Ökoworld

Die Ökoworld AG ist ein Unternehmen im Bereich ethisch-ökologischer Fonds mit Sitz in Hilden (Nordrhein-Westfalen).

Ökoworld AG
Rechtsform AG
ISIN DE0005408686
Gründung 1975[1]
Sitz Hilden, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Katrin Hammerich
  • Andrea Machost
  • Torsten Müller
Mitarbeiterzahl 43[2]
Umsatz 32,9 Millionen Euro[2]
Branche Finanzdienstleistung
Website www.oekoworld.com
Stand: 31. Dezember 2022

Das Unternehmen wurde 1975 als GbR gegründet und hieß bis 2013 Versiko AG. Die Ökoworld AG ist der Mutterkonzern der Kapitalverwaltungsgesellschaft Ökoworld Lux S.A. mit Sitz in Luxemburg, die unterschiedliche Investmentfonds auflegt; hierzu gehört der 1996 aufgelegte Fonds Ökoworld Ökovision Classic, der als Pionier im Bereich ethisch-ökologischer Fonds gilt.[3] Ende August 2023 hatte dieser Fonds (als Anteilsklasse C) ein Volumen von über 1,9 Milliarden Euro.[4]

Geschichte

1975 gründeten Alfred Platow und der Mathematiker Klaus Odenthal in Hilden die „Alfred & Klaus – kollektive Versicherungsagentur“, die schließlich 1982 in Versiko (Versicherungskollektiv) umbenannt wurde – zunächst als GbR; später wurde die Gesellschaft eine GmbH und schließlich 1995 eine AG.[5][6][7]

Die Versiko AG gewann im Laufe der Zeit rund 50.000 Kunden, baute ein Filialnetz in zehn Städten auf und hatte zeitweise 70 Versicherungsvertreter bzw. Vermögensberater.[8] Die Versiko AG ging 1999 im Freiverkehr an die Börse.[7]

1995 wurde in Luxemburg die Ökovision Lux S.A. als Kapitalanlagegesellschaft eingetragen – mit Unterstützung von der Versiko AG und der Ökobank.[7] 1996 wurde der erste Fonds unter dem Namen Ökovision herausgegeben.[5] Dieser Investmentfonds wurde später in Ökoworld Ökovision Classic umbenannt.

Im Jahr 2000 übernahm die Versiko AG 100 % der Anteile der Kapitalverwaltungsgesellschaft Ökovision Lux S.A., die 2003 in Ökoworld Lux S.A. umbenannt wurde.

Am 3. November 2000 wurde die Sonne + Wind Beteiligungen AG gegründet, die sich als „erste deutsche Beteiligungs-AG für erneuerbare Energien“ bezeichnete; die Versiko AG war Hauptaktionärin. Die Sonne + Wind Beteiligungen AG versprach zweistellige Renditen und warb neues Kapital in Höhe von 10,5 Millionen Euro ein. Als Referenzen für das geplante Unternehmensmodell nannte Vorstandschef Platow die Aktiengesellschaften Plambeck (heute PNE Wind), Solarworld, Energiekontor und Umweltkontor.[9] Doch der für 2001/2002 vorgesehene Börsenstart verzögerte sich.

Einen Rückschlag erlitt die Versiko AG mit dem Niedergang ihres Partners, der Ökobank, ab dem Jahr 2000. Nach dem erfolgreichen Aufbau eines Filialnetzes in Deutschland kam es im Zuge der Finanzkrise ab 2007 erneut zu einem Einbruch und die Zusammenarbeit der Versiko AG mit der belgisch-niederländischen Bank Fortis, die nach misslungener Übernahme von ABN Amro aufgespalten wurde, war nicht erfolgreich. Daraufhin wurde das Filialnetz aufgegeben und den meisten der rund 110 Mitarbeiter der Versiko AG gekündigt[10]. Ab 2010 erfolgte die Kundenbetreuung nur noch von der Zentrale in Hilden aus.

2008 war die Sonne + Wind Beteiligungen AG trotz weltweiter Finanzkrise an die Börse gegangen. Die Versiko AG blieb zunächst Hauptaktionärin. Die erhofften Gewinne der rund 8 Millionen Aktien, die mit einem Nennwert von einem Euro ausgegeben worden waren, blieben jedoch aus. Der Kurs lag 2016 nur noch bei 2,5 Cent.[11] Im Laufe der Zeit kam es zu Umstrukturierungen.

Im Dezember 2013 haben Aufsichtsrat und Vorstand der Versiko AG den Aktionären empfohlen, den Namen versiko AG in Ökoworld AG zu ändern; dieser Vorschlag wurde angenommen.[12]

2014 wurde der etwa 40 % entsprechende Anteil an der Sonne + Wind Beteiligungen AG von der Ökoworld AG an die Cresces Clean Technologies GmbH & Co. KGaA verkauft und eine weitere Kooperation vereinbart.[13] Es folgte eine Restrukturierung, schließlich wurde das Unternehmen 2017 nach weiteren Problemen liquidiert.

2023 verkündete Gründer Alfred Platow in einer Anzeige in der wochentaz-Ausgabe vom 29. April 2023, dass Ökoworld die „Gebühren“ für festgeklebte Klimaaktivisten der Letzten Generation und anderer übernehmen wolle. Ökoworld gehöre der Initiative zwar nicht an, möchte aber die Proteste für Klimaschutz unterstützen. Das Unternehmen präzisierte später in einer Pressemitteilung, die in manchen Bundesländern Deutschlands und Österreichs verhängten Geldstrafen und Strafgelder für die Loslösung vom Straßenbelag übernehmen zu wollen.[14][15] Die Letzte Generation äußerte sich positiv über „das erste börsennotierte Unternehmen, das in den zivilen Widerstand“ der Organisation investiere.[16][17] Ökoworld zog die Ankündigung jedoch einen Tag später wieder zurück und begründete dies mit öffentlichen Anfeindungen.[18]

Am 4. August 2023 teilte der Aufsichtsrat mit, dass Vorstandsvorsitzende Alfred Platow mit sofortiger Wirkung von seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender freigestellt ist. Der Aufsichtsrat begründete die Trennung mit „sofortiger Wirkung“ mit „unterschiedlichen Vorstellungen über die künftigen Entwicklung des Unternehmens“ und mit einem Generationswechsel an der Führungsspitze. Die Vorstandsaufgaben wurden von Katrin Hammerich, Andrea Machost und Torsten Müller übernommen, die alle schon dem Vorstand angehörten und Ökoworld nun im Team führen. Auch der als Chief Marketing Officer, Chief Customer Officer und Bereichsleiter Bankenvertrieb zuständige Gunter Schäfer wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Alfred Platow bleibt noch Verwaltungsratsvorsitzender der Kapitalverwaltungsgesellschaft Ökoworld Lux S.A.[1]

Produkte und Unternehmensphilosophie

Die Ökoworld AG bietet über die in Luxemburg ansässige hauseigene Kapitalverwaltungsgesellschaft Ökoworld Lux S.A. fünf verschiedene Fonds an, darunter Ökoworld Ökovision Classic, Ökoworld Growing Markets 2.0, Ökoworld Klima, Ökoworld Rock'n'Roll sowie Ökoworld Growing Water for Life.

Daneben bietet die Ökoworld AG Dienste als Versicherungsmaklerin und Fondsberaterin (Eigenprodukte) sowie im Direktvertrieb Produkte in der Altersversorgung an (betriebliche Altersversorgung (baV), klassische Rentenversicherungen, Fondsrenten, Investmentfonds).[19]

Grundansatz der Unternehmens ist laut eigenen Angaben eine relativ unabhängige Prüfung von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Ethik und sozial-ökologische Standards. Dazu gibt es einen Ausschuss, den Ökoworld Sustainability Research[20], der zunächst Profile möglicher, geeigneter Unternehmen für das Portfolio erarbeitet. Aus diesem Pool bewerten dann laut Ökoworld „unabhängige, ehrenamtliche Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Umwelt und Verbraucherschutz fortlaufend, welche dieser Unternehmen aktuell die festgelegten Kriterien erfüllen.“ Erst aus dieser Auswahl werden dann die Fonds durch die Fondsmanager (mit Hinblick auf Renditeaussichten) ausgewählt.[21]

Einschätzungen und Kritik

Ein Betroffener verglich die Machenschaften der Versiko-Agenturen in den frühen 2000er Jahren mit der AWD von Carsten Maschmeyer und der MLP AG.[8]

2011 bewertete Ökotest den Fonds Ökoworld Ökovision Classic im Vergleichstest mit 73 Aktienfonds; er erhielt fünf grüne Sterne sowie die Gesamtnote 1,0.[22]

2014 untersuchte die Verbraucherzentrale den Bereich ethisch-nachhaltiger Fonds. Dem Hauptfonds Ökoworld Ökovision Classic wurde hierbei eine sehr hohe Transparenz bescheinigt; zudem erfüllte er als einziger Fonds der Untersuchung deren Ausschlusskriterien (Ausschluss von Kinderarbeit, Umweltzerstörung usw.) zu 100 Prozent. Die Verbraucherzentrale schreibt dazu: „Es steht der Fonds vorn, der am strengsten Anteilsscheine von Unternehmen mit problematischen Geschäftspraktiken ausschließt.“[23]

Der Fonds Ökoworld Ökovision Classic hat mit bis zu 5 % Ausgabeaufschlag und 2,45 Prozent jährlichen Kosten eine relativ hohe Kostenstruktur; Alfred Platow führt dies auf die „konsequente Anlagestrategie“ zurück.[24]

Auszeichnungen (Auswahl)

Der Fonds Ökoworld Ökovision Classic gewann jeweils mehrfach den Deutschen Fondspreis (2013, 2014, 2018, 2019) sowie den Österreichischen Fondspreis (2014, 2018, 2019). Zwischen 2011 und 2019 wurde der Fonds zudem mit dem Europäischen Transparenzlogo ausgezeichnet.[22]

Der Fonds Ökoworld Klima gewann im Jahr 2020 den Deutschen Fondspreis sowie den Österreichischen Fondspreis.[22]

Der Schwellenländerfonds Ökoworld Growing Markets 2.0 erhielt 2017 den Financial Advisor Award 2017 der Finanzzeitschrift Cash-Magazin im Bereich Investmentfonds.

Mit dem Österreichischen Umweltzeichen wurden 2014 die Fonds Ökoworld Ökovision Classic sowie Ökoworld Growing Markets 2.0 ausgezeichnet.[22]

Einzelnachweise

  1. Daniel Mohr: Ökoworld entlässt Mister Grüne Geldanlage. In: FAZ. 4. August 2023, abgerufen am 22. September 2023.
  2. ÖKOWORLD AG Hilden – Jahresabschluss zum 31. Dezember 2022 und Lagebericht für das Geschäftsjahr 2022 mit Bestätigungsvermerk des unabhängigen Abschlussprüfers. Letzte Unternehmensberichte Ökoworld AG Vz. In: Börse Frankfurt. Abgerufen am 4. August 2023.
  3. Fonds unter der Lupe: Was der Pionier unter den Ökofonds leistet. Abgerufen am 13. August 2020.
  4. Ökoworld Ökovision Classic, ein Investmentfond der Ökoworld Lux S.A., Fondsinformationen. (PDF) 31. August 2023, abgerufen am 22. September 2023.
  5. Nadine Oberhuber: Der Pionier der Ökofonds. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. Januar 2014, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  6. „Man of the Month“: Alfred Platow, Vordenker und „Erfinder“ der ökologischen Anlagen. finanzpraxis.com, 8. Oktober 2010, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  7. Ideengeber und Gründer der Ökoworld AG. Selbstdarstellung. oekoworld.com, 22. März 2012, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  8. Tarik Ahima: Kündigungs-Welle bei Versiko. Die Tageszeitung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 26. Oktober 2018.
  9. Beteiligungsprospekt RöhlfsPartner Management Consultants
  10. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 12. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bookhouse.me DER SPIEGEL 15/2016, Seite 64
  11. boerse-berlin.de abgerufen am 12. Januar 2017
  12. Historie
  13. Sonne + Wind Beteiligungen AG / Schlagwort(e): Fusionen & Übernahmen/Vereinbarung
  14. Die ÖKOWORLD übernimmt nachweislich gezahlte Strafgebühren für Klimakleber:innen. In: Ökoworld. 2. Mai 2023, abgerufen am 3. Mai 2023.
  15. ÖKOWORLD übernimmt nachweislich gezahlte Strafgebühren für Klimakleber:innen / Klimaprotest wird teuer - Bundesländer lassen Klimaaktivist:innen teilweise selbst für Einsatz bezahlen. Abgerufen am 3. Mai 2023.
  16. Aktiengesellschaft zahlt alle Strafen der Letzten Generation. Noch mehr Protestierende zu erwarten. Pressemitteilung vom 3. Mai 2023. In: Letzte Generation. 3. Mai 2023, abgerufen am 3. Mai 2023.
  17. Ökoworld pro Klimakleber: Unternehmen zahlt Strafen der »Letzten Generation«. In: Der Spiegel. 3. Mai 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 3. Mai 2023]).
  18. Christian Rath: Finanzielle Hilfe für Letzte Generation: Ökoworld macht Rückzieher. In: Die Tageszeitung: taz. 4. Mai 2023, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 4. Mai 2023]).
  19. Ökoworld: Womit verdient die Ökoworld ihr Geld. 13. August 2020, abgerufen am 13. August 2020.
  20. ÖKOWORLD Sustainability Research. Abgerufen am 13. August 2020.
  21. ÖKOWORLD. Abgerufen am 13. August 2020.
  22. Historie - PDF
  23. 11 Februar 2019 von Stefan Terliesner Kategorien: Finanzen: Grüne Fonds von Ökoworld: „Ökologie muss auch ökonomisch sein“. 11. Februar 2019, abgerufen am 13. August 2020 (deutsch).


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