte. 1861 wurde Adligenswil eine eigene Pfarrei.

Bevölkerung

Im 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung nur langsam an, und Adligenswil bewahrte so den Charakter eines ländlichen Bauerndorfes (1798–1900: +32,8 %). Bis 1960 setzte sich das langsame Wachstum fort (1900–1960: +29,9 %). Anfangs der 1970er setzte erste Bautätigkeit ein, die sich ab 1975 immer mehr verstärkte und bis 2010 dauerte. Bis zur Jahrtausendwende hatte sich die Einwohnerzahl mehr als vervierfacht (1970–2000: +425,7 %). Bis 2010 wuchs die Bevölkerung noch leicht weiter (2000–2010: +9,4 %), seither ist die Einwohnerzahl wieder leicht rückläufig (2010–2020: −0,2 %).

Mit seinen rund 5500 Einwohnern ist Adligenswil überschaubar und hat sich den ländlichen Charme erhalten. Die Leute kennen sich und pflegen Kontakt untereinander. Typisch für das Dorf sind die zahlreichen Wohnsiedlungen ohne Durchgangsverkehr. Dank dieser einmaligen Lage abseits der grossen Verkehrsachsen und der Stadtnähe geniesst Adligenswil grosse Beliebtheit als Wohngemeinde.

Quellen: 1798–1837: Helvetische und kantonale Volkszählungen[7]; 1850–1980 Volkszählungsergebnisse, 1981–2010 ESPOP, seit 2011 STATPOP

Religionen – Konfessionen

Bis weit ins 20. Jahrhundert war in Adligenswil eine fast ausschliesslich römisch-katholische Bevölkerung beheimatet. Im Jahr 1900 waren von 575 Bewohnern 572 katholisch und drei Personen protestantisch. Im Jahr 1950 waren von 712 Bewohnern 682 katholisch und 30 protestantisch. Mit dem Bevölkerungswachstum ab 1960 änderte sich dies stark.

Die beiden grössten Gemeinschaften waren im Jahr 2000 die römisch-katholische Kirche mit 3221 Mitgliedern und die evangelisch-reformierte Kirche mit 884 Mitgliedern. Damals gab es zudem noch 26 Mitglieder von ostkirchlichen und orientalischen Kirchen (umgangssprachlich Orthodoxe genannt). Die letzte klassische Volkszählung erbrachte folgende Zahlen:

Jahr Buddhisten Christen Hindus Juden Muslime Andere Religionen Konfessionslose keine Angaben Total
Zahl%Zahl%Zahl%Zahl%Zahl%Zahl%Zahl%Zahl%Zahl%
2000150,30426785,17190,3800,00911,8240,084849,661302,605010100,00 %
Quelle: Ergebnis der Eidgenössischen Volkszählung 2000

Seither gab es keine Vollerhebung mehr. Durch die Entkirchlichung ist die Anzahl der Christen seither stark geschrumpft und die Anzahl von Konfessionslosen stark angewachsen. Infolge Zuwanderung wächst ausserdem die Zahl der Orthodoxen und der Mitglieder nichtchristlicher Religionen.

Ende 2021 waren 2814 Personen oder 51,7 % der Bevölkerung römisch-katholische Christen, 765 Protestanten (14,1 %) und 1863 Übrige (34,2 %). Quelle LUSTAT[8] und [9] Anmerkung: Bei den Protestanten sind nur die Mitglieder der Kirchen im Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (Reformierte und Methodisten) einbezogen. Es gibt zahlreiche weitere protestantische Gemeinschaften (z. B. Mennoniten, Mitglieder der Heilsarmee, Baptisten, Mitglieder der Pfingstbewegung etc.), deren Mitglieder ebenso unter Übrige aufgeführt sind wie die Christkatholiken, Zeugen Jehovas, Orthodoxe und andere christliche Gemeinschaften, die Nichtchristen (meist Muslime, Hindus, Buddhisten und Juden) sowie die Konfessionslosen.

Herkunft – Nationalität

Ende 2020 zählte die Gemeinde 5471 Einwohner. Davon waren 4852 Schweizer Staatsangehörige und 619 (= 11,3 %) Menschen anderer Staatsangehörigkeit. Die grössten Zuwanderergruppen kommen aus Deutschland (210), Italien (55), Österreich (32), Portugal (28), dem Kosovo (21), Ungarn, Spanien (je 19), dem Vereinigten Königreich (18), der Niederlande (16) und der Slowakei (15).[10][11]

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat von Adligenswil in der Amtsperiode 2020–2024 setzt sich wie folgt zusammen[12][13][14]:

  • Markus Gabriel (SVP): Gemeindepräsident
  • René Lottenbach (FDP): Finanzvorsteher
  • Gisela Widmer Reichlin (SP): Bauvorsteherin
  • Ferdinand Huber (SVP): Sozialvorsteher
  • Felicitas Marbach-Lang (Die Mitte): Bildungsvorsteherin

Kantonsratswahlen

Bei den Kantonsratswahlen 2023 des Kantons Luzern betrugen die Wähleranteile in Adligenswil: SVP 23,36 %, SP (einschliesslich JUSO) 20,12 %, FDP 16,49 %, Mitte (einschliesslich Junge Mitte) 15,90 %, Grüne (mit JG und GrüneUnt) 12,64 %, glp (mit JGLP) 11,22 % und EVP 0,28 %.[15]

Bei den Kantonsratswahlen 2019 des Kantons Luzern betrugen die Wähleranteile in Adligenswil: SVP 19,41 %, SP (mit Juso) 19,35 %, FDP 18,18 %, GPS (mit JG) 15,94 %, CVP (mit JCVP) 12,79 %, und BDP 0,52 %.[16]

Nationalratswahlen

Von den bei den Schweizer Parlamentswahlen 2023 3935 Wahlberechtigten beteiligten sich 2223 Personen oder 56,49 % an der Wahl.[17] Bei diesen Wahlen betrugen die Wähleranteile in Adligenswil: SVP 22,23 %, Die Mitte 20,03 %, SP 18,67 %, FDP 17,40 %, GPS 9,59 %, glp 9,42 %, EVP 0,57 % und übrige Parteien 2,08 %.[18]

Wirtschaft

Im Jahr 2021 gab es 337 Arbeitsstätten mit 1678 Arbeitsplätzen in Adligenswil. Der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Die Landwirtschaft bietet nur noch 3,8 % der Erwerbstätigen (64 Personen) in 20 Betrieben eine berufliche Existenz. Weit bedeutender sind heute Industrie und Gewerbe mit 47 Betrieben und 309 Arbeitsplätzen und der Dienstleistungsbereich mit 270 Arbeitsstätten und 1305 Beschäftigten.[19] Die grössten Arbeitgeber sind die Druckerei Ringier und das Marktforschungsinstitut DemoScope. Insgesamt gibt es in Adligenswil 2730 Erwerbstätige. Dennoch fällt die Pendlerbilanz mit 1933 Wegpendlern (davon 51,8 % in die Stadt Luzern) und nur 897 Zupendlern (meist aus den Nachbargemeinden) negativ aus.

Verkehr

Adligenswil ist durch die Postautolinie 73 zwischen Luzern und Rotkreuz sowie die VBL-Buslinie 26 (Luzern Brüelstrasse–Adligenswil Dorf–Ebikon Ottigenbühl) erschlossen. Die nächstgelegenen Autobahnanschlüsse sind Emmen-Süd, Buchrain und Luzern-Zentrum.

Bildung

In Adligenswil besuchten (Schuljahr 2022/2023) 109 Kinder die sechs Kindergartenklassen im Sigristenhaus, Dorf und Chriesibüel. Die Schulhäuser Dorf, Kehlhof und Obmatt boten 349 Primarschülern (in 18 Klassen) und 174 Oberstufenschülern (in 9 Klassen) eine Bildungsmöglichkeit. Für den Besuch von Mittelschulen und der Universität pendeln die Lernenden in die Nachbargemeinde Luzern.

Lernende mit Schulort Adligenswil

Schuljahr
(2022/2023)
Kindergarten Primarschule Sekundarstufe,
alle Niveaus
Gesamthaft
Abteilungen618933
Lernende109349174632

aus der Gemeinde und Nachbargemeinden; Quelle LUSTAT[20]

Lernende mit Wohnort Adligenswil

Schuljahr
(2022/2023)
Kindergarten Basisstufe Primarschule Gymnasium Sekundarstufe,
Niveau A/B
Sekundarstufe,
Niveau C/D
Integrierte
Sekundarschule
Sonderschulung Gesamthaft
Lernende111036055983956674

in der Gemeinde wohnhaft; Quelle LUSTAT[21]

Sehenswürdigkeiten

Die 1825 bis 1827 von den Brüdern Josef und Franz Händle erbaute Kirche St. Martin mit klassizistischen Altären und einem Chorgestühl aus dem Biedermeier und historischem Orgelgehäuse von Kiene[22] sowie die von Wilhelm Keller 1863 in neugotischem Stil erbaute Kapelle St. Jost (St. Jodokus) mit Altargemälden von Melchior Paul von Deschwanden sind die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten. Dazu kommen verschiedene Bauernhäuser am Dotteberg, deren Architektur von nationaler Bedeutung ist.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Die Gemeinden des Kantons Luzern. Hochdorf/Basel/Luzern 1949
  • Die Luzerner Gemeinden und ihre Wappen. Chapelle-sur-Moudon 1987. ISBN 2-88114-006-8
  • Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel 1946
  • Barbara Hennig, André Meyer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Band II: Das Amt Luzern. Die Landgemeinden. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2009 (Kunstdenkmäler der Schweiz Band 116). ISBN 978-3-906131-90-0. S. 27–45.
Commons: Adligenswil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Andres Kristol: Adligenswil LU (Luzern) in: Dictionnaire toponymique des communes suisses – Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen – Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri (DTS|LSG). Centre de dialectologie, Université de Neuchâtel, Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5 und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, S. 75.
  6. Bodennutzung nach Nutzungsarten 2015/2016. In: LUSTAT Statistik Luzern. Abgerufen am 18. Januar 2024.
  7. Robert Gubler, Bevölkerungsentwicklung und wirtschaftliche Wandlungen im Kanton Luzern. Tabelle I. n. S. 112
  8. Ständige Wohnbevölkerung nach Konfessionen 2021 in absoluten Zahlen
  9. Ständige Wohnbevölkerung nach Konfessionen 2021 in Prozent
  10. Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach institutionellen Gliederungen, Geburtsort und Staatsangehörigkeit (Bundesamt für Statistik STAT-TAB)
  11. Ausländische Wohnbevölkerung nach Nationalität, Aufenthaltsstatus und Bevölkerungstyp (LUSTAT Statistik Luzern)
  12. Adligenswil – Gemeinderat. Abgerufen am 20. Februar 2022.
  13. Resultate 1. Wahlgang
  14. Resultate 2. Wahlgang
  15. https://www.lustat.ch/files_ftp/daten/kt/0003/w173_302t_kt0003_gd_d_2023.html Kantonsratswahlen: Stärke der Parteien 2023
  16. Parteistärke bei den Kantonsratswahlen 2019
  17. Nationalratswahlen 2023: Wahlbeteiligung nach Gemeinden. In: Ergebnisse Nationalratswahlen 2023. Bundesamt für Statistik, 30. November 2023, abgerufen am 18. Januar 2024.
  18. Nationalratswahlen 2023: Stärke der Parteien und Wahlbeteiligung nach Gemeinden. In: Ergebnisse Nationalratswahlen 2023. Bundesamt für Statistik, 30. November 2023, abgerufen am 18. Januar 2024.
  19. Wirtschaft und Arbeit -Beschäftigung und Arbeitsplätze. In: LUSTAT Statistik Luzern. 7. September 2023, abgerufen am 18. Januar 2024.
  20. Anzahl Klassen und Lernende
  21. Lernende der obligatorischen Schule nach Schulstufen seit 1999/2000
  22. Adligenswil – St. Martin (Hauptorgel) – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. (deutsch).
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