ʻOkina

ʻOkina ist in der hawaiischen Sprache die Bezeichnung für den stimmlosen glottalen Plosiv.[1] Er wird in der Schrift durch das Zeichen ʻ wiedergegeben, das selbst ebenfalls ʻOkina oder Pazifik-Hochkomma[2] genannt wird. Es ist ein kopfstehendes Hochkomma (und ähnelt insoweit dem deutschen schließenden bzw. englischen öffnenden einfachen Anführungszeichen). Im Unterschied zu letzterem ragt es in Schriftarten, die ihm eine eigene Gestaltung zubilligen, nicht nach oben über die Versalhöhe hinaus.

»ʻŌlelo Hawaiʻi« (hawaiisch: hawaiische Sprache) in einfachen englischen Anführungszeichen, Schriftart: Linux Libertine. Die Glyphe der zwei ʻOkina ist hier deutlich von der des öffnenden Anführungszeichens unterschieden.

Das ʻOkina in polynesischen Sprachen

Das ʻOkina gibt es in vielen polynesischen Sprachen unter verschiedenen Bezeichnungen:

Sprache Landessprachlicher Name Wörtliche Bedeutung Bemerkungen
Hawaiisch ʻokina Trennung[1] offiziell
Samoanisch koma liliu umgekehrtes Komma offiziell
Tongaisch fakauʻa
(ehrend für fakamonga)
Kehlbildner offiziell
Tahitianisch ʻeta ʻetaʻeta = härten kein offizieller oder traditioneller Status, es können ' oder oder benutzt werden
Wallisianisch fakamoga Kehlbildner kein offizieller oder traditioneller Status, es können ' oder oder benutzt werden

Das ʻOkina im Hawaiischen

Da die unterschiedliche Aussprache hawaiischer Wörter zu verschiedenen Bedeutungen führt, ist die Schreibung mit ʻOkina und Kahakō eine wesentliche Voraussetzung zur Verwendung hawaiischer Namen und Begriffe.[3][4]

Die Verwendung des ʻOkina bei der Schreibung steht in engem Zusammenhang mit der Wiederbelebung des Hawaiischen seit dem Ende der 1950er Jahre. Auswirkungen hat diese Wiederbelebung auch über den Bundesstaat hinaus. So wurden im Hawaiian National Park Language Correction Act of 2000 durch den Senat der Vereinigten Staaten Nationalparks in Hawaiʻi umbenannt, wobei die Schreibung mit den (im Gesetzestext allerdings nicht benannten) Zeichen ʻOkina und Kahakō zum Gegenstand eines Bundesgesetzes wurde.[5] Auch die für geographische Namen zuständige Bundesbehörde United States Board on Geographic Names änderte seit 1995 ihre langjährige Praxis und ging zur Verwendung der hawaiischen Schreibung im Geographic Names Information System über.[6]

Das ʻOkina in anderen Sprachen

Das Zeichen wird auch in der Schreibung der usbekischen Sprache verwendet, jedoch in anderer Funktion.

Das ʻOkina in Himmelskörper-Bezeichnungen

Verschiedene in letzter Zeit benannte Himmelskörper haben Namen aus dem Hawaiischen erhalten, darunter solche, die ein ʻOkina enthalten. Beispiele sind:

Darstellung auf Computersystemen

Alte Konventionen

In reinem ASCII wird der Glottisschlag manchmal mit dem Apostroph (') angegeben, der den ASCII-Wert 39 im Dezimalsystem und 27 im Hexadezimalsystem besitzt. In den meisten Schrifttypen wird dies als ein gerader Schreibmaschinen-Apostroph wiedergegeben, wie er auch in der Datenverarbeitung verwendet wird und als Unicode-Zeichen festgelegt ist. In einigen älteren Schrifttypen allerdings, besonders in den auf Unix-Derivaten und verwandten Systemen und MS-DOS basierenden, wird das rechte einfache Anführungszeichen (englische Typographie) ausgegeben, das nicht als ʻOkina verwendet werden soll. Es ist nur eine vermeintlich bessere, eigentlich aber inkorrekte Methode, für reinen ASCII-Text U+0060 Gravis (`) zu verwenden (inkorrekt bezeichnet als “back-quote character”), der in einigen älteren Fonts ein dem linken einfachen Anführungszeichen (englische Typographie) ähnliches Zeichen ergibt. In den meisten neueren Schrifttypen ist es betont nach links geneigt und wirkt daher ungeeignet. Es führt bei alphabetischen Sortierungen von Wortlisten außerdem dazu, dass „`“ meist nach „z“ eingeordnet wird, anstatt das ʻOkina zu ignorieren, wie dies in fast allen polynesischen Sprachen angebracht wäre. Es ist aber noch nützlich als Ausweichlösung, wenn Wörter in eine Datenbank mit begrenztem Zeichenvorrat eingegeben werden sollen, damit man so das Zeichen vom Apostroph unterscheidbar halten kann.

Aktueller Standard und Übergangsprobleme

Der offizielle Unicode-Wert für den Glottisschlag ist das Unicode-Zeichen U+02BB modifier letter turned comma (ʻ) im Unicode-Block Spacing Modifier Letters, das in HTML durch die Kodierung ʻ (oder hexadezimal als ʻ) angezeigt wird.

Allerdings verhinderte die fehlende Unterstützung dieses Zeichens in älteren Fonts sowie die große Menge alter Daten in Verbindung mit Kosten und Zeitaufwand für Konvertierung die zügige Einführung und den umfassenden Gebrauch des Schriftzeichens. Mittlerweile verursacht das Zeichen allerdings keine Probleme mehr.

Tastatureingabe

Auf Tastaturen mit der Belegung E1 gemäß der deutschen Norm DIN 2137 wird das ʻOkina (d. h. das Unicode-Zeichen U+02BB) mit der Tastenfolge , (Komma) eingegeben (mit der Tastaturbelegung T2 gemäß der älteren Fassung DIN 2137:2012-06 mit der Tastenkombination Alt Gr + ,). Diese Möglichkeit resultiert aus der Designanforderung für die genannten DIN-Tastaturbelegungen, dass alle Zeichen für alle lateinschriftlichen primären Amtssprachen eingebbar sein müssen, und dass das Tongaische (im Gegensatz zum Hawaiischen eine primäre Amtssprache eines Staates) das gleiche Zeichen als fakauʻa verwendet.[9]

Einzelnachweise

  1. wörtlich: Abschneiden, Beenden, Trennung, Abtrennung, vgl. ʻOkina in Hawaiian Dictionaries
  2. Benennung und Buchstabier-Ansagewort laut DIN 5009:2022-06 Beiblatt 1, Tabelle 1 „Ergänzende Buchstabiertafel für spezielle Anwendungen“
  3. Suzanne Romaine: Signs of Identity, Signs of Discord. Glottal Goofs and the Green Grocer’s Glottal in Debates on Hawaiian Orthography. In: Journal of Linguistic Anthropology, December 2002, Vol. 12, No. 2, pp. 189–224.
  4. “The presence or absence of glottal stops and macrons changes both pronunciation and meaning, …” (S. 226); “I call particular attention to the symbols for two important elements in the spoken language: the glottal stop (reversed apostrophe) and lengthened, stressed vowels (macron). Without these symbols in the written language, pronunciation of a great many Hawaiian words cannot be determined – nor, it follows, can their meanings be accurately deciphered.”(S. VI): Mary Kawena Pūkui, Samuel H. Elbert: New pocket Hawaiian dictionary. With a concise grammar and given names in Hawaiian. University of Hawaii Press: Honolulu 1996. ISBN 0-8248-1392-8.
  5. Hawaiian National Park Language Correction Act of 2000 (S. 939) (Memento vom 14. August 2013 auf WebCite) (PDF-Datei; 123 kB) (englisch)
  6. U.S Board on Geographic Names: Collection and Dissemination of Indigenous Names (United Nations Group of Experts on Geographical Names, Twenty-third Session Vienna, 28 March – 4 April 2006, Working Paper No. 82; PDF-Datei; 18 kB), S. 3: „An example of this has been the addition of the glottal stop (okina) and macron (kahako) to placenames of Hawaiian origin, which prior to 1995 had always been omitted. The BGN staff, under the direction and guidance of the Hawaii State Geographic Names Authority, has been restoring systemically these marks to each Hawaiian name listed in GNIS.“
  7. IAU names fifth dwarf planet Haumea. IAU, 17. September 2008, abgerufen am 16. Oktober 2020.
  8. M.P.C. 112435. Minor Planet Center, 6. April 2019, abgerufen am 16. Oktober 2020.
  9. Karl Pentzlin: Deutsche PC-Tastatur erweitert für internationale Korrespondenz. In: DIN-Mitteilungen 2/2011, S. 31 ff.
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