4630 Bochum

4630 Bochum (4630 war die damalige Postleitzahl der Stadt Bochum) ist das fünfte Studioalbum des deutschen Musikers Herbert Grönemeyer. Es erschien erstmals am 11. Mai 1984 als Vinyl-LP bei EMI.[1]

Entstehung

4630 Bochum wurde zwischen Januar und März 1984 im EMI-Tonstudio II am Maarweg in Köln aufgenommen. Es ist das erste Album von Grönemeyer für die Firma EMI, nachdem die Firma Intercord Tonträger GmbH im Jahr zuvor seinen Plattenvertrag aufgelöst hatte. Das Album stieg am 28. Mai 1984 auf Platz 30 in die deutschen Album-Charts ein[2] und hielt sich dort 79 Wochen.[3] Während weltweit Michael Jacksons Thriller das erfolgreichste Album des Jahres wurde, ging dieser Titel 1984 in Deutschland an 4630 Bochum. Mit über 2,75 Millionen verkauften Exemplaren nimmt es unter den meistverkauften Alben in Deutschland Platz 3 ein. Es wurde 11-mal mit Gold ausgezeichnet.[4] In der Schweiz und Österreich platzierte sich das Album 13 bzw. 24 Wochen in den Charts.[5] Vor allem die Singleauskopplung Männer machte den Künstler in ganz Deutschland bekannt.

Das Cover zeigt in Blockschreibschrift mit weißer Kreide auf schwarzem Grund den einer Briefadressierung ähnelnden Schriftzug:

Herbert
Grönemeyer
4630 Bochum

Grönemeyer ist in Bochum aufgewachsen und hatte am Schauspielhaus als Musiker gearbeitet.

Inhalt und Wirkung

Nach Ansicht des Publizisten und Popmusikexperten Jürgen Stark hatte Grönemeyer bereits in seinen dem Album vorhergehenden Werken „mit der Aura des gnadenlos Bürgerlich-Bodenständigen“ linke Themen aufgegriffen. Mit 4630 Bochum sei Grönemeyer zum Ruhrpott-Kumpel geworden, der über Männer, Kinder und Alkohol so singe, wie man in rheinischen Szenekneipen denke. Die Frauenbewegung, so Stark weiter, könne „über Grönemeyers Selbsterkenntnisse als bekehrter Softie schmunzeln und sich über den Sieg freuen“.[6]

Das Rolling-Stone-Magazin zählt das Album zu einem der „50 Ereignisse, die den Rock’n’Roll veränderten“.[7] Bei einer Zuhörerwahl der besten Alben aller Zeiten des Senders WDR 2 belegte 4630 Bochum als bestes deutschsprachiges Album Platz 10.[8]

Der Titeltrack des Albums wird von vielen Bochumern als eine Art inoffizielle „Hymne der Stadt“ angesehen. Seit dem 20. März 1992 wird der Song unter anderem, neben dem Vereinslied, vor jedem Heimspiel des VfL Bochum gesungen.[9] Das Solo des Titels enthält laut Rolling Stone „einige falsche Töne, was so gut zu der Hommage an die graue, marode Grubenstadt mit dem Herzen auf dem rechten Fleck“ passt.[7]

Die Singleauskopplung Männer stellt bis heute einen der erfolgreichsten Titel Grönemeyers dar. Die Jugendzeitschrift Bravo bezeichnete den Song als „griffige Männeranmache“.[10] Für den Spiegel handelt es sich bei dem Lied um „halb Satire, halb Eloge, teils Men’s Lib, teils Chauvi-Restauration“. Der Song scheine „den Nerv aller (emanzipationsgeschädigten?) Männer getroffen zu haben“. Grönemeyer, so der Spiegel weiter, rücke „den Überbleibseln nicht-reformierter Männlichkeit wie verstopften Arterien und emotionaler Verklemmtheit […] mit harten Rhythmen zuleibe und mit einer hellen, kehligen, sich manchmal überschlagenden Stimme.“[10] Der Song wurde mehrfach gecovert oder zum Bezugspunkt für andere Songs, darunter Männer! von The Admirals.

Von dem Lied Mambo erschien im Sommer 1999 eine freie Neuinterpretation des holländischen Musikprojekts Loona mit dem Titel Mamboleo. Das spanischsprachige Lied verwendet die Melodie von Grönemeyers Song Mambo. Textlich handelt der spanische Song von einem Flirt zwischen einem Mann und einer Frau auf einer Party. Das deutschsprachige Original-Lied dagegen erzählt die Geschichte über einen Autofahrer, der verzweifelt einen Parkplatz sucht auf dem Weg zu seiner Frau. Das ursprüngliche Musikvideo in Farbe zu Loonas Mamboleo, in dem man die Sängerin mit einer ausgelassenen Partymeute tanzend an einem sommerlichen Strand sieht, gefiel Urheber Herbert Grönemeyer nicht, weshalb er die Erlaubnis zur Verwendung der Melodie seines Songs Mambo zurückzuziehen drohte. Obwohl das Video bereits veröffentlicht war und im Musikfernsehen wie Viva lief, konnte Grönemeyer erwirken, dass ein neues Musikvideo gedreht werden musste, ein schwarz-weißer Videoclip, in dem Sängerin Loona mit zahlreichen Darstellern mitten in einem städtischen Verkehrsstau tanzt.[11]

Titelliste

  1. Bochum – 3:50
  2. Männer – 4:00
  3. Flugzeuge im Bauch – 3:54
  4. Alkohol – 4:29
  5. Amerika – 3:26
  6. Für Dich da – 3:23
  7. Jetzt oder nie – 4:57
  8. Fangfragen – 4:17
  9. Erwischt – 4:01
  10. Mambo – 2:45

Singleauskopplungen

Jahr Titel
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[12]
(Jahr, Titel, , Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE  AT  CH
1984 Männer DE7
(26 Wo.)DE
CH27
(5 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 4. Juni 1984
Alkohol DE33
(10 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 8. Oktober 1984
1985 Flugzeuge im Bauch DE44
(10 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 4. Februar 1985

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Herbert Grönemeyer – 4630 Bochum. In: austriancharts.at. Hung Medien, abgerufen am 1. November 2023.
  2. Herbert Grönemeyer: 4630 Bochum, Offizielle Deutsche Charts, abgerufen am 17. Juli 2017
  3. Bayern 3 (Memento vom 22. Juni 2009 im Internet Archive)
  4. 35 Jahre Gold/Platin – Herbert Grönemeyer auf Platz 1 der offiziellen Rangliste. (Memento vom 10. Januar 2014 im Internet Archive) Musikindustrie.de, 2. Juli 2010
  5. Albumsinfos bei hitparade.ch
  6. Jürgen Stark: „Tief im Westen“: Vom Krautrock bis zur Neuen Deutschen Welle. In: Barbara Hammerschmitt, Bernd Lindner (Hrsg.): Rock! Jugend und Musik in Deutschland. Christoph Links Verlag, Berlin 2005, ISBN 978-3-86153-384-9, S. 66
  7. Magische Momente – Herbert Grönemeyer besingt Bochum (Memento vom 2. Mai 2008 im Internet Archive). Rolling Stone Magazine
  8. WDR 2 - Der Sender. - WDR 200 - NRW WÄHLT - And the winner is... In: wdr.de. Oktober 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Oktober 2007; abgerufen am 18. Januar 2021.
  9. „Bochum“ feiert Jubiläum. In: vfl-bochum.de. VfL Bochum 1848 Fußballgemeinschaft e.V., 14. August 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Februar 2017; abgerufen am 19. Januar 2021.
  10. Auch Menschen. In: Der Spiegel. Nr. 35, 1984, S. 168–169 (online).
  11. Pop Giganten: Club Sounds 90s Dokumentarfilm. Deutsche Erstausstrahlung: 2. Februar 2016 auf RTL2. In dem Dokumentarfilm äußert sich Sängerin Loona über den Konflikt mit Herbert Grönemeyer. Eine Produktion der Maxi Media Medienberatung– und Produktionsgesellschaft mbH (Köln) im Auftrag von RTL II
  12. Chartquellen: DE AT CH
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