Adamiten
Adamiten, auch Adamianer, ist eine abwertende Bezeichnung für mehrere christlich-gnostische Gruppierungen, die den Zustand der Sündenlosigkeit vor dem Sündenfall wieder erreichen wollten.
Zum ersten Mal taucht diese Bezeichnung bei Epiphanius von Salamis (haer. 52) für eine Gruppe antinomistischer Gnostiker in Nordafrika aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. auf; durch Augustinus blieb sie bekannt und diente ab dem Hochmittelalter zur Verunglimpfung verschiedener christlicher Sondergruppen, wie der Katharer, Waldenser und Täufer.
Dazu gehörten die Brüder und Schwestern des freien Geistes und namentlich eine Gruppe der Taboriten im 15. Jahrhundert, welche nach ihrem Gründer, dem Bauern Niklas, auch Nikolaiten genannt wurden. Diese lehnten das Christentum und alle äußeren religiösen Formen ab, hatten kein Privateigentum und vertraten Formen Freier Liebe. Viele waren angeblich im Alltagsleben unbekleidet. Auch die Hussiten bekämpften im Mittelalter diese von ihrem Glauben abweichende Gruppierung genauso hart und unbarmherzig, wie sie selbst von der Umwelt bekämpft wurden. Als Adamiten wurden auch die Pikarden unter ihrem Anführer Adam Rohan bezeichnet, diese wurden 1421 vom Hussitenführer Jan Žižka geschlagen und vernichtet.
Adamiten soll es auch unter den Dissenters in England gegeben haben.
Die Anhänger von Eva von Buttlar, die sich selbst „Mutter Eva“ nennen ließ, in Altona wurden auch Adamiten genannt. Angeblich seien sie bei ihren „Zusammenkünften nacket [sic] einhergegangen“.[1]
Eine im Chrudimer Kreis (Ostböhmen) agierende „Secte der Adamiten“ (so ihre Selbstbezeichnung!) wurde zunächst 1783 erwähnt, dann wieder 1848. Damals stand die Gruppe unter der Führung ihres Oberadams Pelzmann. Der Brief an das Neue Wiener Tagblatt (veröffentlicht im November 1874), in dem es hieß, dass Adamiten den Wiener Zentralfriedhof um 9 Uhr „nach ihren Gebräuchen“ eingeweiht hätten, war wohl ein „Jux“ (so schrieb die Zeitung später selber). Soviel von der streng geheim gehaltenen Lehre seiner Mitglieder bekannt ist, glaubten sie an eine Macht als Schöpferin des Weltalls, das nun selbständig bestehe. Ihre nächtlichen Zusammenkünfte sollen sie in völliger Nacktheit gefeiert und im Übrigen untereinander bürgerliche Umgangsformen gepflegt haben.
Literatur
- Theodora Büttner, Ernst Werner: Circumcellionen und Adamiten, 2 Formen mittelalterlicher Haeresie, Akademie-Verlag, Berlin 1959, DNB 450691853 (= Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte, Band 2).
- Svatopluk Čech: Die Adamiten (Übersetzt von Josef Weinberger). Die Sonne, Dresden / Leipzig 1912, DNB 58081596X.
- Konrad Fuchs, Heribert Raab: Wörterbuch zur Geschichte. dtv, München 1992, ISBN 3-423-03364-9, S. 24.
- Josef Dobrovský: Dějiny českých pikartů a adamitů, (Z německého originalu: Geschichte der böhmischen Pikarden und Adamiten. In: Abhandlungen der Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, přeložil, výsvětlivky, ediční poznámku a doslov napsal Rudolf Havel). Odeon, Praha 1978, DNB 368913856, tschechisch.
Weblinks
Einzelnachweise
- Johann Adrian Bolten: Historische Kirchen-Nachrichten von der Stadt Altona und deren verschiedenen Religions-Partheyen, von der Herrschaft Pinneberg und von der Graffschaft Ranzau; Altona 1791; Band 2, S. 51 ff.