Adam lay ybounden
Adam lay ybounden (Adam lag gebunden) oder im Originaltitel: Adam lay i-bowndyn[1] ist ein traditionelles englisches Carol (Weihnachtslied), das wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert stammt und in mittelenglischer Sprache überliefert ist.[2]
Inhalt
Zentrales Thema des Liedes ist der Sündenfall und seine Konsequenzen: Adam (und Eva und alle Gerechten vor Christus) waren in der Unterwelt gefangen; die Zeitangabe „viertausend Winter“ entspricht der jüdischen Annahme des Schöpfungsdatums. Mit der Geburt Christi aus Maria beginnt die Erlösung auch der Gerechten des Alten Bundes. Dieses Geschehen hat Adams Sünde zur Voraussetzung und führt die Menschen in eine den Urzustand weit übersteigende Herrlichkeit. Wenn Adam den Apfel im Paradies nicht genommen hätte (vgl. Gen 3,6 ), wäre Unsere Liebe Frau – Maria – niemals Himmelskönigin geworden.
Das Lied formuliert klassische christliche Lehraussagen,[3] tut dies aber, etwa durch die Erwähnung der Kleriker und „ihres Buches“, durch die Verwendung der Volkssprache, durch häufige Wortwiederholungen und Unbekümmertheit um poetische Regeln, mit volkstümlicher Leichtigkeit.
Geschichte
Der Text stammt von einem anonymen Verfasser. Er ist in einer Handschrift der British Library erhalten.[4]
Es wird darüber spekuliert, ob der Text zu einem wandernden Minstrel (d. h. Barde, Minnesänger) gehört haben könnte. Andere Lieder in dem Manuskript sind I have a gentil cok, das berühmte I syng of a mayden und zwei Rätsellieder: A minstrel’s begging song und I have a yong suster.[5]
Der Text wurde unter anderem von Boris Ord (1897–1961), Benjamin Britten (1913–1976) in A Ceremony of Carols (1942), Norman Fulton (1909–1980), Peter Warlock (1894–1930), John Ireland (1879–1962) und Philip Ledger (1937–2012) vertont.
Der Satz von Boris Ord ist wahrscheinlich die bekannteste Version, weil er traditionellerweise der First Lesson des jährlichen Festival of Nine Lessons and Carols in der Kapelle des King’s College, Cambridge, folgt, wo Ord von 1929 bis 1957 Organist war.[6]
Englisch | Übersetzung | Reimübertragung |
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Adam lay ybounden, |
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Weblinks
- Boris Ord – Adam Lay Ybounden. The Choirs of Saint John’s Episcopal Church (2010). (YouTube-Video, 1:24 min.)
- Benjamin Britten – Adam Lay y-bounden. Coro Zenobia Música (2015). (YouTube-Video, 1:23 min.)
- Peter Warlock – Adam Lay Ybounden. Chor der St. Matthew’s Church, Ottawa, Canada (1999). (YouTube-Video, 1:25 min.)
- John Ireland – Adam lay ybounden. Capilla gótica Universidad de Deusto (2010). (YouTube-Video, 1:35 min.)
- Philip Ledger – Adam Lay Ybounden St Thomas Choir of Men and Boys (2003). (YouTube-Video, 2:31 min.)
Einzelnachweise
- hymnsandcarolsofchristmas.com, nach: Thomas Wright, Songs and carols from a manuscript in the British Museum of the fifteenth century. London: T. Richards, 1856 (Digitalisat)
- Text “probably created 15th century” (William E. Studwell: Christmas Carols. A Reference Guide. New York & London 1985, S. 10 (Nr. 30))
- Vgl. das Exsultet der Osternacht: O certe necessarium Adae peccatum, quod Christi morte deletum est! O felix culpa, quae talem ac tantum meruit habere Redemptorem! – „O wahrhaft notwendige Sünde Adams, die durch Christi Tod getilgt wurde! O glückliche Schuld, die einen solchen und so großen Erlöser erlangen sollte!“
- Sloane 2593, ff.10v-11; zur Sloane-Sammlung, siehe thescribeunbound.wordpress.com, bl.uk, The Digital Index of Middle English Verse (Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive)
- Siehe auch die englischsprachige Wikipedia unter Kategorie:Sloane Manuscript 2593
- kings.cam.ac.uk (Memento vom 21. Dezember 2013 im Internet Archive)