Šanta (Gott)

Šanta (keilschriftluwisch: dŠa-an-ta-[1], sumerographisch auch dAMAR.UD; hieroglyphenluwisch: (DEUS) sà-ta[2]; lydisch Śãntaś, und möglicherweise lykisch Ḫãta) war ein luwischer Gott.

Verehrung

Die Verehrung des Gottes ist durch theophore Namen belegt, wie zum Beispiel Šanta als althethitischer Befehlshaber,[3] oder Sanduarri, ein Herrscher von Issos im frühen 7. Jahrhundert v. Chr.[4] Als Frauenname ist hethitisch Šanta-wiya „Frau des Gottes Šanta“ belegt.[5] Götze führt weitere theophische Namen auf.[6] Ferner wird der spätluwische Santa in einigen Fluchformeln angerufen. Karhuhas, Kupapas und Santas [sollen zornig auf ihn sein]“ fordert eine luwische Inschrift auf dem Fragment einer Steinschale.[7]

Geschichte

Šanta erscheint in theophoren Personennamen bereits in Texten aus dem Karum Kaneš (vor 1720 v. Chr.).[8] Der erste Nachweis des Gottes aus dem hethitischen Bereich stammt aus dem Vasallenvertrag zwischen Šuppiluliuma I. und Ḫuqqana von Ḫayaša.[9] In der Fluchformel werden außer Šanta die Innarawanteš-Götter (luwisch Annarumenzi) angerufen.[10]

Funktion

Furlani wollte in Šanta den Hauptgott des luwischen Pantheons sehen und setzte ihn mit dem Wettergott sowie mit dem hurritischen Teššub gleich.[11] Die Schreibweise von Šanta als „Stierkalb der Sonne“, dAMAR.UD, dem Sumerogramm für Marduk[9] könnte auf eine Gleichsetzung der beiden hindeuten.

Im Ritualtext des Zarpiya von Kizzuwatna gegen die Pest wird er König genannt.[12] Auch hier tauchen die „blutigen“ Annarumenzi auf, die die Gürtel der Bergbewohner tragen und gespannte Bögen halten. Šanta findet sich häufiger in Gesellschaft eines Gottes, der mit dem Sumerogramm dZababa benannt wird, wohl der luwische Gott Iyarri[13], ein Gott der Kriege und Seuchen. Sowohl Šanta als auch Iyarri tragen Bögen und Pfeile mit sich. Sie finden sich in der Gesellschaft der Marwainzi-Gottheiten, der „Dunklen“.[14] In einem Staatsvertrag Šuppiluliumas I. wird Šanta direkt nach den Kriegsgöttern und vor den Unterweltgottheiten Allatu (Lelwani) und Sonnengöttin der Erde aufgeführt, was als Hinweis darauf gesehen werden kann, dass sich in Šanta sowohl kriegerische als auch unterweltliche Aspekte vereinten.[15] Šanta nahm eine bedeutende Stelle bei der Verehrung der großen See und des mysteriösen tarmana-Meeres in einem Ritual aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. ein.[16][17] In lokalen Kulten galt die Quellgöttin Iyaya als Šantas Begleiterin.

Eine eisenzeitliche Grabinschrift aus Tabal berichtet, dass der ungenannte Bestattete durch Santa, essend und trinkend im Bett verstarb,[18] was vielleicht ein Hinweis auf seine Stellung als Totengott ist. In einer anderen hieroglyphen-luwischen Inschrift aus dem ersten Jahrtausend v. Chr. ruft ein gewisser Panuni Santa und die Marwainzi an, dass sie seine Grabstele schützen mögen.[19]

Sanda war in assyrischer Zeit der Stadtgott von Tarsus.[20]

Nachleben

Im antiken Kilikien lebte der Kult des Sandan weiter,[21] der mit dem griechischen Herakles synkretisiert wurde.[22]

Siehe auch

Literatur

  • Piotr Taracha: Religions of Second Millennium Anatolia. Harrassowitz, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-05885-8.

Einzelnachweise

  1. Ritual des Zarpija von Kizzuwatna Zeile 84; Benjamin Schwartz, The Hittite and Luwian Ritual of Zarpiya of Kezzuwatna. Journal of the American Oriental Society 58/2, 1938, 334–353
  2. KULULU2, A1-B2, nach J. D. Hawkins, The Hieroglyphic Luwian Word “to die”. Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 94, 1/2 1980, 113
  3. Maciej Popko: Völker und Sprachen des Alten Anatoliens, http://www.sorbzilla.de/aorient/voelkersprachenanatol.pdf, S. 58
  4. J. D. Bing, Alexander's Sacrifice dis praesidibus loci before the Battle of Issus. Journal of Hellenic Studies 111, 1991, 150
  5. Maciej Popko, Völker und Sprachen des Alten Anatoliens, http://www.sorbzilla.de/aorient/voelkersprachenanatol.pdf, S. 15
  6. Albrecht Goetze, The linguistic Continuity of Anatolia as shown by its Proper Names. Journal of Cuneiform Studies 8/2, 1954, 53
  7. J. D. Hawkins, Kubaba at Karkamiš and elsewhere. Anatolian Studies 31, 1981, 174; Inschrift 31b
  8. Piotr Taracha: Religions of Second Millennium Anatolia. Wiesbaden 2009, S. 26 f.
  9. Volkert Haas: Geschichte der hethitischen Religion, Brill academic pub., ISBN 978-9004097995, S. 408 Online
  10. KUB 9.31 Vs I, II
  11. G. Furlani, La Religione degli Ittiti, Bologna 1936
  12. Zeile 84; Benjamin Schwartz, The Hittite and Luwian Ritual of Zarpiya of Kezzuwatna. Journal of the American Oriental Society 58/2, 1938, 334–353
  13. Piotr Taracha: Religions of Second Millennium Anatolia. Wiesbaden 2009, S. 100.
  14. Piotr Taracha: Religions of Second Millennium Anatolia. Wiesbaden 2009, S. 113.
  15. Piotr Taracha: Religions of Second Millennium Anatolia. Wiesbaden 2009, S. 113 f.
  16. Piotr Taracha: Religions of Second Millennium Anatolia. Wiesbaden 2009, S. 114.
  17. Volkert Haas: Geschichte der hethitischen Religion (= Handbuch der Orientalistik. Band 1,15). Brill, Leiden 1994, ISBN 978-9-004-09799-5. S. 467
  18. J. D. Hawkins, The Hieroglyphic Luwian Word “to die”. Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 94, 1/2 1980, 113
  19. Piotr Taracha: Religions of Second Millennium Anatolia. Wiesbaden 2009, S. 114.
  20. Stephanie Dalley, Sennacherib and Tarsus. Anatolian Studies 49 (Anatolian Iron Ages 4, Proceedings of the Fourth Anatolian Iron Ages Colloquium held at Mersin, 19-23 May 1997) 1999, 74
  21. Maciej Popko, Völker und Sprachen des Alten Anatoliens, http://www.sorbzilla.de/aorient/voelkersprachenanatol.pdf, S. 58
  22. Réne Lebrun, L'Anatolie et le monde phénicien du Xe au IVe siècle av. J.-C. In: E. Lipiński, Studia Phoenicia 5, Phoenicia and the East Mediterranean in the First Millennium B C. Louvain 1987, 23–33
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