Aaron Isaak
Aaron Isaak, auch Aaron Isaac, Aron Isak; hebräische Namensform nach der Grabinschrift: ר' אהרן ב'ר יצחק מבריצן (* 16. September 1730 in Treuenbrietzen, Brandenburg; † 21. Oktober 1816 in Stockholm, Schweden) war Gründer der Jüdischen Gemeinde in Stockholm und erster Jude, der sich in Schweden niederließ, ohne zur lutherischen Kirche zu konvertieren.
Leben
Aaron Isaak wurde als Sohn des einzigen Schutzjuden in Treuenbrietzen, Eisek, geboren. Der frühe Tod seines Vaters (1746) zwang ihn dazu, mit Hausieren zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Schon als Jugendlicher erlernt er als Autodidakt zusätzlich das Petschierstechen und Steinschneiden bei.
Treuenbrietzen bot damals wirtschaftlich kaum Perspektiven, was bei ihm den Wunsch erwachsen ließ, in das damals aufstrebende England auszuwandern. Dazu kam es nicht, stattdessen siedelte er sich in Bützow an. Dies war wohl der seit 1713 in ihrem Witwensitz im Schloss Bützow lebende Sophie Charlotte, Landgräfin zu Hessen, Witwe des Herzogs Friedrich Wilhelm, zu verdanken, die dem reformierten Glaubensbekenntnis angehörte. Zu ihrem Hofstaat gehörte eine deutsch-reformierten Gemeinde und eine kleine jüdische Gemeinde. Zu gleich wurde sie Schutzherrin der schön in Bützow ansässigen französisch-reformierten Gemeinde. 1738 hatte sie bereits einen Rabbiner namens Jochen Gumperts, den späteren Rabbiner Chajim Friedberg, und einen Rabbiner namens Nathan Hersch oder Nathan Cohn mit Freibriefen ausgestattet und zu ihren Hofjuden bestallt und damit auch für eine sehr frühe Ansiedlung von Juden in Bützow gesorgt. 1750 wurde diese Ehre auch Aaron Isaak zu teil, der dann an ihrem Hofe als Petschierstecher tätig war. Isaak war dort allerdings unter mehreren Namen bekannt, so als Ahron, Ahrendt oder Ahron Pach. Der an der Bützower Universität tätige Orientalist und spätere Freund Isaaks, Oluf Gerhard Tychsen, erwähnte ihn in seinem „Bützowischen Nebenstunden“ gar als Rabbi Aaron Pach, einen Status, den er ganz sicher nicht erlangt haben dürfte. Wie eine landesweite Schutzgeldliste aus dem Jahr 1760 belegt, erhielten die drei Hofjuden, wie die sich später ansiedelnden Schutzjuden auch, ihre Schutzbriefe für Bützow.
Sein Privileg erhielt Isaak am 2. Oktober 1759. Mit diesem betrieb er hier einen Galanteriehandel. Er heiratete Hendel Levin, die Tochter eines Bützower Religionslehrers und hatte mit ihr zahlreiche Kinder, von denen die wenigsten später überlebten. Isaak spielte innerhalb der jüdischen Gemeinde von Bützow eine nicht unwesentliche Rolle. Nachdem der Stern des bis dahin bedeutendsten Bützower Juden, dem vorgenannten Rabbiner Chajim Friedberg, gesunken war, wurde er zweiter Rechnungsführer auf dem Judenlandtag in Crivitz 1767, später Sekretär des Distrikts Bützow und der Landjudenschaft.
Er war wohl – nach Rabbi Nathan Cohn – der zweite Vorsteher der Bützower Gemeinde. Dies dürfte auch die Erklärung dafür sein, weshalb nach etwa 1770 sein Haus das Zentrum für die regelmäßigen Gottesdienste in Bützow war. Wirtschaftliche erging es Isaaks Familie nicht gut in Bützow. Sogar die Fürspreche seines Freundes Tychsen beim Herzog vermochte seine Lage nicht zu verbessern.
Bereits während des Siebenjährigen Krieges hatte Isaaks von einem |Schwedischen Offizier erfahren, dass es dort keine Steinschneider gäbe. So entschloss er sich nach einem kurzen Aufenthalt in das damals zu Schweden gehörige Stralsund 1774 nach Schweden zu gehen. Seine Ehefrau und die Kinder ließ er jedoch in Bützow zurück, ohne weiter für sie sorgen zu können. Ihm gelang es, trotz heftigem Widerständen des städtischen Magistrats von König Gustav III selbst das Wohnrecht zu erhalten, woraufhin er auch seine Familie nachholen konnte. Er war damit der erste nicht konvertierte Jude in Schweden. Um seine religiösen Pflichten nachzukommen und als Jude leben zu können, gelang es ihm, noch weitere Verwandte und andere jüdische Glaubensgenossen nach Stockholm zu holen. Mit ihnen gründete er 1775 die erste Minjan und die jüdische Gemeinde in Stockholm und legte einen Friedhof an. Er wirkte viele Jahre als Vorsteher der gesamten schwedischen Judenheit.
Auch wirtschaftlich war ihm nun das Glück hold. Als Graveur und Medailleur wurde er zum Hoflieferanten Gustavs III. und während des Schwedisch-Russischen Kriegs durfte er die Schwedische Armee mit Lebensmitteln beliefern. Sein Schwiegersohn Eisek war inzwischen bereits Hofjuwelier des Königs. Ihm und dem angeheirateten Verwandten Michel Bendix übergab er 1802 sein Unternehmen.
Aaron Isaak verstarb schließlich am 21. Oktober 1816 in Stockholm.[1][2]
Literatur
Weblinks
- Literatur von und über Aaron Isaak im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur über Aaron Isaak in der Landesbibliographie MV
- Jüdisches Museum in Stockholm (Memento vom 5. Oktober 2011 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- Bettina Simon „Textfassung und Einleitung“: Aaron Isaak–Lebenserinnerung. Edition Heinrich, Berlin 1994, ISBN 3-89468-136-5.
- Jürgen Gramenz / Sylvia Ulmer: Aaron Isaak - Graveur und Medailleur. In: Die Juden von Mecklenburg. 29. Mai 2016 (juden-in-mecklenburg.de [abgerufen am 20. März 2024]).