Święciechowo

Święciechowo (deutsch Grünhof, Gemeinde Lowin; auch Grünhoff) ist ein Wohnplatz in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Der Ort wurde im 19. Jahrhundert unter Ludolph von Beckedorff ein Zentrum der römisch-katholischen Diaspora in der Provinz Pommern.

Święciechowo
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Święciechowo (Polen)
Święciechowo (Polen)
Święciechowo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Łobez
Gmina: Resko
Geographische Lage: 53° 43′ N, 15° 25′ O
Einwohner:
Telefonvorwahl: (+48) 91
Kfz-Kennzeichen: ZLO
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów



Ortseingang mit Ortsschild (2013)

Geographische Lage

Der Ort liegt in Hinterpommern, etwa fünf Kilometer südlich der Stadt Resko (Regenwalde), mit der er durch eine Landstraße verbunden ist. Die unmittelbaren Nachbarorte sind im Norden Ługowina (Lowin) und im Osten Dorowo (Dorow). Westlich und südlich liegt das Waldgebiet Raddower Heide.

Geschichte

Der Gutsbezirk Grünhof trat ins Licht einer breiteren Öffentlichkeit, nachdem er 1827 von Ludolph Beckedorff erworben worden war. Beckedorff war leitender preußischer Beamter gewesen, zuletzt Generalbevollmächtigter der Universität Berlin, trat aber zum Katholizismus über und wurde daraufhin aus dem preußischen Staatsdienst entlassen. In Grünhof widmete sich Beckedorff der Landwirtschaft, er gründete 1831 den Regenwalder Landwirtschaftlichen Verein.[1] 1840 wurde er durch König Friedrich Wilhelm IV. in den preußischen Staatsdienst zurückberufen, in den Adelsstand erhoben und 1842 zum Präsidenten des neuerrichteten preußischen Landesökonomiekollegiums gemacht.[2] Beckedorffs Zuckerfabrik in Grünhof produzierte jährlich bis zu 260 Tonnen Zucker, der Reingewinn betrug in den 1840er Jahren jährlich über 900 Taler.[3]

Ab 1855 ließ von Beckedorff in Grünhof eine katholische Kirche errichten, die 1859 vollendet wurde. 1857 gründete er hier das St. Aloysiusstift, was die erste Klostergründung in Pommern seit der Reformation war. Es wurde 1861 mit Borromäerinnen aus dem Kloster Trebnitz besetzt. Die Borromäerinnen richteten hier eine Volksschule und ein Waisenhaus ein, von hier aus erfolgte auch die Gründung katholischer Kinderheime in Stralsund (1862) und Stettin (1867). Im Dezember 1864 wurden in Grünhof 207 Personen gezählt.[4]

1914 wurde in Grünhof auch ein Krankenhaus mit Altenpflegeheim eingerichtet. 1927 fand in Grünhof der Pommersche Katholikentag statt.

Vor 1945 gehörte Grünhof zur Landgemeinde Lowin im Kreis Regenwalde der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee die Region. Kurz darauf wurde Lowin mit Grünhof von der Sowjetunion der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es wanderten nun Polen zu. Soweit die Dorfbewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der nachfolgenden Zeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben. Der deutsche Wohnort Grünhof wurde in Święciechowo umbenannt.

Zunächst blieben die Kirche und ein Bauernhof erhalten.

Söhne und Töchter des Ortes

Literatur

  • Grünhof, Rittergut, Kreis Regenwalde, Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912 , sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Grünhof (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 338–339, Nr. 20.
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwald, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 723–726.
  • Johannes Hinz: Pommern. Lexikon. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-185-6, S. 141–142.
  • Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Flechsig-Buchvertrieb, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-439-X, S. 143.

Fußnoten

  1. Martin Wehrmann: Geschichte von Pommern. Band 2. 2. Auflage. Verlag Friedrich Andreas Perthes, Gotha 1921, S. 292. (Nachdruck: Augsburg 1992, ISBN 3-89350-112-6)
  2. Emil Julius Hugo Steffenhagen: Beckedorff, Ludolph von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 219 f.
  3. Thomas Stamm-Kuhlmann: Pommern 1815 bis 1875. In: Werner Buchholz (Hrsg.): Deutsche Geschichte im Osten Europas. Pommern. Siedler Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-88680-272-8, S. 402.
  4. Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin 1864 – 9. Kreis Regenwalde. Berlin 1866, S. 10, Nr. 51.
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