Ökonomie 3.0

Als Ökonomie 3.0 bezeichnen einige Autoren eine sich infolge der digitalen Revolution und Web 2.0 abzeichnende neue Ökonomie. Diese soll sich durch partizipative Entwicklungs- und dezentrale Produktionsstrukturen auszeichnen.

Die Kunden formulieren ihre Bedürfnisse im Internet und suchen u. a. mittels sozialen Netzwerken Gleichgesinnte und scharen rund um ihr Anliegen eine Menge potentieller Kunden. Wachsame Firmen nehmen dieses Bedürfnis auf und entwickeln das gewünschte Produkt oder die Interessenten sammeln per Crowdfunding das Geld für die selbständige Entwicklung des Produktes.

Bei der Herstellung von Produkten zeichnet sich dank erschwinglichen 3D-Druckern ebenfalls eine Dezentralisierung ab. Übers Internet lassen sich selbst entworfene Teile oder gar Produkte ausdrucken und per Post zusenden oder mit einem persönlichen 3D-Drucker gleich in der eigenen Wohnung herstellen. Nach Meinung der Autoren untergräbt dies die bisherigen Produktionsstrukturen und demokratisiert die Produktionsprozesse.

Begriff

Im Vergleich lassen sich die drei Wirtschaftssysteme Ökonomie 1.0, Ökonomie 2.0 und Ökonomie 3.0 nach Oliver Fiechter wie folgt abgrenzen:

Ökonomie 1.0Ökonomie 2.0Ökonomie 3.0
Art der Bedürfnissephysisches Überlebenmenschlicher Wohlstandimmaterieller Wohlstand
treibende KraftWunsch nach EntwicklungWunsch nach VerwirklichungWunsch nach Anerkennung
Art der Arbeitkörperliche/manuelle Arbeitrepetitive Arbeitgeistige, kreative Arbeit
dominierender BeschäftigungsfaktorLandwirtschaftIndustrieDienstleistungen
wichtigste KapitalformBoden: natürliches KapitalMaschinen: materielles KapitalMenschen: immaterielles Kapital
Stadium der Wissensgesellschaftmündliche Gesellschaftschriftliche Gesellschaftdigitale Gesellschaft
geografischer Fokuslokalnationalglobal
Fokus in der Organisation der Bedürfnisbefriedigungproduzierenkonsumierentauschen
SystemzweckProduktionssystemVerteilsystemInteraktionssystem
Markt als ...Nahrung gegen Arbeit, Märkte identifizierenGut gegen Geld, Preise identifizierenIdentität gegen Identität, Gemeinschaften identifizieren
SystemtugendFleiss und GehorsamRationalitätIdentität
Arbeitsverhältnisselbständig, evtl. unter Herrschaft FeudalherrenArbeitnehmer und ArbeitgeberMitunternehmer
Kunde alsMassenwesenEmpfängerCo-Produzent
Eigentum, Gewinndefinition und -verwendungUnternehmerUnternehmer und AktionäreKunden, Investoren, Mitarbeitende, Öffentlichkeit
politischer ImperativDemokratisierungLiberalisierungIntellektualisierung

Literatur

  • Chris Anderson: Makers – The New Industrial Revolution. Random House, London 2012.
  • Oliver Fiechter: Die Wirtschaft sind wir. Stämpfli-Verlag, Bern 2012.
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